Torchwood: Children of Earth (provisorische Auswertung)
Children of Earth ist die dritte Staffel von Torchwood. Die fünf Folgen werden innerhalb von fünf Tagen gesendet – was auch sehr gut ist, die 24 Stunden bis zur nächsten Folge sind nämlich schon mehr als zu lang angesichts dieses Cliffhangers. Man verzeihe mir, wenn ich momentan etwas konfus schreibe, aber: Alter Falter. Hätte ich nicht gedacht, dass Russel T Davies (abgekürzt RTD) noch sowas geiles schreiben kann, wo die letzten Specials von Doctor Who ja doch eher nicht ganz so toll waren, verglichen mit dem, was man sonst gewohnt ist. Die erste Folge war urst witzig, viehisch spannend und voller Überraschungen. Und natürlich wesentlich komplexer, als eine normale Torchwood-Folge. Das ist der Vorteil einer kurzen Staffel, deren Story zusammenhängend erzählt werden kann. Meine Fresse, ich bin ganz platt. Hoffentlich wird das jetzt nicht schlechter. Eine genauere Auswertung kommt dann nach Genuss aller Folgen, ich glaub, alles andere wäre sonst zu Spoiler-haltig.
So, jetzt hat RTD es geschafft. Ich bin ein nervliches Wrack, angesichts dieses Cliffhangers und überhaupt angesichts dieser Folge. Sowas beklemmendes hab ich im Whoniverse noch nicht gesehen. OK, Midnight ist auch beklemmend, aber Day Four ist viel schlimmer, da tatsächlich realistisch. Jetzt ist Torchwood wirklich Doctor Who für Erwachsene, denn das könnte man in Doctor Who einfach nicht machen, das wär zu hart. Kein Blut oder dergleichen, einfach nur unglaublich kaltherzige, grausame Schreibtischtäter. Und dann hat RTD mal wieder sein liebstes Hobby ausgelebt: Charaktere umgebringen, die der Zuschauer liebgewonnen hat. Mit anderen Worten: Die Folge war genial. Ich hatte anfangs ernsthafte Befürchtungen, dass Children of Earth irgendwann abfällt, aber das tut es einfach nicht. Jetzt bin ich noch gespannt, ob ich mit meinem Tipp richtig liege, welche Aliens das sind (unsympathische Gasatmosphäre als Lebensraum, Extremitäten, die Krabbenscheren sein könnten... klingelt es bei den Kundigen?). Aufgrund widriger äußerer Umstände (Konzert von Farin Urlaub) kann ich Day Five dummerweise erst Sonnabend sehen, also erst in ca. 32 Stunden und nicht in 22. Ich geh krachen. Bisher lässt sich Children of Earth also mit einem brilliant fantastic zusammenfassen, um mal einen bekannten Zeitreisenden zu zitieren. Meine Angst vor der letzten Folge nimmt aber stetig zu. Ich hab keine Ahnung, wie die aus der Scheiße rauskommen wollen, bzw. wie es danach mit Torchwood überhaupt weitergehen soll. Womöglich packt RTD den Reset Button aus (sähe ihm ähnlich), Womöglich zieht er jetzt alles knallhart durch (sieht ihm auch ähnlich). Auf jeden Fall gibt es mehr als genug Möglichkeiten, Day Five in den Sand zu setzen, und sei es "nur" durch RTDs üblichen Hang zum Bombast in Staffelfinalen.
Kurz nach Genuss der letzten Folge muss ich sagen: Genial. Vor allem: Kein Resetbutton. Das seh ich zwar auch mit einem weinenden Auge – die britische Taschentuchindustrie dürfte diese Woche ein kräftiges Umsatzplus eingefahren haben – aber für die Story war das natürlich genau das richtige. Torchwood kann nach dieser Staffel ad acta gelegt werden, weil die letzte Szene richtig schön abschließend war und Children of Earth gleichzeitig so ein Meisterwerk ist, dass das hier einfach nicht zu toppen ist. Die Darreichungsform als Miniserie war Gold wert, in einer Staffel mit Einzelfolgen hätte sowas gar nicht funktioniert und auf mehr Folgen hätte man die Handlung auch nicht strecken können. Einfach nur genial. Irgendwann war auch nicht mehr das Alien das erschreckende, sondern die Menschen. Das war streckenweise extrem harter Tobak. Also einfach nur genial, und ich bin jetzt sogar mit RTD versöhnt, auch wenn ich nicht glaube, dass er bei Doctor Who auf den Staffel-/Ära-End-Bombast verzichten will. Auf jeden Fall hat der Mann bewiesen, dass er auch anders kann, als man es von ihm erwartet. Ich bin ja sonst große Verehrerin von Steven Moffat, aber sowas hätte der Großmeister nicht schreiben können. Erstmal gab es RTD-typisch sehr bewegende Todesszenen liebgewonnener Figuren (ja, ich habe sogar ein Tränchen wegen Frobisher verdrückt) und zum anderen ist Moffats Grusel zwar extrem effektvoll, aber letztenendes harmlos. Ich bin immer noch geplättet und muss zur Beruhigung erstmal ein Kochrezept posten.
Update: Die richtige Auswertung von Children of Earth (oder Kinder der Erde, wie es auf Deutsch heißt) findet sich hier.