Torchwood: Captain Jack Harkness

Captain Jack Harkness kommt von allen Folgen der ersten Staffel der Stimmung der Mutterserie am nächsten. Die Folge ist wunderbar timey wimey und überhaupt ruft das Jahr 1941 bei den meisten Fans schöne Erinnerungen an gruselige kleine Kinder mit Gasmasken und Jacks ersten Auftritt im Whoniversum vor. Dazu kommt, dass in dieser Episode ein Teil der Vorgeschichte von Jack erkundet wird, von dem man auch als Doctor-Who-Fan noch nichts so richtig wusste1: Hier wird der Mann vorgestellt, dessen Identität Jack in seiner Zeit als freischaffender Betrüger angenommen hat.

Jack und Tosh wollen Geistererscheinungen in einem Ballsaal untersuchen. Unversehens landen sie durch eine Zeitanomalie bei einem Tanzabend im Jahr 1941. Dort lernen sie den Mann kennen, dessen Namen und Identität Jack einst angenommen hat. Gwen fährt derweil in unserer Zeit zu dem verlassenen Ballsaal, wo sie einen Mann findet, der beunruhigenderweise in der Zeit zu reisen scheint.

Für Jack war der Zweite Weltkrieg eine sehr prägende Phase. Seine Begeisterung, plötzlich wieder in dieser Zeit gelandet zu sein, war deshalb schön anzusehen. Reine Torchwood-Fans könnte diese Folge auf eine falsche Fährte locken, denn Jacks Aussagen erwecken womöglich eher den Eindruck, er stamme aus dem zweiten Weltkrieg (allerdings gab es schon in Out of Time die Bemerkung, dass er in der Zukunft geboren ist). Mir als Doctor-Who-Fan ging regelrecht das Herze auf angesichts der vielen unauffälligen Anspielungen auf Jacks Reisen mit dem Doctor – das fängt an mit der Selbstverständlichkeit, mit der sich der zeitreiseerfahrene Jack an die lokalen Gegebenheiten anpasste, ging weiter der verschlüsselten Erwähnung von Jacks Rettung durch Rose und hört auf mit den dicken Kabeln, die unter dem Fußboden rausgeholt wurden und dem sich auf- und abbewegenden Teil der Rift-Maschine, was an die Mittelsäule der TARDIS-Konsole erinnert2. Obwohl hier ganz klar Jack im Mittelpunkt steht, ist auch der Rest vom Team in die Handlung eingebunden, allen voran Tosh, die unvorbereitet eine Zeitreise mitmacht (und eine wahrhaft popelige Gleichung an ihre Kollegen in der Zukunft übergeben muss). Interessanterweise teilt sie im Nachhinein das Schicksal vieler Companions des Doctors: Obwohl die Zeitreise nicht ganz ungefährlich war, fand sie diesen Einblick in eine andere Welt wunderschön. Auch Gwen, die sich bisher nicht immer duch übermäßige Kompetenz hervorgetan hat, leistet gute Arbeit. Nicht zuletzt ist Bilis Manger als Gegenspieler herrlich undurchsichtig. Allerdings sind die Gegenwartsszenen mit Owen und Ianto wieder so krampfig-dramatisch, weshalb Captain Jack Harkness nur eine größtenteils und nicht uneingeschränkt schöne Folge ist.

  1. Wir erinnern uns (oder eben nicht): Jack gibt im Jahr 1941 Rose gegenüber vor, ein amerikanischer Freiwilliger bei der Royal Air Force zu sein. Sie entlarvt das schnell als Lüge, schließlich befinden sich die beiden zu diesem Zeitpunkt in Jacks unsichtbaren Raumschiff, welches an Big Ben vertäut ist (dazu Jack: First rule of active camouflage: park somewhere you'll remember). Der Doctor bemerkt u.a. an Jacks Bewaffnung und seinem Kommentar, dass sein früherer Arbeitgeber die Time Agency war, dass Jack aus dem 51. Jh. stammt. Das legt nahe, dass er auch kein Amerikaner ist, was in den späteren Staffeln beider Serien bestätigt wird. Die Tarnung als zeitgenössischer Soldat dient dazu, seinen Schwarzhandel mit Alienartefakten (die in Wirklichkeit nur Weltraumschrott sind) vor den Einheimischen zu verbergen. Nachdem er das Geld erhalten hat und bevor der Kunde genau weiß, was er da gekauft hat, wird das angespriesene Artefakt von einer deutschen Bombe zerstört, sodass der Kunde nicht merken kann, dass er betrogen wurde – the perfect self-cleaning con. Pompeji wäre laut Jack dafür zwar auch ganz gut geeignet, aber London während der Luftangriffe wäre einfach praktischer, weil man nicht so höllisch aufpassen müsste, wann der Vulkan ausbricht. Im Zuge der Rettung der Welt vor Gasmaskenzombies fliegt sein Raumschiff in die Luft und Jack reist mit dem Doctor und Rose weiter. Ob Jack Harkness überhaupt sein richtiger Name ist, bleibt bis zu dieser Torchwood-Folge offen. []
  2. Sogar ein Vote-Saxon-Poster konnte man erblicken. Das ist bemerkenswert angesichts der Tatsache, dass sich dieses Poster auf den losen Handlungsbogen der 3. Staffel von Doctor Who bezieht. Erst ein halbes Jahr später wurde Last of the Time Lords gesendet, wo geklärt wird, wer Harold Saxon ist. Noch vor Captain Jack Harkness wurde Saxon allerdings schon in The Runaway Bride und Love & Monsters erwähnt. []
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