Engines of War

Normalerweise bin ich ja kein großer Fan von Tie-in-Büchern, da einfach zu viel schief gehen kann – oft sind die Bücher nichts als übereifrige Fanfiction mit nem Preisschild, etliche Male wird fröhlich an den Charakteren vorbeigeschrieben und manchmal kriegt es der Autor einfach nicht hin, die Atmosphäre von Doctor Who (oder Torchwood, wovon es ja auch Bücher gibt), einzufangen. Hörspiele haben es da einfach leichter, denn selbst wenns der Autor versaut (was bei Big Finish sehr selten passiert), könnens immer noch die Darsteller retten. Engines of War ist ein Buch, das die Ausnahme von der Regel ist. Es ist ein Buch, das man am liebsten in einer Sitzung durchschmökern möchte und das tatsächlich das optimale Medium ist, um die letzten Tage des Time War darzustellen.

Wenige Tage vor Ende des Time Wars: Der War Doctor landet auf dem Planeten Moldox, der von den Daleks überrannt wurde. Dort liest er Cinder auf, die zu einer Gruppe von Menschen gehört, die den Daleks ziemlich ineffektiven Widerstand leistet. Moldox liegt in der Nähe des Tantalus Eye, einer Anomalie, die als Portal zu Paralleluniversen dienen kann. Unter Ausnutzung der Energie vom Tantalus Eye haben die Daleks eine Waffe entwickelt, mit der sie Personen oder Geschehnisse aus der Geschichte ausradieren können und die sie gegen die Time Lords einsetzen wollen. Die Time Lords – unter Führung eines völlig durchgedrehten Rassilon – wollen zum Gegenschlag ausholen. Da der Doctor berechtigte Bedenken anmeldet, macht er sich Rassilon zum Feind.

Der wichtigste Teil der Handlung von Engines of War findet auf Gallifrey statt und es zeigt sich, dass Gallifrey selbst zwar bisher kaum in Mitleidenschaft gezogen wurde, die Time Lords dagegen durch den Krieg stärker verändert wurden, als sie wahrhaben wollen – gerade weil sie sich um jeden Preis an ihren alten Sitten und Vorstellungen festkrallen wollen. Im Kontrast dazu steht Moldox, das völlig von den Daleks zerschossen wurde und dessen Bewohner sich kaum an die Zeit vor den Daleks erinnern können. Das geht soweit, dass Cinder – durch deren Augen der Leser den Time War sieht und deren Präsenz ein ganz großer Pluspunkt dieses Buches ist – sich nicht vorstellen kann, dass es Ecken des Universums gibt, die noch nicht vom Time War berührt wurden. Damit hat sie gar nicht so unrecht, denn die Daleks und die Time Lords in ihrem ewigen Rattenrennen, dem Gegner zuvorzukommen, interessieren sich einen feuchten Kehrricht, was dies für Auswirkungen aufs Universum hat. Insofern ist es nicht verwunderlich, dass im Doctor die Erkenntnis reift, dass keine der beiden Seiten gewinnen darf.

Engines of War steht inhaltlich an dem Übergang von der klassischen zur neuen Serie. Aus dem Grund bezieht sich das Buch stark auf klassische Folgen – insbesondere auf The Five Doctors –, wobei diese Rückbezüge alle so erklärt werden, dass man sie auch verstehen kann, wenn man die klassischen Folgen nicht kennt. Auf der anderen Seite gibt es Vorandeutungen auf Ereignisse der neuen Serie, zumal dieses Buch die Vorgeschichte von The End of Time und The Day of the Doctor darstellt. Es wird sich also jeder Leser freuen können, in diesem tollen Buch die ein oder andere Anspielung erkannt zu haben.

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