Destiny of the Doctor

Zum 50-jährigen Jubiläum gibt es eine Hörspielserie in Koproduktion von AudioGo (vormals BBC Audio) und Big Finish. Dabei gibt es ab Januar bis November monatlich eine Veröffentlichung, in deren Zentrum jeweils in anderer Doctor steht – das bedeutet auch, dass Big Finish endlich etwas mit den neuen Doctoren veröffentlichen kann. Das Format ist den Companion Chronicles ähnlich: Ein Schauspieler aus der jeweiligen Ära liest das Hörbuch, das mit Nebengeräuschen versehen ist, und wird von einem zweiten Schauspieler unterstützt, der die größte Nebenrolle übernimmt.

Zu den einzelnen Hörbüchern/Hörspielen

Hunters of Earth (Nigel Robinson, gelesen von Carole Ann Ford)

Shoreditch, 1963, noch bevor An Unearthly Child stattfindet: Susan fällt in der Schule als ziemlich seltsames Mädchen auf, die nur wenige Freunde hat. Zu dieser Zeit verhalten sich die Jugendlichen von East London immer feindseliger Fremdartigem gegenüber. Die Ursache dafür scheint in einem Bombentrichter aus dem Krieg zu liegen.

Hunters of Earth ist ein Prequel zum gesamten Doctor Who. Ganz gelingen will dieses Hörspiel nicht – man hört Carole Ann Ford natürlich an, dass sie nicht mehr Mitte 20 ist, ihre Susan klingt also nur noch mit Mühe nach Schülerin, auch wenn das nur ein Schönheitsfehler ist. Denn das Thema des Hörspiels (bzw. vor allem die Auflösung) alles andere als glücklich gewählt. Andererseits merkt man, wie Big Finish mit einer diebischen Freude auf das heutige Doctor Who zurückgreift, was man in den sonstigen Hörspielen aus Lizenzgründen nicht machen darf. Also insgesamt eher ein Hörspiel, das den Hörer mit gemischten Gefühlen zurücklässt, aber auch Hoffnung auf die nächsten Folgen macht.

Shadow of Death (Simon Guerrier, gelesen von Frazer Hines)

Die TARDIS (mit Jamie und Zoe als Companions) notlandet auf einem Planeten, der um einen Pulsar kreist und auf dem eine Gruppe Forscher von einem mysteriösen Schatten heimgesucht wird.

Hach, ist das schön. Zu kurz (gerade wo man vom klassischen Doctor Who nichts unter 4×25 min gewohnt ist), aber richtig toll. Shadow of Death fängt die Atmosphäre der Ära des zweiten Doctors perfekt ein, und Frazer Hines kriegt die Manierismen und die Intonation vom zweiten Doctor so gut hin, dass man manchmal schwören könnte, dass Patrick Troughton wieder unter uns weilt. Obwohl diese Folge reichlich 10 Minuten kürzer ist als Hunters of Earth, nutzt Shadow of Death diese Zeit weitaus besser aus, obwohl wie gesagt eine Verdopplung der Laufzeit der Folge sehr gut getan hätte.

Vengeance of the Stones (Andrew Smith, gelesen von Richard Franklin)

Zwei Kampfjets auf Übungsflug über Schottland werden von einem Energieball angegriffen – eindeutig ein Fall für UNIT, die unterstützt werden vom ortskundigen Mike Yates.

Vengeance of the Stones ist eine typische, nicht all zu spektakuläre UNIT-Story, in der allerdings Mike Yates eingeführt wird, was auch der Grund ist, warum Richard Franklin diese Folge liest. Leider schafft er es kaum, die verschiedenen Charaktere stimmlich unterschiedlich darzustellen, was Vengeance of the Stones etwas schlechter dastehen lässt, als es eigentlich ist.

Babblesphere (Jonathan Morris, gelesen von Lalla Ward)

Der Doctor und Romana landen in einer Kolonie, in der die Bewohner ihre Gedanken direkt miteinander kommunizieren. Allerdings wurde das zugrunde liegende Netzwerk vom Hauptcomputer der Kolonie übernommen.

Babblesphere krankt daran, dass das Thema schon viel zu oft im Science-Fiction-Genre durchgenommen wurde. Nun sollen die Jubiläumshörspiele schon typisch sein für die Ära, die sie repräsentieren, aber etwas originelleres wäre doch schön gewesen. Immerhin ist Lalla Ward eine sehr angenehmere Erzählerin und das Hörspiel ist auch nicht schlecht, aber es könnte einfach spannender sein.

Smoke and Mirrors (Steve Lyons, gelesen von Janet Fielding)

Der 5. Doctor wird von Houdini zu Hilfe gerufen und landet daher mit Adric, Nyssa und Tegan in einem Circus, in dem ein alter Bekannter sein Unwesen treibt.

Smoke and Mirrors macht deutlich mehr Spaß als Babblesphere, was unter anderem an dem Bösewicht liegt, der immer für Freude sorgen kann, auch wenn sein Plan eher verworren ist. Den Spaß trübt allerdings ein wenig, dass der Darsteller von Houdini nicht die allerbeste Wahl ist.

Trouble in Paradise (Nev Fountain, gelesen von Nicola Bryant)

Die TARDIS landet auf der Santa María. Christopher Columbus hält den Doctor und Peri anfangs für abergläubische und primitive Einheimische, bis er merkt, dass auf der Insel, an der er gelandet ist, nicht alles in Ordnung ist.

Die Story ist ein klein wenig verworren und absurd (und es ist nicht das erste Mal, dass die Herkunft der Teufelsgestalt in Doctor Who erklärt wird), aber der 6. Doctor und Peri sind einfach so toll, dass das überhaupt keine Rolle spielt. Christopher Columbus und seine Crew kriegen ordentlich ihr Fett weg als ignorante Invasoren. Nicola Bryant als Erzählerin sorgt dafür, dass dieses Hörspiel entsprechend lebendig wirkt, denn durch die eingangs erwähnten Schwächen der Handlung hängt viel davon ab, dass die Geschichte manierlich rübergebracht wird.

Shockwave (James Swallow, gelesen von Sophie Aldred)

Der Doctor und Ace landen auf einem Planeten, der sich in der letzten Phase einer Evakuierungsaktion befindet, da die lokale Sonne zum Roten Riesen wird und den Planeten bald rösten wird.

Die meisten Hörspiele innerhalb dieser Reihe waren nicht ganz das Gelbe vom Ei und wurden im Zweifelsfall eher von dem jeweiligen Leser denn von der Handlung getragen. Shockwave ist nun endlich ein Hörspiel, bei dem die Handlung voll zufrieden stellt. Und das sage ich als jemand, die mit dem 7. Doctor und Ace noch nicht so richtig warm geworden ist. Sophie Aldred ist eine sehr gute Erzählerin und macht diese Folge damit zu einem rundum gelungenen Erlebnis.

Enemy Aliens (Alan Barnes, gelesen von India Fisher)

Der Doctor und Charley sind gerade im London der 30er Jahre, als sie eine Nachricht erhalten, dass sie enemy aliens an der Invasion hindern müssen.

Enemy Aliens kann nicht mit der letzen Folge mithalten, ist von der Handlung her aber immer noch mindestens solide. Allerdings, so angenehm India Fisher sonst liest, sie trifft bei den Dialogen des Doctors einfach nicht den richtigen Ton, was auf Dauer ganz schön die Atmosphäre kaputt machen kann. Von allen bisherigen Teilen ist Enemy Aliens daher die Folge, die eine Umsetzung als vollwertiges Hörspiel am nötigsten gehabt hätte.

Night of the Whisper (Cavan Scott, Mark Wright, gelesen von Nicholas Briggs)

Ein Rächer namens der Whisper macht New Vegas unsicher – nicht zu Unrecht, wo doch diese Stadt ein Hort der Kriminalität ist –, geht dabei aber so weit, dass auch Passanten für kleinste Vergehen umgebracht werden. Der Doctor schickt Rose und Jack in die Spur, um Informationen zu sammeln, während er sich mit der Polizei zusammentut, um dem Whisper auf die Schliche zu kommen.

Dies war das Hörspiel, auf das ich am meisten gewartet hatte. Schade, dass man keinen der Companion-Darsteller rangekriegt hat, aber Nick Briggs macht seine Sache sehr gut. Schön ist natürlich das Wiederhören mit Jack und Rose (von diesem TARDIS-Team gibt es viel zu wenig Material). Abgesehen von dem Ende, das etwas länger als zwingend nötig ist, ist die Handlung eine der besten dieser Reihe. Big Finish hat mich hiermit also nicht enttäuscht, ganz im Gegenteil.

Death's Deal (Darren Jones, gelesen von Catherine Tate (yeah!))

Die TARDIS landet auf Death's Deal, einem Planeten, der so gefährlich ist, dass auf ihm keiner länger als einige Minuten überlebt (und an Flucht ist gleich gar nicht zu denken). Allerdings landet nahezu gleichzeitig mit dem Doctor und Donna auch ein äußerst krimineller Schatzsucher auf Death's Deal, der sie Sache noch aussichtsloser macht.

Catherine Tate liest Death's Deal und damit ist eigentlich schon alles gesagt – sie kriegt den Tonfall des 10. Doctors perfekt hin, sie ist generell eine angenehme Erzählerin und mit Donna gibt es sowieso zu wenige Folgen, egal in welchem Medium. Die spannende Handlung ist dann nur noch eine Draufgabe.

The Time Machine (Matt Fitton, gelesen von Jenna Coleman)1

Oxford, 23. November 2013: Professor Chivers baut eine Zeitmaschine – lange bevor die Menschheit zu Zeitreisen fähig sein sollte. Der Doctor schreitet ein, denn die zu zeitig erfundene Zeitmaschine verursacht gehörige Nebenwirkungen.

Ich hätte es fast nicht gedacht, aber in diesem Hörspiel wird tatsächlich eine Erklärung für alle Kontaktaufnahmen des 11. Doctors mit seinen früheren Inkarnationen geliefert. Allerdings wird diese Erklärung in so einem Affenzahn abgeliefert (und noch dazu sind nicht alle Teile von Destiny of the Doctor so erinnerungswürdig gewesen, dass ich deren Handlungen alle im Kopf behalten hätte), dass man die entsprechende Stelle mehrfach hören muss. Als kleines Schmankerl kriegen wir außerdem einen Einblick in die Frühphase der Time Agency (noch bevor der Vortrex Manipulator fürs Handgelenk entwickelt wurde). Allerdings wird in The Time Machine mehr als einmal deutlich, dass es schöner gewesen wäre, wenn Destiny of the Doctor zumindest ab Folge vier ins echte Hörspiel-Format übergewechselt wäre, denn so nett es ist, Jenna Coleman beim lesen zuzuhören, mit Matt Smith in der Folge wärs halt schöner gewesen.

  1. Durch die Pleite von AudioGO ist diese Folge von Destiny of the Doctor mit etwas Verspätung erschienen. Letztenendes hat BigFinish die CD selber pressen lassen. Ein wenig lässt mich das hoffen, dass Big Finish vielleicht doch mal eine Lizenz kriegt, die alle Doctoren oder zumindest zum jeweiligen Zeitpunkt alle ehemaligen Doctoren umfasst. []

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