Torchwood: Kiss Kiss, Bang Bang

Perfektes Popcorn-Fernsehen, "Menschen, Tiere, Explosionen" möchte man fast sagen. Die Eingangssequenz mit der Verfolgungsjagd ist direkt zum niederknien (die Omma rockt!), danach geht es weiter mit einem herrlich überdrehten Bösewicht, dargestellt von James Marsters (erfreulicherweise von seinem bereits aus Buffy bekannten Synchronsprecher gesprochen). Die Handlung ist eigentlich nicht viel dicker als ein Blatt Papier, aber die Darreichungsform ist dafür umso umwerfender.

Während Rest-Torchwood ein Alien verfolgt, taucht mir nichts, dir nichts Jack Harkness ohne ein Wort der Erklärung wieder in Cardiff auf. Kurz nach ihm trifft John Hart, ein Ex-Kollege und abgelegter Liebhaber von Jack, ein. Er drängt sich Torchwood auf, dessen Hilfe er bei der Suche nach einem Diamanten in Anspruch nehmen will, wovon Jack aus gutem Grund gar nicht begeistert ist.

Hier sieht man endlich den Humor und die Lockerheit, die Torchwood in der ersten Staffel gefehlt hat. Die "erwachsenen" Themen (=Sex und Gewalt) gibt es immer noch zu Hauf, sie werden aber um einiges angenehmer und/oder stylischer dargestellt. Anfang der letzten Staffel z.B. gab es Blut, das aus Halsschlagadern spritzte, jetzt hat man sich auf eine Kneipenschlägerei (aber was für eine!) beschränkt. Der Sex wird vermehrt über charmante schlüpfrige Witzchen (die ich schon bei Jacks Auftritten an der Seite des Doctors geliebt habe) in die Folge gebracht. Auch sonst kann die in dieser Episode eingeschlagene Entwicklung gerne weitergehen, denn die Darsteller haben in der ersten Staffel leider manchmal nur mit halbem Arsch gespielt. In diesem Feuerwerk von Episode sind dagegen alle mit Elan dabei.

Bei der Charakterisierung der Hauptfiguren startet man scheinend nochmal bei Null. Jack wirkt deutlich gelöster und zufriedener, als er zurückkommt, obwohl er andeutet, dass ihn das Jahr, das niemals war, ziemlich mitgenommen hat. Die Torchwoodmitarbeiter (und der reine Torchwood-Fan) erfahren aber nichts genaueres über seinen Verbleib1,2. Jacks Kollegen haben sich derweil zusammengerauft und funktionieren tatsächlich als Team: Alle wissen, was sie zu tun haben und sind dabei auch noch erstaunlich kompetent. Ianto hat plötzlich Selbstbewusstsein und ne Menge Humor, seine Weinerlichkeit ist verschwunden und er darf jetzt mit zu den Einsätzen fahren. Tosh ist ein nicht mehr ganz so schüchternes Reh und steht anscheinend nicht mehr so sehr im Schatten der anderen. Mein Liebling Owen hat sich vorgenommen, solide zu werden und ignoriert dabei die arme Tosh völlig, die nämlich ein klein wenig in ihn verschossen ist. Am auffälligsten ist Gwens Charakteränderung, sie legt nämlich plötzlich Führungsqualitäten an den Tag und ist nicht mehr die, die alles falsch macht, was man falsch machen kann. Außerdem hat sie Jack mit der Verlobung ernsthaft geschockt. Mein kleines Highlight der Folge ist jene Szene, in der Jack Ianto nach einem Date fragt, was ihm sichtlich schwerfällt. Iantos Mischung aus Ignoranz gegenüber Jacks Bemühungen und ein wenig Rotwerden (im übertragenen Sinne) ist einfach hinreißend. Ansonsten schwanken die Szenen zwischen arschcool (wenn Captain John anwesend ist) oder überraschend humorvoll. Ein wenig sauer stößt mir lediglich auf, dass das Rift die Zeit rückgängig machen kann. Darüber habe ich mich schon in End of Days geärgert, aber ich muss mich wohl dran gewöhnen. Zum Schluss gibt es wieder eine Andeutung über Jacks Vergangenheit, die diesmal jedoch auch für den Doctor-Who-Fan mysteriös ist.

  1. Fragt sich, was Jack zwischen dem Ende von Last of the Time Lords und dem Beginn von Kiss Kiss, Bang Bang gemacht hat. Jack kommt nämlich noch bei Tageslicht in Cardiff an. []
  2. Das restliche Torchwood-Team wurde, wie in Doctor Who erwähnt, zwischen den beiden Torchwood-Staffeln von Harold Saxon in den Himalaya geschickt. []
← 2. Staffel

Kommentieren