Meine Lieblingsband hat sich aufgelöst

Seit heute kurz nach Mittag habe ich es schriftlich, dass sich meine Lieblingsband Schrottgrenze im Stillen aufgelöst hat. Schrottgrenze ist eine Band, die für mich quasi nichts falsch machen konnte – ich würde wahrscheinlich sogar ein Schrottgrenze-Album toll finden, das nichts anderes als eine Vertonung des Hamburger Telefonbuches wäre. Leider kann ich nicht zum letzten Konzert als Support der D-Sailors bei deren Abschiedskonzert, wenn nicht ein größeres Wunder geschieht.

Kennengelernt hatte ich Schrottgrenze irgendwann im Jahr 2004 übers Radio. Der genaue Zeitpunkt lässt sich leider nicht mehr rekonstruieren, es war irgendwann zwischen der Veröffentlichung der Belladonna, ich hatte nämlich kurz zuvor den Namen Schrottgrenze in diesem Zusammenhang in der Visions gelesen, und der Veröffentlichung der Das Ende unserer Zeit. Zumindest damals dürfte das als Weg des Erstkontakts Seltenheitswert gehabt haben. Lila will heim war das erste und bisher einzige Lied, das mich dazu bewogen hat, nach einmaligem Hören ohne weiteres Nachdenken das aktuelle Album einer Band zu kaufen. Lila ist deshalb immer noch ein ganz besonderes Lied für mich. Richtig glühender Fan wurde ich erst im Herbst 2005, lange nachdem ich mir ein zweites Album gekauft hatte. Da haben sie mich nämlich nicht nur mit einzelnen Liedern, sondern Album-weise gekriegt. Zu einem Konzert habe ich es erst während der Château-Tour im Frühjahr 2006 geschafft. Seitdem bin ich zu den halbwegs erreichbaren Konzerten gereist (was leider nur sehr wenige waren – ich wohne konzerttechnisch etwas in einem toten Winkel).

Schrottgrenze war für mich auf mehrfache Art und Weise ziemlich prägend, was es mir schwer macht, mich mit der Auflösung abzufinden. Meine Plattensammlung würde ohne Schrottgrenze vermutlich ganz anders und viel kleiner aussehen, denn ich habe über sie viele Bands kennengelernt – ob über die Band selbst, wenn auf befreundete Bands hingewiesen wurde, oder über andere SG-Fans, die ich ohne Schrottgrenze ebenfalls nicht kennen würde und von denen manche zu Freunden geworden sind. Zwar gibt es inzwischen tusq, woran Schrottgrenzes Timo beteiligt ist, und Schrottgrenzes Alex spielt ohnehin in gefühlten ölfundneuzig Bands und hat mit Someone Else's Tapes ein eigenes Zwerglabel (nur mal so nebenbei: ich könnte in lange und ausführliche Lobpreisungen auf Alex' Stimme ausbrechen), aber ein Ersatz ist das eben nicht. Eine ähnliche Nische wie Schrottgrenze nimmt Herrenmagazin ein, deren Fans sich in Teilen aus Schrottgrenze-Fans rekrutieren, was immerhin dafür sorgt, dass man sich weiterhin auf Konzerten über den Weg laufen kann. Aber obwohl Atzelgift bei mir immer noch rauf und runter läuft, ist auch diese Band kein Ersatz, weil ich mit den Herren Magazin keine ganz persönliche Hintergrundgeschichte verbinde, trotz der Tatsache, dass ich sie seit der ersten Veröffentlichung begleite. So bleiben mir nur die Platten und ein paar Mitbringsel von Konzerten als Erinnerung an eine schöne Zeit.

Update: Die Setlist des Abschiedskonzertes, vollgestopft mit Lieblingsliedern, die man nun nie wieder live sehen kann (und ich war nicht da *heul*).

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