Hustle

Hustle ist eine britische Serie, die von einer Gruppe äußerst charmanter Betrüger handelt. Die Folgen stellen jeweils einen oder mehrere (dann meist miteinander verknüpfte) Raubzüge vor. Die Episoden sind im allgemeinen sehr spannend und witzig, während zwischenmenschliche Ver- und Entwicklungen nur knapp oberhalb der Wahrnehmungsschwelle stattfinden. Es gibt immer wieder Anspielungen auf Klassiker der Gaunerkomödie, wie etwa The Sting oder The Italian Job (das Original natürlich). In ihren Methoden ist die Betrügerbande manchmal ziemlich Olsenbande-haft, mit (allerdings erfolgreichen) minutiös ausgearbeiteten Plänen. Im Gegensatz zu den Olsenbande-Filmen ist Hustle jedoch extrem stylisch und, ich muss mal kurz oberflächlich werden, es gibt sowohl für die Damen als auch die Herren Zuschauer schön was zu kucken.

Die Betrugsopfer werden meist von Albert Stroller (Robert Vaughn) auserkoren, einem älteren Amerikaner, der schon lange im Gewerbe tätig ist und über exzellente gesellschaftliche Kontakte verfügt. Für die Ausarbeitung der Pläne ist, außer in der 4. Staffel, Mickey Bricks (Adrian Lester) zuständig, der als der gewiefteste Betrüger von ganz Großbritannien beschrieben wird. Für die Durchführung sorgt Ash Morgan (Robert Glenister), für den es kein technisches oder logistisches Problem gibt, das nicht gelöst werden kann. Die weiteren Crew-Mitglieder haben über die 6 Staffeln hinweg immer wieder gewechselt. In den ersten 4 Staffeln waren das Danny Blue (Marc Warren) und Stacie Monroe (Jaime Murray). In der 4. Staffel war außerdem Billy Bond (Ashley Walters) kurzzeitig Crewmitglied. Ab der 5. Staffel besetzt das Geschwisterpaar Sean (Matt Di Angelo)und Emma Kennedy (Kelly Adams) diese Positionen. Das "Büro" der Hustle-Crew befindet sich in der Bar von Eddie (Rob Jarvis), der bei Anwesenheit der Betrüger oft Miese macht1.

Die Betrugsopfer sind überwiegend Charakterschweine, sodass man auch bei moralisch weniger einwandfreien Betrügereien guten Gewissens mit der Hustle-Crew mitfiebern kann. Viele Episoden sind ähnlich wie ein Krimi aufgebaut, wo man erst im Nachhinein erfährt, wie der Betrug genau durchgeführt wurde. Dabei wird die Zuschauerschaft oftmals absichtlich hinters Licht geführt. Dann und wann wird auf das Krimischema verzichtet, stattdessen muss sich die Hustle-Crew aus einer unangenehmen Lage rauswinden. Auch in diesen Fällen wird man oftmals von der Auflösung überrascht. Die Folgen machen jedoch nicht nur beim ersten Ansehen einen Heidenspaß, sondern auch bei den folgenden Malen, denn bei den meisten Cons kann man sich auch noch nach langer Zeit an der Durchführung erfreuen.

Hustle kultiviert einige Eigenheiten, die sich durch alle Staffeln ziehen. Praktisch in jeder Episode wird das Publikum direkt angesprochen, wenn ein Charakter in die Kamera spricht oder mindestens zwinkert. Eine gewisse Anzahl Folgen nutzt außerdem den Bullet-Time-Effekt. Dabei wird die Handlung angehalten und die Hustle-Crew interagiert miteinander, als wäre die Umwelt nicht mehr vorhanden. Daneben werden immer wieder Traumsequenzen eingebaut, seien es Stummfilmszenen oder gar eine Bollywood-Tanznummer. Für die Betrügereien nehmen die Mitglieder der Hustle-Crew verschiedene Rollen ein, um das Vertrauen des Opfers zu gewinnen. Diese Rollenwechsel sind immer ein großer Spaß, da es die Schauspieler schaffen, diese Kurzzeitcharaktere ganz anders erscheinen zu lassen als ihre eigentlichen Figuren.

Die gelungensten Staffeln sind die ersten drei mit der Urbesetzung. Die vierte Staffel ist die schwächste. Sie hat das Problem, dass Mickey nicht mehr dabei ist und Danny, der jetzt die Führungsposition inne hat, nur dann richtig funktioniert, wenn Mickey als Gegenpol wirken kann. Außerdem scheinen die Produzenten dieser Staffel nicht verstanden zu haben, dass die Hustle-Crew aus Betrügern besteht und nicht aus lauter Robin Hoods. In der 5. Staffel kehrt Mickey zurück, dafür ist Danny nicht mehr dabei.

Seit November 2009 läuft Hustle auf ZDFneo. Wie fast immer kann ich vom Kauf der deutschen DVD-Boxen jedoch nur abraten. Der eine Grund ist wie üblich die leidige Kürzungsproblematik bei BBC-Serien, der andere ist die Unübertragbarkeit der britischen Akzente ins Deutsche, mit denen in Hustle gerne gespielt wird.

  1. Da Hustle eine britische Serie ist, sieht man natürlich haufen Schauspieler, die auch schon in Doctor Who eine kleine oder größere Rolle hatten. Von der Stammbesatzung sind das Marc Warren (Love & Monsters, wodurch ich zu Hustle gefunden habe) und Robert Glenister (The Caves of Androzani, übrigens der große Bruder von Life on Mars' Philip Glenister) sowie, wenn man die Definition etwas erweitert, Matt Di Angelo (Hörspiel The Company of Friends). Außerdem vergeht kaum eine Folge, in der nicht auch noch einer der Nebendarsteller bereits in Doctor Who zu sehen war. Es hatte sogar schon ein Doctor-Darsteller höchstpersönlich einen Auftritt in Hustle, nämlich Colin Baker in der 3. Folge der 6. Staffel. []

Kommentieren