Ijon Tichy: Raumpilot
Das deutsche Fernsehen hat leider kaum ernstzunehmende Science-Fiction-Serien hervorgebracht, und das prominenteste Beispiel Raumpatrouille ist inzwischen etwas betagter. Ausgerechnet das ZDF, das in der Hinsicht eher unverdächtig erscheint, hat inzwischen eine kleine SF-Serie produziert, die, wenn schon nicht bierernst, so doch mindestens erwähnenswert ist. Ijon Tichy: Raumpilot basiert lose auf den Sterntagebüchern von Stanisław Lem – wer die Bücher gelesen hat, wird etliche Situationen wieder erkennen, die aber meist in einen anderen Zusammenhang gebracht werden.
Hauptfigur ist der Namensgeber Ijon Tichy (Oliver Jahn), ein freiberuflich tätiger Raumpilot. Ihm zur Seite steht seine selbsterfundene analoge Halluzinelle (Nora Tschirner), die, obwohl nur ein künstliches Wesen (was sie bestreitet), oft ihren eigenen Kopf hat und der heimliche Star der Serie ist. Tichy erzählt die Folgen aus seiner Sicht – ob man ihm als Erzähler vertrauen kann, muss man selber entscheiden. Er und alle Figuren (die Außerirdischen werden überwiegend von Peter Princz dargestellt) reden in einem pseudoosteuropäischen Akzent, abgesehen von der nicht in den Sterntagebüchern vorkommenden Halluzinelle, die im Zweifelsfall eher in der Realität verhaftet ist als ihr Erfinder.
Darf ich vorstellen: Drei Prozytianer (man beachte den Oberlippenbart des linken Exemplars).
Ijon Tichy: Raumpilot hat nur ein geringes Budget und das sieht man der Serie zumindest bei den Effekten an, die technisch nicht ganz auf der Höhe der Zeit sind. Da die Folgen aber mit unglaublich viel Liebe gemacht sind, stört das gar nicht, im Gegenteil. Die Aliens sind extrem einfallsreich und auf verblüffende Weise gestaltet1 und auf die Idee, eine Altbauwohnung als Raumschiff zu nutzen (das von außen aussieht wie eine Kaffeepresse) sind auch noch nicht so viele Serienmacher gekommen. Passend dazu atmet die Musik den Geist des Raumpatrouille-Soundtracks. In Musik und Bild werden einige SF-Klassiker zitiert, die Bandbreite reicht von 2001: A Space Odyssey bis zu Star Trek.
Leider sind die sechs Folgen der ersten Staffel nur 15 Minuten kurz, weshalb darin natürlich nicht viel Weltbewegendes passieren kann. Dafür sind sie sehr humorvoll und herrlich absurd. In der 2. Staffel bekommen wir dagegen ganz 8 Folgen zu je 23 Minuten. Der erste Staffel ist seit einigen Jahren für billig Geld auf DVD erhältlich, die 2. Staffel wird ab dem 4. November auf ZDF Neo (und später im ZDF) ausgestrahlt.
- Eine Serie, in der die Kostümfrau Doctor Who und Raumpatrouille als Vorbilder nennt, kann gar nicht schlecht sein. [⇑]
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Sherlock Holmes (Granada-Serie)
Da mich das Sherlock-Holmes-Virus vollständig erfasst hat, habe ich die Uni-Bibo nach Verfilmungen abgegrast und hab mich prompt in die klassische Granada-Verfilmung verliebt. Leider hat die Bibo nicht alle Staffeln, aber ich spare schon auf die Komplettbox.
Die Sherlock-Holmes-Verfilmung von Granada gilt gemeinhin als die der Vorlage treueste, und zwar völlig zu Recht: Die Fälle, die sich unbearbeitet ins Fernsehen übernehmen lassen, kann man regelrecht mitlesen. Wir haben hier sogar einen der seltenen Fälle, wo die Verfilmung noch besser ist als das Original: Dadurch, dass die Fälle in der Buchvorlage von Watson erzählt werden, fehlt nämlich der Außenblick auf die Freundschaft von Holmes und Watson und genau das stellt diese Serie so wunderbar dar.
Ins kollektive Gedächtnis derer, die Sherlock Holmes nicht in der Buchvorlage kennen, hat sich ausgerechnet die Filmreihe mit Basil Rathbone und Nigel Bruce eingegraben, was leider dafür sorgt, das viele Leute völlig falsche Vorstellungen von Holmes (man könnte das sehr schön anhand der deutschen Sherlock-Rezensionen diskutiert, die viel zu oft Fehlinformationen runterbeteten) und Watson (der für die meisten Leute das verblödete Anhängsel von Holmes ist) haben. Die Granada-Serie wird nun endlich beiden Charakteren gerecht: Holmes ist hier eben nicht vermeintlich gediegener Gentleman, sondern jemand, dem die sozialen Konventionen so egal sind, wie die damalige Zeit es zulässt (was uns als heutige Leser/Zuschauer – abgesehen von seinem Drogenkonsum, der in dieser Serie sehr offen angesprochen wird – nicht groß schocken kann, für die extrem steifen viktorianischen Verhältnisse aber doch einigermaßen unverschämt war), und Watson darf in dieser Verfilmung endlich intelligent sein.
Darsteller von Holmes ist Jeremy Brett, und man könnte meinen, Conan Doyle hat die Geschichten nur für ihn geschrieben. Leider ist Brett im Laufe der Serie ernsthaft krank geworden und früh gestorben. Watson wird in der ersten Staffel - oder den ersten zwei Staffeln, je nachdem, wie man zählt - von David Burke dargestellt, danach von Edward Hardicke. Der Darstellerwechsel erfolgte, weil Burke sich mehr dem Theater und dem Privatleben widmen wollte, aber dadurch dass dazwischen Holmes' verlängertes Sabbatjahr liegt, passt das auch wieder. Beide füllen Watson mit einer ganz großen Lebendigkeit an und man versteht, wieso die Holmes und Watson so dicke Freunde sind. Überhaupt sind die Interaktionen zwischen den beiden das, was den meisten Spaß an der ganzen Serie macht.
Wiederkehrende Figuren sind - natürlich - Mrs Hudson und Inspector Lestrade (hier übrigens mit langem ä-Laut ausgesprochen). Beide bleiben in der Buchvorlage hinreichend blass, dass sich die Verfilmung ein paar Freiheiten bei der Charaktergestaltung nehmen kann. Mrs Hudson ist, wie bei diesen beiden Herren zu erwarten, eine sehr resolute Haushälterin, die zwar manchmal etwas zu leiden hat, weil Holmes etwas anderes unter Ordnung versteht als sie, andererseits Holmes und Watson gerne mal bei ihren Plänen hilft, wenn sie die Gelegenheit dazu hat. Lestrade ist in den Büchern, wie praktisch alle Polizisten, inkompetent, worauf hier glücklicherweise verzichtet wird. Er zieht zwar manchmal voreilige Schlüsse, ist aber trotzdem intelligent - andernfalls könnte man kaum verstehen, dass Holmes in der Serie so gerne mit ihm zusammenarbeitet. Umgekehrt hat Lestrade großen Respekt vor Holmes' Fähigkeiten.
Mycroft kommt in dieser Serie natürlich ebenfalls vor. Die beiden Brüder haben ein gutes Verhältnis miteinander, obwohl es klar ist, das Sherlock Holmes der kleinere Bruder ist, der alles versucht, um nicht im Schatten von Mycroft zu stehen. Moriarty hat am Ende der zweiten Staffel seinen Auftritt. Ihm wird logischerweise eine größere aktive Rolle als in den Büchern eingestanden, wo er ja erkennbar kurzfristig und nachträglich reingeschrieben wurde. Hier kann er schon einen Fall vorher beim Strippenziehen beobachtet werden. Die Reichenbachfolge wurde tatsächlich in der Schweiz gedreht und für das Finale von The Final Problem wurden sogar zwei Stuntmen die Reichenbachfälle runtergeschubst.
In Deutschland wurde die Serie sehr lückenhaft ausgestrahlt. Die ersten zwei Staffeln - die hierzulande als eine einzige Staffel gezählt werden, da sie einen gemeinsamen Titel haben - wurden im DDR-Fernsehen ausgestrahlt, wobei aber die Szenen mit Holmes' Drogenmissbrauch nicht eingeschlossen wurden. Spätere Staffeln wurden im Westen ausgestrahlt und manche Staffeln auch überhaupt nicht.1 Dementsprechend ist die Synchro ein Flickenteppich. Die Staffeln wurden hierzulande in Boxen entsprechend der staffelübergreifenden Titel zusammengefasst und bei Koch Media veröffentlicht. Die synchronisierten Staffeln sind in der deutschen und der englischen Sprachfassung enthalten (bei Staffeln mit mehreren Synchronfassungen hat man die Wahl, welche man hören möchte), die unsynchronierten gibt es nur auf Englisch. Alle Staffeln haben deutsche Untertitel. Zusätzlich liegt jeweils ein sehr lesenswertes Heftchen mit Produktionsnotizen bei, das sich nicht nur in den üblichen Lobpreisungen ergeht. Andere Extras gibt es nicht, aber das ist in diesem Fall wirklich nicht nötig. Daneben wurden auch Folgen in Filmlänge gedreht, die hierzulande gesondert bei Polyband veröffentlicht wurden (mit ganz ganz furchtbaren DVD-Covern, beiden Sprachfassungen und vollkommen ohne UT). Es gibt auch eine Komplettbox der Staffeln, die Filme muss man dann aber immer noch extra kaufen. In Großbritannien kann man die Serie dagegen in einer wirklich kompletten Komplettbox kaufen, wobei ich annehme, dass auch dort die Produktionsnotizen beiliegen.
- Die Ausstrahlungsreihenfolge in der 1986er Staffel ist für die deutsche und die britische Fassung unterschiedlich. Auf der deutschen DVD sind die Folgen in der deutschen Ausstrahlungsreihenfolge angeordnet. [⇑]
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Sherlock – Die Synchro
Gesamteindruck nach der ersten Folge: Sehr gut mit einem Abstrich. Die Stimmlagen sind bei den Männern in den meisten Fällen höher als im Original, aber wenn man das Original nicht kennt bzw. sich an die Synchro gewöhnt, störts erstmal nicht weiter (auch wenn ich den Jaguar im Cello aka Benedict Cumberbatch im Original lieber habe). Die Dialoge halten sich in Stil und Text bis auf ein paar ganz kleine Abweichungen ans Original und, was bei Sherlock sehr wichtig ist, die Texte im Bild wurden sehr sorgfältig übersetzt. Die Nebengeräusche waren allerdings etwas lauter als im Original; wenn man nicht wusste, wann der Schuss kommt, konnte man wahrscheinlich ganz schön zusammenzucken. Das einzige, was ich wirklich zu meckern habe, ist das Duzen und Siezen – ein altes Problem bei Synchros, weil man im Englischen mit dem Gebrauch von Vornamen eher anfängt, als man im Deutschen zum Du übergehen würde. Bei Lestrade und Mrs Hudson ist Siezen die angebrachtere Variante, aber Sherlock und John als WG-Genossen und später gute Freunde befinden sich eindeutig eher auf der Du-Ebene – zumal dieser moderne Sherlock eine bewusste Abkehr von der Steifheit ist, die Sherlock Holmes in vielen Inkarnationen anhaftet, was der Einsatz von Vorname+Sie unter Freunden wieder ein bisschen rückgängig macht.
Die zweite Folge war ebenfalls weitestgehend gelungen, allerdings war die Stimme von Soo Lin schlecht besetzt. Die Sprecherin war anscheinend noch unerfahren, Soo Lin hörte sich deshalb auf Dauer einschläfernd an.
Die dritte Folge ist bedeutend schwieriger zu übersetzen als die beiden ersten Episoden. In manchen Szenen war eine freiere Übersetzung also unvermeidlich, andere Szenen wurden jedoch frei übersetzt, obwohl das gar nicht nötig war. In diesem Zusammenhang gab es an ein oder zwei Stellen sogar kleinere Schnitzer. Moriartys Stimme klingt nervig genug, allerdings ist auch er als jemand, der eigentlich vor nichts und niemand Respekt hat, vor der Siezmanie nicht sicher.
Zwischen der ersten und der dritten Folge gab es eine interessante kleine Diskrepanz: Die erste Folge heißt auf deutsch Ein Fall von Pink. Der Originaltitel lautet A Study in Pink, in Anlehnung an A Study in Scarlet. In der dritten Folge wird der entsprechende Fall Eine Studie in Pink genannt, was nicht nur die wörtliche Übersetzung des englischen Titels der ersten Episode ist, sondern auch dem deutschen Titel der Vorlage Eine Studie in Scharlachrot entspricht.
Erstaunlicherweise gibt es sogar einen Teil der zur Serie gehörenden Webseiten auf deutsch, online gestellt von BBC Worldwide: http://www.sherlock-blog.de/, http://www.johnwatsonblog.de/ und http://www.mollyhooper.de/. In den Blogs duzen sich John und Sherlock übrigens.
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Horrible Histories
Horrible Histories ist eine Kreuzung aus Sketchshow und Bildungsprogramm für Kinder. Diese BBC-Serie basiert auf einer Buchreihe, die sich den blutigeren und unappetitlicheren Geschehnissen widmet, um Geschichte für Kinder interessanter zu machen.1 Wie die Sendung mit der Maus ist Horrible Histories nicht nur etwas für Kinder, sondern auch ein großer Spaß für Erwachsene, denn die Sketche sind zwar manchmal etwas klamaukig, oft aber sehr gewitzt.
Die Bandbreite der Themen reicht von der Antike bis etwas zum Zweiten Weltkrieg. Es werden nicht nur historische Ereignisse dargestellt, sondern auch die Lebenswelt der jeweiligen Epochen. Natürlich liegt der Schwerpunkt auf Großbritannien, andere Länder kommen jedoch ebenfalls gebührend oft vor. Der Spaß steht dabei immer im Vordergrund, die Vermittlung von geschichtlichem Wissen erfolgt en passant – das dann aber erstaunlich gut hängen bleibt. Für Erwachsene hat der Humor noch eine weitere Ebene, denn in vielen Sketchen werden oft heutige (Reality-)Fernsehformate aufs Korn genommen, sozusagen Switch auf historisch gebürstet und lustiger.
Pro Folge gibt es eine Musiknummer. Manchmal steht mehr der Inhalt im Vordergrund und die musikalische Umsetzung erfüllt nur ihren Zweck2, manchmal werden aber richtige Musikvideos gedreht. Und so kommt es dann zu solchen Perlen wie Literally, wo ein Häuflein zotteliger Wikinger in bester Bon-Jovi-Manier über die Freuden des Plünderns schmachtet:
Aufgrund der kürze der Zeit werden historische Ereignisse teilweise etwas vereinfacht dargestellt, andererseits hört man so über Sachen, die sonst oft nicht in den Geschichtsbüchern erwähnt werden. In Horrible Histories steckt handwerklich ziemlich viel Aufwand, gleichzeitig ist die Serie in keiner Sekunde belehrend. Als Kind hätte ich mir eine solche Bildungssendung gewünscht, denn abgesehen von der Sendung mit der Maus kam ich mir von vielen Sendungen damals nicht richtig ernstgenommen vor. Horrible Histories macht diesen Fehler nicht.
Wahrscheinlich wird diese Serie nie in Deutschland gesendet werden, allein schon wegen des Großbritannien-Schwerpunkts. Der interessierte erwachsene Zuschauer kann sich aber die DVDs kaufen (gibts bei Amazon.co.uk zum Spottpreis) und mit Untertiteln ist Horrible Histories sicherlich auch etwas für englischlernende Kinder und Jugendliche.
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Dialekte im deutschen Fernsehen
Auf sueddeutsche.de gab es gestern einen Artikel zum Thema Dialekte im deutschen Film. Im Wesentlichen kann ich diesen Artikel unterschreiben. Ein Grund, warum ich britische Serien den deutschen Serien meistens vorziehe, ist die mangelnde Detailverliebtheit der deutschen Serien, die in den meisten Fällen dazu führt, dass sich eine Serie nicht echt genug anfühlt. Dialekte gehören zu diesen wichtigen Details und es hat mich schon manches Mal gestört, dass bspw. in Krimiserien, die in Leipzig spielen, praktisch nicht gesächselt wird. Natürlich gibt es Dialekte, die ich nicht so gerne höre, aber trotzdem würde ich es selbst bei den für mich nicht so angenehmen Dialekten um der Realität Willen vorziehen, wenn man im deutschen Film und Fernsehen Dialekte in einer natürlichen Weise einsetzen würde. Das ist eine der Sachen, die mir an Im Angesicht des Verbrechens so gefällt: Die Berliner berlinern und diejenigen, die nicht deutsch sprechen, werden untertitelt.
In vielen Synchronisationen, aber auch in von vornherein deutschen Produktionen, werden sprachliche Unterschiede ohne Rücksicht auf Verluste eingeebnet. Damit will man vermutlich dem deutschen Publikum entgegenkommen, das solche Sachen wie Untertitel und fremdsprachige Sequenzen nicht gewöhnt ist (das britische Publikum bekommt dagegen bei kurzen fremdsprachlichen Sequenzen oft gar keine Untertitel, sondern muss sich den Inhalt anhand anderer Anhaltspunkte selbst erschließen). Manchmal wird das Publikum jedoch auch einfach für blöd gehalten. Ich erinnere mich da an eine Zeile aus einer Torchwood-Folge, die sich auf Wales bezog – diese Bemerkung wurde in der Synchro rausgestrichen und durch einen "neutraleren" Kommentar ersetzt. Etlichen Zuschauern dürfte bewusst sein, dass Torchwood in Wales spielt und die, denen das nicht bewusst war, hätten es dadurch erfahren.
Ein weiterer Punkt sind Nichtmuttersprachler, die Deutsch lernen und/oder sich in die deutsche Kultur verliebt haben. Denen entgeht durch die Dialektfeindlichkeit des deutschen Fernsehens einiges, denn Film und Fernsehen sind eine wunderbare Möglichkeit, um seine passiven Sprachkenntnisse zu verbessern und (wenn auch nur in eingeschränktem Maße) Einblick in eine andere Kultur zu erhalten. Da im deutschen Fernsehen kaum Dialekte vorkommen, und wenn nur in abgeschwächten Varianten, können Nichtmuttersprachler weder das Verständnis von deutschen Dialekten üben, noch bekommen sie die Vielfalt an Mentalitäten und Dialekten mit, die es in Deutschland gibt. Zwar mögen Nichtmuttersprachler, die deutsche Filme und Serien im Original sehen, die Minderheit der Zuschauer sein, aber es würde deutschen Produktionen sicher so oder so gut bekommen, wenn tatsächlich mehr regionale Eigenheiten abgebildet würden.
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The First Men in the Moon
Mark Gatiss hat für BBC Four einen originellen kleinen Film gedreht, nämlich The First Men in the Moon, basierend auf dem gleichnamigen Roman von H. G. Wells.
Der bankrotte Geschäftsmann Bedford und der exzentrische Wissenschaftler Prof. Cavor tun sich zusammen, um mithilfe einer Erfindung von Cavor eine Reise zum Mond zu unternehmen. Dort kommen sie in Kontakt mit einheimischen Lebewesen.
Ich könnte lang und breit über The First Men in the Moon schwärmen; ich versuche, mich kurz zu fassen. Dieses Schätzchen hat kein großes Budget (das ohnehin erfreulich spärlich eingesetzte CGI befindet sich im Zweifelsfall eher auf dem Niveau der 1. Doctor-Who-Staffel als auf dem der 5. Staffel), dafür sieht man dem Film in jeder Szene an, mit wieviel Liebe er gemacht wurde. Neben den beiden Hauptfiguren gibt es kaum weitere Charaktere, weshalb The First Men in the Moon ein wenig kammerspielartig erscheint. Die Schauplätze sind auf dem Mond wie auf Erden super ausgewählt bzw. gebaut – die Mondlandschaft erinnert an Stummfilmkulissen und mit englischen Dörfern kann man sowieso nichts falsch machen. Dazu ist auch die Musik sehr schön geraten. Trotz der immer mitschwingenden Tragik gibt es oft etwas zu schmunzeln, außerdem wird es streckenweise angenehm gruselig. All das macht The First Men in the Moon zu einem geradezu klassischen Science-Fiction-Film, dem man deutlich anmerkt, dass er auf einem Buch basiert. Mehr möchte ich zu diesem Film gar nicht sagen, da ich sonst für jede Szene einzeln aufzählen müsste, was ich daran so toll fand. Ich bin verliebt in diesen Film. Die DVD dazu erscheint schon am 25. Oktober.
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Sherlock
Die BBC versorgt einen glücklicherweise auch in der sommerlichen Saure-Gurken-Zeit mit ordentlicher bis außerordentlich gelungener Fernsehkost. Diesjahr bekommen wir die Serie Sherlock zu sehen. Die 3 Folgen mit je 90 Minuten Länge basieren auf den Büchern von Arthur Conan Doyle; die Handlung wurde in die Gegenwart verlegt. Das kann schnell schiefgehen, tut es hier aber nicht – man bedenke, dass die Buchvorlage zum Zeitpunkt des Erscheinens in der Gegenwart gespielt hat, davon abgesehen passieren Mord und Totschlag sowieso immer.
Hinter dieser fabelhaften Serie stecken Steven Moffat und Mark Gatiss, beide wohlbekannt von Doctor Who. Sherlock Holmes wird vom hinreißenden Benedict Cumberbatch dargestellt, Dr. John Watson vom ebenso hinreißenden Martin Freeman. Sherlock ist hier ein genialer Soziopath; er ist ein brillianter Detektiv, dafür hat er es nicht so mit dem Zwischenmenschlichen. John erscheint neben ihm zwar auf den ersten Blick ein bisschen unscheinbarer, lässt sich aber von Sherlock nicht die Butter vom Brot nehmen. Die Nebenfiguren bei der Polizei ertragen Sherlocks Extravaganzen dagegen mehr schlecht als recht. DI Lestrade (Rupert Graves) greift dennoch bereitwillig auf seine Fähigkeiten zurück. Sherlocks und Johns Vermieterin Mrs Hudson (Una Stubbs) ist so etwas wie die gute Seele von 221B Baker Street und ist anscheinend ganz froh, dass sie die beiden bemuddeln kann. Im Hintergrund zieht Sherlocks Widersacher Moriarty seine Fäden. Würde man ihn als Sherlocks Erzfeind bezeichen, würde er sich sicherlich geschmeichelt fühlen. Sherlock und John sprechen sich übrigens mit Vornamen an, wie das bei Mitbewohnern so üblich ist.1
Sherlock ist so ziemlich das genialste, was diesen Sommer im Fernsehen gelaufen ist. Ich könnte jetzt noch lange und sich wiederholende Ausführungen verfassen, wie toll ich alles an dieser Serie finde, was ich der werten Leserschaft aber mal erspare. Nur so viel: Sherlock ist, wie man es von dem Team Moffat und Gatiss erwartet, witzig und spannend und hat exzellente Schreiberlinge, Regisseure und Schauspieler, sodass das Zuschauen ein wahrer Genuss ist. Neben ein paar anderen Sachen, die man sonst im Fernsehen nicht so oft macht, fällt bei der Bildsprache vor allem in A Study in Scarlet und The Great Game, wo Paul McGuigan Regie geführt hat, die Umsetzung von SMS- und anderen Texten im Bild auf, was uns einige Einblendungen von Handy-Bildschirmen erspart. Als kleines Zuckerchen für die Internet-Generation wurden Websites online gestellt, die sich in die Serienhandlung einfügen2. In der dritten Folge The Great Game werden diese Websites ihrerseits in die Handlung einbezogen. Es ergeben sich aber keinerlei Verständnisprobleme, wenn man die fingierten Blogs nicht gelesen hat. Der einzige kleine Makel, den ich an Sherlock finden kann, ist das in The Blind Banker auftretende übliche Problem der BBC, dass man keine Muttersprachler für Fremdsprachen hat3, aber mal ehrlich, das Gesamtbild wird dadurch nicht gestört.
Sherlock steht natürlich wegen Steven Moffat und Mark Gatiss unter besonderer Beobachtung der Doctor-Who-Fans. Man kann es kaum verhindern, an manchen Stellen Parallelen zwischen beiden Serien zu ziehen. Nicht zuletzt ist die durchschnittliche Doctor-Companion-Beziehung nahe dran an der Dynamik zwischen Holmes und Watson und der Master ist quasi ein charmanterer (und, nach neuerer Lesart, in den Wahnsinn getriebener) Moriarty. In The Blind Banker, wo mit Euros Lyn einer der Doctor-Who-Stamm-Regisseure Regie geführt hat, wurden zudem einige wohlbekannte Drehorte wiederverwertet.4
Die DVD zur Serie erscheint schon Ende August (und das sogar zu einem von Anfang an vernünftigen Preis). Darauf ist neben einem kleinen Making-of der unausgestrahlte Pilot enthalten5 und zur ersten und letzten Folge gibt es (wirklich lohnenswerte!) Audiokommentare. Eine zweite Staffel ist bestätigt, andernfalls hätte ich angesichts des Cliffhangers einen Sitzstreik bei der BBC gemacht.
Update: Die deutsche Ausstrahlung wird bei der ARD erfolgen, irgendwann im Herbst/Winter 2011. Ich hoffe darauf, dass die Synchro so gut wird wie bei Children of Earth und dass die Folgen nicht zu nachtschlafender Zeit versendet werden6.
- Der unumgängliche Doctor-Who-Darsteller-Check: Benedict Cumberbatch (im Hörspiel Forty-Five), Mark Gatiss (neben seiner Tätigkeit als Schreiberling auch Darsteller in The Lazarus Experiment), Philip Davis (The Fires of Pompeii), Vinette Robinson (42), Gemma Chan (The Waters of Mars), Paul Chequer (Random Shoes) und – nur zu hören, nicht zu sehen – Peter Davison (Darsteller des 5. Doctors). [⇑]
- Die bewussten Websiten bzw. Blogs wären: The Science of Deduction (die Website von Sherlock), John Watsons Blog, die Website von Connie Prince und Molly Hoopers Blog. Es empfiehlt sich, die Blogeinträge immer erst nach der jeweiligen Folge zu lesen, da sie Spoiler enthalten! Diese 4 Websites sind mengenmäßig übrigens gar nichts gegen die vielen fingierten Websites zu Doctor Who. [⇑]
- Wenn ich mal zu Geld komme, werde ich eine Stiftung namens "Native Speakers for Auntie Beeb" gründen, mit der ich der BBC Muttersprachler und auch eine Rechtschreibprüfung für die Untertitel finanziere. [⇑]
- Sherlock wurde teils in London und teils in Wales gedreht. Die Räumlichkeiten des Museums waren sozusagen über Raum und Zeit verteilt, dafür hat man nämlich die alte Bibliothek von Swansea, das National Museum of Wales in Cardiff und den Temple of Peace in Cardiff genutzt; die letzteren beiden sieht man mindestens einmal in jeder Doctor-Who-Staffel. Der chinesische Circus fand im Newbridge-Memo-Gebäude statt. Den berühmten Lift der BBC gab es in den 3 Folgen dagegen erstaunlicherweise nicht zu sehen. Daneben gab es die London-Ansicht aus der Titelsequenz auch in The Christmas Invasion und ein paar kleine Anspielungen in den Dialogen konnte man sich nicht verkneifen, nämlich die Arch-Enemy-Diskussion und die
funny little (human) brains
. [⇑] - Update: Der Pilot ist für sich genommen nicht schlecht, aber die ausgestrahlte Variante ist halt so viel geiler. Es gibt zwar etliche schöne Szenen, doch in der ausgestrahlten Serie haben die Schauspieler alle eine noch bessere Chemie untereinander und die Serie sieht um einiges schicker aus als der Pilot. Eine ganz ganz große Schwäche des Piloten ist außerdem, dass Mycroft darin nicht vorkommt. [⇑]
- Ich möchte ja nicht das arme Schwein sein, das den Anfang von The Great Game übersetzen muss. [⇑]
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Hustle
Hustle ist eine britische Serie, die von einer Gruppe äußerst charmanter Betrüger handelt. Die Folgen stellen jeweils einen oder mehrere (dann meist miteinander verknüpfte) Raubzüge vor. Die Episoden sind im allgemeinen sehr spannend und witzig, während zwischenmenschliche Ver- und Entwicklungen nur knapp oberhalb der Wahrnehmungsschwelle stattfinden. Es gibt immer wieder Anspielungen auf Klassiker der Gaunerkomödie, wie etwa The Sting oder The Italian Job (das Original natürlich). In ihren Methoden ist die Betrügerbande manchmal ziemlich Olsenbande-haft, mit (allerdings erfolgreichen) minutiös ausgearbeiteten Plänen. Im Gegensatz zu den Olsenbande-Filmen ist Hustle jedoch extrem stylisch und, ich muss mal kurz oberflächlich werden, es gibt sowohl für die Damen als auch die Herren Zuschauer schön was zu kucken.
Die Betrugsopfer werden meist von Albert Stroller (Robert Vaughn) auserkoren, einem älteren Amerikaner, der schon lange im Gewerbe tätig ist und über exzellente gesellschaftliche Kontakte verfügt. Für die Ausarbeitung der Pläne ist, außer in der 4. Staffel, Mickey Bricks (Adrian Lester) zuständig, der als der gewiefteste Betrüger von ganz Großbritannien beschrieben wird. Für die Durchführung sorgt Ash Morgan (Robert Glenister), für den es kein technisches oder logistisches Problem gibt, das nicht gelöst werden kann. Die weiteren Crew-Mitglieder haben über die 6 Staffeln hinweg immer wieder gewechselt. In den ersten 4 Staffeln waren das Danny Blue (Marc Warren) und Stacie Monroe (Jaime Murray). In der 4. Staffel war außerdem Billy Bond (Ashley Walters) kurzzeitig Crewmitglied. Ab der 5. Staffel besetzt das Geschwisterpaar Sean (Matt Di Angelo)und Emma Kennedy (Kelly Adams) diese Positionen. Das "Büro" der Hustle-Crew befindet sich in der Bar von Eddie (Rob Jarvis), der bei Anwesenheit der Betrüger oft Miese macht1.
Die Betrugsopfer sind überwiegend Charakterschweine, sodass man auch bei moralisch weniger einwandfreien Betrügereien guten Gewissens mit der Hustle-Crew mitfiebern kann. Viele Episoden sind ähnlich wie ein Krimi aufgebaut, wo man erst im Nachhinein erfährt, wie der Betrug genau durchgeführt wurde. Dabei wird die Zuschauerschaft oftmals absichtlich hinters Licht geführt. Dann und wann wird auf das Krimischema verzichtet, stattdessen muss sich die Hustle-Crew aus einer unangenehmen Lage rauswinden. Auch in diesen Fällen wird man oftmals von der Auflösung überrascht. Die Folgen machen jedoch nicht nur beim ersten Ansehen einen Heidenspaß, sondern auch bei den folgenden Malen, denn bei den meisten Cons kann man sich auch noch nach langer Zeit an der Durchführung erfreuen.
Hustle kultiviert einige Eigenheiten, die sich durch alle Staffeln ziehen. Praktisch in jeder Episode wird das Publikum direkt angesprochen, wenn ein Charakter in die Kamera spricht oder mindestens zwinkert. Eine gewisse Anzahl Folgen nutzt außerdem den Bullet-Time-Effekt. Dabei wird die Handlung angehalten und die Hustle-Crew interagiert miteinander, als wäre die Umwelt nicht mehr vorhanden. Daneben werden immer wieder Traumsequenzen eingebaut, seien es Stummfilmszenen oder gar eine Bollywood-Tanznummer. Für die Betrügereien nehmen die Mitglieder der Hustle-Crew verschiedene Rollen ein, um das Vertrauen des Opfers zu gewinnen. Diese Rollenwechsel sind immer ein großer Spaß, da es die Schauspieler schaffen, diese Kurzzeitcharaktere ganz anders erscheinen zu lassen als ihre eigentlichen Figuren.
Die gelungensten Staffeln sind die ersten drei mit der Urbesetzung. Die vierte Staffel ist die schwächste. Sie hat das Problem, dass Mickey nicht mehr dabei ist und Danny, der jetzt die Führungsposition inne hat, nur dann richtig funktioniert, wenn Mickey als Gegenpol wirken kann. Außerdem scheinen die Produzenten dieser Staffel nicht verstanden zu haben, dass die Hustle-Crew aus Betrügern besteht und nicht aus lauter Robin Hoods. In der 5. Staffel kehrt Mickey zurück, dafür ist Danny nicht mehr dabei.
Seit November 2009 läuft Hustle auf ZDFneo. Wie fast immer kann ich vom Kauf der deutschen DVD-Boxen jedoch nur abraten. Der eine Grund ist wie üblich die leidige Kürzungsproblematik bei BBC-Serien, der andere ist die Unübertragbarkeit der britischen Akzente ins Deutsche, mit denen in Hustle gerne gespielt wird.
- Da Hustle eine britische Serie ist, sieht man natürlich haufen Schauspieler, die auch schon in Doctor Who eine kleine oder größere Rolle hatten. Von der Stammbesatzung sind das Marc Warren (Love & Monsters, wodurch ich zu Hustle gefunden habe) und Robert Glenister (The Caves of Androzani, übrigens der große Bruder von Life on Mars' Philip Glenister) sowie, wenn man die Definition etwas erweitert, Matt Di Angelo (Hörspiel The Company of Friends). Außerdem vergeht kaum eine Folge, in der nicht auch noch einer der Nebendarsteller bereits in Doctor Who zu sehen war. Es hatte sogar schon ein Doctor-Darsteller höchstpersönlich einen Auftritt in Hustle, nämlich Colin Baker in der 3. Folge der 6. Staffel. [⇑]
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State of Play
State of Play ist ein Fest für den Fan von britischen Serien, da hier eine erstaunliche Anzahl toller Schauspieler versammelt ist, denen man zur Not auch völlig ohne Handlung zukucken könnte1. Im Kern ist State of Play ein Polit-Thriller, die Serie ist jedoch thematisch so breit gefächert, dass man sie auch dann lieben kann, wenn man mit dem Genre eigentlich nicht viel anfangen kann.
Ausgangspunkt sind zwei nahezu gleichzeitig stattfindende Morde: Sonia Baker, eine Mitarbeiterin des Parlamentariers Stephen Collins (David Morrissey) wird unter die U-Bahn gestoßen, kurz darauf wird der Kleinkriminelle Kelvin Stagg erschossen. Aufgrund einiger Ungereimtheiten erregt dieser Fall die Aufmerksamkeit einer Zeitung, deren Reporter versuchen, die Hintergründe des Doppelmordes aufzudecken.
State of Play ist pure Genialität umgesetzt in Serienform. Im Mittelpunkt steht das Reporterteam um Cal McCaffrey (John Simm) und dessen Arbeit. Die Handlung selbst findet auf mehreren Ebenen statt, die alle miteinander verwoben sind. Es gibt eine Krimihandlung, ein Komplott von Öl-Lobbyisten, das nach Aufklärung verlangt, und drumrum die persönliche Entwicklung der Hauptfiguren, da das Privatleben der Beteiligten nicht verschont wird – das hört sich jetzt zwar alles ganz trocken an, ist aber wunderbar durchdacht und extrem spannend. Die Handlung führt keineswegs gerade zum Ziel, sondern geht in den 6 Stunden, die zur Verfügung stehen, viele Neben- und Irrwege, ohne sich dabei jemals zu verrennen oder langweilig zu werden2. Es wird ein großes Arsenal von Nebenfiguren eingeführt, die ebenso wie die Hauptfiguren vielschichtig gezeichnet und, wie erwähnt, durch die Bank toll dargestellt sind – selbst wenn man die mitwirkenden Schauspieler vorher noch nicht gemocht hat, so muss man sie nach Genuss dieser Serie für ihr Können lieben.
In State of Play gibt es ständig Szenen, bei denen man denkt, dass das jetzt die schönste Szene überhaupt war – und dann kommt die nächste Szene, die sogar noch besser ist. Die Interaktion zwischen John Simm und Philip Glenister (als DCI, der die Mordfälle untersucht) lässt schon erahnen, was für ein tolles Team die beiden in Life on Mars bilden werden. Simm und Morrissey als zwei voneinander entfremdete Freunde sind absolut verehrungswürdig und insbesondere ihre letzte gemeinsame Szene ist wahnsinnig toll gespielt. Marc Warren, den ich bisher nur in sympathischen Rollen kannte, macht auch in paranoid Spaß und Bill Nighy als Chefredakteur war eine große positive Überraschung für mich.
Die Auflösung von State of Play ist ziemlich antiklimatisch. Die Puzzlesteine fallen alle fein säuberlich zusammen, aber der große Knall, auf den man 6 Folgen lang hingearbeitet hat, bleibt absichtlich aus. Das passt zur düsteren Grundstimmung der Serie, in der alle Figuren irgendwie Dreck am Stecken haben und man gar nicht mehr erwartet, dass sich irgendjemand moralisch einwandfrei verhält. So geht das Leben am Ende eben weiter, ohne dass die Welt verbessert wurde.
Wegen der vielen bekannten Namen war State of Play ein Blindkauf für mich. Die Serie wurde zwar schon in Deutschland ausgestrahlt, allerdings unter dem abschreckenden Namen Mord auf Seite Eins3. Wer über genügende Englischkenntnisse verfügt, sollte unbedingt zur britischen DVD greifen, da die deutsche Box wie so oft im vorauseilenden Gehorsam von der BBC gekürzt wurde, was bei dieser Serie nicht bloß blöd, sondern ein Verbrechen ist. Außerdem gibt es einen auf der Serie basierenden gleichnamigen Film, wobei ich mir beim besten Willen nicht vorstellen kann, wie man die komplexe Serienhandlung auf 2 Stunden zusammendampfen kann.
- Der obligatorische Doctor-Who-Check: John Simm (der soundsovielte Master in Utopia, The Sound of Drums / Last of the Time Lords und The End of Time), David Morrissey (The Next Doctor), Bill Nighy (Vincent and the Doctor), Marc Warren (Love & Monsters), Rebekah Staton (Human Nature / The Family of Blood), Sean Gilder (The Christmas Invasion), Deborah Findlay (Children of Earth) und von Philip Glenister hat immerhin noch der große Bruder in einer klassischen Folge mitgespielt (es wäre aber auch zu schön gewesen, wenn Philip Glenister einen kleinen Gastauftritt in The End of Time bekommen hätte). [⇑]
- Ich hatte damals den Fehler gemacht, die erste Folge von State of Play um 10 Uhr abends zu kucken. Nach drei Folgen war es dementsprechend nachts um eins, und da ich den folgenden Tag früh raus musste, konnte ich nicht gleich weiterkucken. Deshalb ein guter Rat: Am besten gleich 6 Stunden einplanen, damit man die Serie in einem Rutsch kucken kann. [⇑]
- Ich fordere eine grundlegende Reform der Ausbildung zum Titelausdenker und -Übersetzer. [⇑]
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Blackpool
Blackpool ist eine herrliche britische Miniserie, die Krimi, Musical, Drama, Romanze, Komödie und vermutlich noch einiges mehr in sich vereint. Die Hauptfiguren sind Ripley Holden, dargestellt von David Morrissey, seine Frau Natalie Holden (Sarah Parish) und DI Peter Carlisle (David Tennant) – vor die Namen der drei Schauspieler kann man problemlos jeweils ein "fabelhaft" schreiben. Handlungsort ist das britische Seebad Blackpool1. Das Grundgerüst der Story ist schnell erzählt:
In Ripleys Casino Family Entertainment Centre wird eine Leiche gefunden. Zur Aufklärung des Falles reist DI Carlisle aus Schottland an und verliebt sich in Natalie, was gewisse Auswirkungen auf die Ermittlungen hat.
Der Mord dient lediglich dazu, die handelnden Personen zusammenzuführen, stattdessen steht die Demontage des bisherigen Lebens von Ripley im Mittelpunkt. Und bevor ich mir den Mund fusselig rede, gibts hier erstmal ein äußerst überzeugendes Argument dafür, dass man Blackpool einfach lieben muss2.
Update: Leider ist dieses Video in Deutschland nicht verfügbar. Es wird zwar der gleiche Inhalt immer wieder neu eingestellt, aber leider auch meist recht schnell gesperrt, sodass ich kaum hinterherkomme, gerade zugängliche Videos rauszusuchen. Der geneigte Leser möge deshalb selber nach "Blackpool Should I stay or should I go" suchen und hoffen, dass ein brauchbares Resultat kommt.
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