Dialekte im deutschen Fernsehen

Auf sueddeutsche.de gab es gestern einen Artikel zum Thema Dialekte im deutschen Film. Im Wesentlichen kann ich diesen Artikel unterschreiben. Ein Grund, warum ich britische Serien den deutschen Serien meistens vorziehe, ist die mangelnde Detailverliebtheit der deutschen Serien, die in den meisten Fällen dazu führt, dass sich eine Serie nicht echt genug anfühlt. Dialekte gehören zu diesen wichtigen Details und es hat mich schon manches Mal gestört, dass bspw. in Krimiserien, die in Leipzig spielen, praktisch nicht gesächselt wird. Natürlich gibt es Dialekte, die ich nicht so gerne höre, aber trotzdem würde ich es selbst bei den für mich nicht so angenehmen Dialekten um der Realität Willen vorziehen, wenn man im deutschen Film und Fernsehen Dialekte in einer natürlichen Weise einsetzen würde. Das ist eine der Sachen, die mir an Im Angesicht des Verbrechens so gefällt: Die Berliner berlinern und diejenigen, die nicht deutsch sprechen, werden untertitelt.

In vielen Synchronisationen, aber auch in von vornherein deutschen Produktionen, werden sprachliche Unterschiede ohne Rücksicht auf Verluste eingeebnet. Damit will man vermutlich dem deutschen Publikum entgegenkommen, das solche Sachen wie Untertitel und fremdsprachige Sequenzen nicht gewöhnt ist (das britische Publikum bekommt dagegen bei kurzen fremdsprachlichen Sequenzen oft gar keine Untertitel, sondern muss sich den Inhalt anhand anderer Anhaltspunkte selbst erschließen). Manchmal wird das Publikum jedoch auch einfach für blöd gehalten. Ich erinnere mich da an eine Zeile aus einer Torchwood-Folge, die sich auf Wales bezog – diese Bemerkung wurde in der Synchro rausgestrichen und durch einen "neutraleren" Kommentar ersetzt. Etlichen Zuschauern dürfte bewusst sein, dass Torchwood in Wales spielt und die, denen das nicht bewusst war, hätten es dadurch erfahren.

Ein weiterer Punkt sind Nichtmuttersprachler, die Deutsch lernen und/oder sich in die deutsche Kultur verliebt haben. Denen entgeht durch die Dialektfeindlichkeit des deutschen Fernsehens einiges, denn Film und Fernsehen sind eine wunderbare Möglichkeit, um seine passiven Sprachkenntnisse zu verbessern und (wenn auch nur in eingeschränktem Maße) Einblick in eine andere Kultur zu erhalten. Da im deutschen Fernsehen kaum Dialekte vorkommen, und wenn nur in abgeschwächten Varianten, können Nichtmuttersprachler weder das Verständnis von deutschen Dialekten üben, noch bekommen sie die Vielfalt an Mentalitäten und Dialekten mit, die es in Deutschland gibt. Zwar mögen Nichtmuttersprachler, die deutsche Filme und Serien im Original sehen, die Minderheit der Zuschauer sein, aber es würde deutschen Produktionen sicher so oder so gut bekommen, wenn tatsächlich mehr regionale Eigenheiten abgebildet würden.

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