Ijon Tichy: Raumpilot

Das deutsche Fernsehen hat leider kaum ernstzunehmende Science-Fiction-Serien hervorgebracht, und das prominenteste Beispiel Raumpatrouille ist inzwischen etwas betagter. Ausgerechnet das ZDF, das in der Hinsicht eher unverdächtig erscheint, hat inzwischen eine kleine SF-Serie produziert, die, wenn schon nicht bierernst, so doch mindestens erwähnenswert ist. Ijon Tichy: Raumpilot basiert lose auf den Sterntagebüchern von Stanisław Lem – wer die Bücher gelesen hat, wird etliche Situationen wieder erkennen, die aber meist in einen anderen Zusammenhang gebracht werden.

Hauptfigur ist der Namensgeber Ijon Tichy (Oliver Jahn), ein freiberuflich tätiger Raumpilot. Ihm zur Seite steht seine selbsterfundene analoge Halluzinelle (Nora Tschirner), die, obwohl nur ein künstliches Wesen (was sie bestreitet), oft ihren eigenen Kopf hat und der heimliche Star der Serie ist. Tichy erzählt die Folgen aus seiner Sicht – ob man ihm als Erzähler vertrauen kann, muss man selber entscheiden. Er und alle Figuren (die Außerirdischen werden überwiegend von Peter Princz dargestellt) reden in einem pseudoosteuropäischen Akzent, abgesehen von der nicht in den Sterntagebüchern vorkommenden Halluzinelle, die im Zweifelsfall eher in der Realität verhaftet ist als ihr Erfinder.

Prozytianer
Darf ich vorstellen: Drei Prozytianer (man beachte den Oberlippenbart des linken Exemplars).

Ijon Tichy: Raumpilot hat nur ein geringes Budget und das sieht man der Serie zumindest bei den Effekten an, die technisch nicht ganz auf der Höhe der Zeit sind. Da die Folgen aber mit unglaublich viel Liebe gemacht sind, stört das gar nicht, im Gegenteil. Die Aliens sind extrem einfallsreich und auf verblüffende Weise gestaltet1 und auf die Idee, eine Altbauwohnung als Raumschiff zu nutzen (das von außen aussieht wie eine Kaffeepresse) sind auch noch nicht so viele Serienmacher gekommen. Passend dazu atmet die Musik den Geist des Raumpatrouille-Soundtracks. In Musik und Bild werden einige SF-Klassiker zitiert, die Bandbreite reicht von 2001: A Space Odyssey bis zu Star Trek.

Leider sind die sechs Folgen der ersten Staffel nur 15 Minuten kurz, weshalb darin natürlich nicht viel Weltbewegendes passieren kann. Dafür sind sie sehr humorvoll und herrlich absurd. In der 2. Staffel bekommen wir dagegen ganz 8 Folgen zu je 23 Minuten. Der erste Staffel ist seit einigen Jahren für billig Geld auf DVD erhältlich, die 2. Staffel wird ab dem 4. November auf ZDF Neo (und später im ZDF) ausgestrahlt.

  1. Eine Serie, in der die Kostümfrau Doctor Who und Raumpatrouille als Vorbilder nennt, kann gar nicht schlecht sein. []

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