Dark Eyes
Dark Eyes ist ein Wechsel des Formates der Hörspiele mit dem 8. Doctor: Bisher wurden diese Hörspiele staffelweise veröffentlicht, nun gibt es stattdessen Boxsets mit jeweils vier Folgen.
Der Doctor ist nach dem Verlust von Lucie ein gebrochener Mann. Er versucht verzweifelt, seine Hoffnung in das Gute im Universum zurückzugewinnen. Stück für Stück gelingt ihm das auch im Laufe der vier Boxsets, aber er verzweifelt dennoch oft an den unmöglichen Entscheidungen, die er zu treffen hat, zumal ihm der Konflikt mit den Daleks und vor allem mit dem Dalek Time Controller zunehmend an die Nieren geht. Ähnlich wie Lucie, wird ihm seine nächste Begleiterin Molly mehr oder weniger von den Time Lords aufgedrängt. Molly ist eine Hilfsschwester im 1. Weltkrieg und möchte gar nicht in der TARDIS reisen. Leider aber wird und wurde ihr Leben gleich von mehreren Widersachern manipuliert. Zwar ist sie nur eine widerwillige Zeitreisende, dafür ist sie aber um so mehr eine pflichtbewusste Hilfsschwester. Wenn jemand ihre Hilfe braucht, dann bekommt diese Person auch ihre Hilfe. In Dark Eyes 2 stößt Liv Chenka zum TARDIS-Team. Sie ist eine Ärztin aus dem 29. Jahrhundert. Sie hat bereits den 7. Doctor in Robophobia1 kennengelernt. Der 8. Doctor trifft sie nun während einer Zeit, in der die Daleks ein Terrorregime errichtet haben und Liv sich zur Zusammenarbeit mit den Daleks gezwungen sieht. Die ersten Treffen von Liv und dem Doctor finden aus beider Sicht nicht ganz chronologisch statt, was anfangs für ein gewisses Misstrauen von Live gegenüber dem Doctor sorgt. Später reist sie jedoch bereitwillig und begeistert mit dem Doctor und Molly in der TARDIS. Allerdings hat sie manchmal ihre liebe Not, sich an technisch primitivere Gesellschaften zu gewöhnen. Nichtsdestotrotz ist sie zupackend und herzlich. Im dritten Box-Set hat außerdem Narvin eine wichtige Rolle inne, der sonst die heimliche Hauptfigur der Gallifrey-Serie ist (und der bisher viel mit Brax, dem Bruder des Doctors, zu tun hatte). Einige Aktionen der CIA sind schiefgegangen und Narvin als CIA-Coordinator muss die Suppe auslöffeln, die er sich zumindest in Teilen selber eingebrockt hat. Deshalb verpflichtet er den Doctor zur Mithilfe. Recht ähnlich verfährt Narvins Vorgänger Straxus, der schon aus den Hörspielen mit Lucie bekannt ist, im ersten Box-Set.
In Dark Eyes gibt es gleich mehrere Widersacher. Hauptwidersacher ist der Dalek Time Controller, der in allen Boxen außer der dritten vorkommt. Er ist ein Dalek-Stratege, der Zeit direkt wahrnehmen kann – nicht ganz unähnlich, wie ein Time Lord das auch kann – und der über weitaus mehr freien Willen verfügt als andere Daleks. Er ist damit beschäftigt, die Kriegsführung der Daleks voranzutreiben, in dem er Ereignisse manipuliert und ganze Zeitlinien verändert oder löscht.2 Im ersten Box-Set hat sich ein verbitterter abtrünniger Time Lord namens Kotris mit ihm verbündet, der den Daleks seine Expertise zur Verfügung stellt, um einen Privat-Kreuzzug gegen die Time Lords zu führen. Im zweiten und dritten Box-Set muss der Doctor gegen die Eminence kämpfen, eine gestaltlose Entität, die Menschen in infinite warriors verwandeln kann, die kaum zu töten sind und eins mit der Eminence sind. Die Eminence ist gefährlich genug, dass sich der Doctor zwischenzeitlich mit den Daleks zusammentut im Kampf gegen die Eminence. Die Eminence hatte ihren ersten Auftritt im Whoniversum in The Seeds of War und es empfiehlt sich, in dieses Hörspiel vor Dark Eyes 2 reinzuhören.3 Zu guter Letzt mischt auch der Master in Dark Eyes 2–4 mit. Er hat von den Time Lords eine neue Fuhre möglicher Regenerationen erhalten, um im Kampf gegen die Daleks zu helfen. Der Doctor hat diese neue Master-Inkarnation bereits in UNIT: Dominion getroffen. Der Master hat, wenig überraschend, nicht das gemacht, was die Time Lords wollten. Zuerst versucht er, die Eminence unter seine Kontrolle zu bringen und später arbeitet er mit dem Dalek Time Controller zusammen. (Der geneigte Leser kann sich sicherlich schon jetzt vorstellen, wie diese beiden Vorhaben ausgehen.)
Die lange Liste von Protagonisten und Widersachern macht schon deutlich, was das große Problem von Dark Eyes ist: Es ist wahnsinnig kompliziert. Das hängt auch damit zusammen, dass es eigentlich nur als ein Box-Set geplant wurde – und das erste Boxset ist dann auch das, was am wenigsten für Verknotungen in den Gehirnwindungen sorgt – und erst nachträglich auf vier Teile verlängert wurde. Die Box-Sets haben alle ihre schönen Momente, aber es wäre einfach besser gewesen, sich auf einen Widersacher zu beschränken, wie es Dark Eyes 1 macht, wo der Dalek Time Controller, unterstützt von Kotris, alleinig hinter den Ereignissen steckt. Allerdings kommen auch schon in dieser Box die unsäglichen Retrogenitor Particles vor, von denen ich immer noch nicht verstanden habe, was sie genau machen. Dark Eyes 2 wird dagegen zunehmend konfuser. Es fängt noch sehr gut an, mit einem Hörspiel, das sehr beklemmend die Situation in einem Dalek-Regime darstellt, doch dann werden zusätzlich zu den Daleks die Eminence und der Master aufgefahren. Für sich genommen sind beide herausragende Bösewichte – die Eminence ist beeindruckend genug und der Macqueen-Master ist so komplett durchgeknallt, dass er trotz seiner oberflächlich lockeren Art sehr, sehr gruselig werden kann. Dark Eyes 3 kann mit der schieren Anwesenheit von Narvin punkten und im vorletzten Hörspiel in diesem Box-Set gibt es sehr schöne Szenen zwischen dem Doctor und dem Master, aber auch hier gilt, dass Master und Eminence zusammen einfach zuviel des guten sind. In Dark Eyes 4 kommt zwar kaum noch die Eminence vor, dafür tritt der Dalek Time Controller wieder in den Vordergrund. Dazwischen versteckt sich eine schöne Charakterfolge für Liv, doch das Ende der Dark-Eyes-Reihe, in dem die Fäden aus allen vier Boxen zusammengeführt werden, macht leider den Eindruck, dass hier jemand plötzlich gemerkt hat, wie überkompliziert alles geworden ist. Das Ende ist deshalb sehr kompakt und erklärt nun praktisch alles, was in den Box-Sets passiert ist, auf einen Schlag.
Dark Eyes zeigt viele gute Ideen, nur steht hinter praktisch jedem Ereignis einer der verschiedenen Widersacher. Das sorgt letztenendes auch dafür, dass kaum eines der Hörspiele separat in Erinnerung bleibt. Man erinnert sich zwar an schöne und beeindruckende Momente, aber dadurch, dass in dieser Reihe alles mit allem zusammenhängt, hat man Mühe, diese Szenen einzelnen Hörspielen zuzuordnen. Sowohl der Dalek Time Controller, als auch die Eminence und der MacQueen-Master hätten es als Bösewichte verdient gehabt, jeweils eine Handlung für sich zu bekommen – ob nun als in sich geschlossene Einzel-Boxen oder in einer längeren Serie, in der immer mal wieder einer der drei vorkommt und wo es zwischendurch genug Episoden gibt, die nicht von der übergreifenden Handlung bestimmt werden. Durch diese Anhäufung von Bösewichten wird nämlich der Blick aufs Wesentliche verstellt und Dark Eyes scheitert an seinen eigenen Ansprüchen.
- Robophobia ist ein sehr empfehlenswertes Hörspiel, das irgendwann nach The Robots of Death spielt. [⇑]
- Bemerkenswert ist, dass der Dalek Time Controller bereits einen Auftritt außerhalb von Big Finish hatte, nämlich im New Series Adventure The Dalek Generation mit dem 11. Doctor. Aus Sicht des Dalek Time Controllers ist The Dalek Generation sogar sein chronologisch erster Auftritt im Whoniversum. [⇑]
- Aus Sicht des Doctors trifft er die Eminence zuallererst in Destroy the Infinite, das aber nach The Seeds of War veröffentlicht wurde. Wie gefährlich die Eminence ist, lässt sich allein schon daran erkennen, dass der 6. Doctor in Panik verfällt, als er merkt, dass er es in Seeds wieder mit der Eminence zu tun hat. [⇑]
← New Eighth Doctor Adventures: 4. Staffel | Doom Coalition → |