Doctor Who Specials (2009)

Das Jahr 2009 steht ganz im Zeichen des Abschieds von David Tennant und Russell T Davies. Wie jedes Jahr seit 2005 gab es auch 2008 ein Weihnachtsspecial, dazu kommt ein bis dato nicht übliches Osterspecial und der 3-teilige Schwanengesang des 10. Doctors. Dieser besteht aus den Folgen The Waters of Mars, das am 15. November 2009 gesendet wurde, und dem Zweiteiler The End of Time, der zu Weihnachten und Neujahr ausgestrahlt wurde. Zusätzlich dazu gibt es noch eine animierte Folge namens Dreamland, die ich hier bewusst unter den Tisch fallen lasse, und der Doctor hatte Ende Oktober für eine halbe Folge einen Auftritt bei den Sarah Jane Adventures.

Nach dem Finale der 4. Staffel ist der Doctor allein unterwegs – wie wir in The End of Time erfahren, für ganze zwei Jahre. Den Verlust von Donna hat er ganz und gar nicht verkraftet, dementsprechend zieht sich die Einsamkeit des Doctors als Motiv durch die ganzen Specials. Es wird zunehmend deutlich, dass es dem Doctor nicht gut bekommt, wenn er zu lange alleine reist. Wo der 10. Doctor früher jedoch in so einem Fall aktiv nach Companions gesucht hat, hat er inzwischen beschlossen, keine Mitreisenden mehr in seine TARDIS einzuladen. Schon früh wird ihm mit den Worten he will knock four times seine baldige Regeneration angekündigt, vor der er unglaublich Schiss hat.

Die ersten beiden Specials sind noch eher locker-flockig und kaum tiefschürfend, während die letzten beiden Folgen für Doctor-Who-Verhältnisse ziemlich düster sind, auch wenn sie (glücklicherweise) nicht bis in die Gefilde von Children of Earth vordringen. The Waters of Mars zählt zu den besten Folgen mit dem 10. Doctor überhaupt und The End of Time ist ein versöhnliches und erfreulich Bombast-armes Ende für ihn. In diesen beiden Folgen kann David Tennant nochmal richtig aufdrehen, denn sie sind ganz klar auf ihn zugeschnitten und würden ohne seine beeindruckende Darstellung des Doctors weit weniger gut funktionieren. Die ebenfalls hervorragenden Leistungen der Nebendarsteller und der Regie sollen darüber aber nicht vergessen werden. Die vollständige Handlung der Folgen kann man wie immer beim SF-Radio nachlesen.

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The Next Doctor (Der andere Doktor) (Drehbuch: RTD; Regie: Andy Goddard)

Der Doctor landet 1851 in London, wo er auf die Cybermen und einen Mann trifft, der behauptet, er wäre der Doctor.

The Next Doctor hat durch gleich zwei Punkte von vornherein einen schlechten Stand bei mir: Es ist ein verkappter Kostümfilm und die Bösewichte sind ausgerechnet die Cybermen, mit denen ich mich trotz bester Bemühungen einfach nicht anfreunden kann (und die hier zu allem Übel auch noch vollkommen saftlos erscheinen). Immerhin ist das Zusammenspiel zwischen den beiden Davids eine wahre Freude1 und ich sehe es mit Genugtuung, dass der Doctor Donna offensichtlich mehr vermisst als Rose. Leider geht der tolle Handlungsstrang um Jackson Lake hoffnungslos unter zwischen den ganzen Cybermen, obwohl diese Geschichte allein Stoff für eine separate Episode geboten hätte. Im Vergleich zum vorherigen Weihnachtsspecial, Voyage of the Damned, erscheint The Next Doctor wie der Versuch einer kompletten Kehrtwende, was in einen arg übertriebenen Kuschelkurs zur Folge hat. Dieses Special hat mein Vertrauen in RTDs Erzählkünste erstmal kräftig gestört – da musste erst Children of Earth kommen, um mich mit RTD wieder zu versöhnen.

Planet of the Dead (Planet der Toten) (Drehbuch: RTD, Gareth Roberts; Regie: James Strong)

Ein Londoner Doppeldeckerbus, in dem sich u.a. der Doctor und Lady Christina de Souza, ihres Zeichens Hobby-Diebin, befinden, gelangt durch ein Wurmloch auf einen Wüstenplaneten. Mit der Hilfe von UNIT muss der Bus wieder zurückgebracht werden, ohne dass ein Schwarm tödlicher Rochen-artiger Aliens auf die Erde gelangt.

Planet of the Dead ist eine der Folgen, die einfach wahnsinnig Spaß machen, ohne dass sie an sich besonders herausragend wären. Aus der Geschichte des fremden Planeten hätte man zwar viel mehr machen können, aber trotz der verpassten Chance auf eine richtig spannende Geschichte ist Planet of the Dead auch beim wiederholten Sehen immer noch eine unglaubliche Freude. Das liegt vor allem an den vielen schönen kleinen Momenten und den liebenswerten Nebenfiguren – ich hoffe stark, dass wir Malcolm nochmal wiedersehen2. Lady Christina de Souza ist ebenfalls eine sympathische Figur, die gut mit dem Doctor harmoniert und das komplette Gegenteil einer Kreischcompanioneuse ist3, auch wenn sie im Vergleich zu den restlichen Companions dieser Nicht-Staffel am blassesten bleibt. Es gibt zwar schon mehr oder weniger deutliche Andeutungen bezüglich der Zukunft des 10. Doctors und es wird nochmals der Verlust von Donna und anderen früheren Companions angesprochen, all das ändert jedoch nichts an dem heiteren Gesamteindruck des Specials. Da die Bedrohung durch den Schwarm natürlicher Ursache ist, ist außerdem dafür gesorgt, dass Handlung nicht von den Bösewichten überschattet wird, wie es bei The Next Doctor geschehen ist.

Sarah Jane Adventures: The Wedding of Sarah Jane Smith (Drehbuch: Gareth Roberts; Regie: Joss Agnew)

Sarah Jane Smith, Ex-Companion des Doctors, möchte überraschend heiraten. Auch der Doctor wird mehr oder weniger erwartet, obwohl Sarah Jane nicht mit seinem Erscheinen rechnet. Da der Trickster in die Anberaumung der Hochzeit verstrickt ist, wird aber gerade die Hilfe des Doctors dringend benötigt.

The Wedding of Sarah Jane Smith gehört zwar eigentlich nicht zu den Specials, ist aber der Auftritt des 10. Doctors, der als letzter gedreht wurde, weshalb ich diese Folge trotzdem hier aufführen möchte. Mit den beiden vorherigen Folgen dieser Sarah-Jane-Adventures-Staffel bin ich nicht warm geworden (vor allem die erste Folge war streckenweise ziemlicher Käse), denn man merkt den SJA deutlich an, dass sie für Kinder gemacht sind. Diese Folge krankt vor allem daran, dass man sich im zweiten Teil einerseits zu sehr darauf verlässt, dass David Tennant ganze Szenen trägt, und andererseits den Doctor fast schon mit dem Holzhammer charakterisiert. Der Doctor ist kaum zur Problemlösung nötig und hätte mit relativ wenig Aufwand durch eine andere Figur ersetzt werden können, außerdem erinnert die recht hastige Auflösung stark an das ungleich bessere Father's Day aus der ersten Doctor-Who-Staffel (damals noch mit dem 9. Doctor). Sehr schade ist, dass es nicht zu einer Begnung zwischen dem 10. Doctor und dem Brigadier kommen konnte4. Eine solche Szene hätte nämlich höchstwahrscheinlich für alle Schwächen dieser Folge entschädigt, denn der Brigadier ist immer toll.

The Waters of Mars (Der rote Garten) (Drehbuch: RTD, Phil Ford; Regie: Graeme Harper)

Der Doctor macht einen Ausflug auf den Mars. Er muss allerdings feststellen, dass er genau an dem Tag dort gelandet ist, an dem die erste Marsbasis der Menschheit aus unbekannten Gründen gesprengt werden musste. Dieses Ereignis ist ein fester Punkt in der Zeit, weshalb der Doctor am Geschehen nichts ändern darf.

The Waters of Mars leitet endgültig den Abschied des 10. Doctors ein. Dabei werden mit einer bisher ungekannten Eindringlichkeit die Schattenseiten des Doctors gezeigt. Die lockere Stimmung der beiden vorherigen Specials ist nahezu komplett vergessen. Stattdessen bietet The Waters of Mars eine düstere Grundstimmung, eine Handlung, die auf wenige Personen und einen einzelnen Schauplatz begrenzt ist, und David Tennant in Höchstform. Da diese Folge für den 10. Doctor eine weitreichende charakterliche Entwicklung darstellt, habe ich eine gesonderte Auswertung verfasst.

The End of Time (Das Ende der Zeit) (Drehbuch: RTD; Regie: Euros Lyn)

Pünktlich zu Weihnachten taucht der (Simm'sche) Master wieder auf, um – natürlich – die Weltherrschaft an sich zu reißen. Zusammen mit Wilf muss der Doctor jedoch nicht nur den Master im Zaum halten, sondern auch die Rückkehr der Time Lords und damit des Time Wars verhindern.

The End of Time scheint die Fanmassen zu spalten, wie Moses einst das Meer. Ich zähle zu den Glücklichen, die (bis auf 2-3 verzichtbare RTDismen im ersten Teil) sehr zufrieden sind mit dem Abschied des 10. Doctors, obwohl ich vorher ernsthafte Befürchtungen hatte, dass RTD seinen Abschied voll in den Sand setzt (man hat halt seine Erfahrungen als Fan). Die größte Stärke dieses Zweiteilers ist eindeutig, dass wir hier drei ganz großartige Schauspieler bewundern können, die sich allesamt die Seele aus dem Leib spielen. Als RTDs Abschiedsfolge verdient The End of Time selbstverständlich einen eigenen Eintrag.

Die Sammelbox mit allen Specials beinhaltet je eine DVD pro Folge, auf der sich neben der jeweiligen Folge auch das zugehörige ungeschnittene (!) Confidential befindet, gesprochen von Anthony Head bzw. im Falle von Planet of the Dead Noel Clarke. Die weiteren Extras halten sich in Grenzen; Audiokommentare gibt es nur bei The End of Time. Für den Auftritt des Doctors in den Sarah Jane Adventures kann man entweder auf die Box der 3. SJA-Staffel zurückgreifen oder man kann sich (ganz im Geiste der klassischen Doctor-Who-Serie) die Novelisation der Folge kaufen, also eine Nacherzählung in (Kurz-)Romanform. Der Soundtrack der Specials wurde als Doppel-CD veröffentlicht.

  1. Ganze sechs Stunden David Morrissey und David Tennant kann man in Blackpool genießen. []
  2. Es gibt für Naturwissenschaftler drei relativ sichere Wege, der Menschheit im Gedächtnis zu bleiben: Die dauerhafteste Variante ist eine nach einem selbst benannte Einheit. Nobelpreisträger fallen im Vergleich dazu schneller dem Vergessen anheim, auch wenn man ihre Namen irgendwo nachlesen kann (allerdings bekommen die Nobelpreisträger der University of California einen Parkplatz auf Lebenszeit, bei Einheitenbesitzern ist mir nichts dergleichen bekannt). Die Billigvariante zur Unsterblichkeit ist das Standardlehrbuch, es ist aber nur wenigen Werken vergönnt, bereits in der 102. Auflage zu erscheinen. []
  3. Und natürlich musste sie ihn niederknutschen. Man könnte glatt meinen, David Tennant hätte im Vertrag stehen, dass jährlich mehrere Kussszenen Pflicht sind. Bevor der 10. Doctor von Christina niedergeknutscht wurde, gab es schon Kussszenen in den folgenden Episoden: New Earth (Rose, die allerdings gerade von Cassandra besessen war), The Girl in the Fireplace (Mme. de Pompadour), Army of Ghosts (der Doctor wird zu seinem blanken Entsetzen von Jackie abgeknutscht), Smith and Jones (Martha, noch ohne romantische Hintergedanken ihrerseits), Human Nature (als John Smith mit Joan Redfern), Voyage of the Damned (Astrid), The Unicorn and the Wasp (Donna, beiderseits eher unfreiwillig), Journey's End (Doctor 10.2 mit Rose). Christopher Eccleston musste dagegen mit nur zwei Kussszenen hinkommen, beide in The Parting of the Ways (ein Abschiedsküsschen von Jack und ein Kuss mit Rose, der eher unter Lebensrettung lief). Paul McGann hatte immerhin eine Kussszene (was bei nur einem einzigen Film andererseits ein beachtlicher Schnitt ist) und davor wurde meines Wissens gar nicht rumgeknutscht – zeitweise wurde sich da nicht einmal umarmt. []
  4. Nicholas Courtney und David Tennant kann man trotzdem im Doctor-Who-Kontext zusammen bewundern. Im Hörspiel Sympathy for the Devil aus der Doctor-Who-Unbound-Reihe von Big Finish gibt Nicholas Courtney den Brigadier an der Seite eines alternativen 3. Doctors, dargestellt von David Warner. David Tennant spielt dort einen schottischen UNIT-Offizier mit schlechten Manieren, was unter anderem ein Grund dafür ist, dass Sympathy for the Devil so ein großer Spaß ist. []
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