The Time of Angels / Flesh and Stone

Eigentlich dachte ich, die Kombination Weeping Angels und River Song kann nur schiefgehen, schließlich muss sich diese Folge automatisch mit Blink und Silence in the Library / Forest of the Dead messen lassen. Was soll ich sagen, ich habe mich gewaltig getäuscht. The Time of Angels / Flesh and Stone ist Steven Moffat in Höchstform mit reichlich Dialogwitz, einem erhöhtem Gruselfaktor und, zum ersten Mal in einer Moffat'schen Doctor-Who-Folge überhaupt, Todesfällen mit nicht natürlicher Todesursache.

Der Doctor wird von River Song kontaktiert, die zusammen mit ein paar klerikalen Soldaten einen Weeping Angel unschädlich machen soll, der den Starliner Byzantium zum Absturz gebracht hat.

Mir hat diese Folge so gut gefallen, dass ich gar nicht weiß, womit ich anfangen soll. Damit wir es hinter uns haben, vielleicht mit der Sache, die mir als einziges sauer aufgestoßen ist: Es gibt gewisse Probleme, das Verhalten der Angels hier und in Blink miteinander in Einklang zu bringen. Normalerweise schreibt Moffat zwar etwas ausgefallene, aber dennoch wasserdichte Skripte, weshalb ich nicht so ganz darüber hinweg sehen möchte, dass es in Blink noch problemlos möglich war, den Statuen in die Augen zu sehen, während es hier zum Tod führen kann1. Dass die Angels einfach so töten, ist ebenso ein Punkt, den ich nur mit Bauchschmerzen akzeptiere (das Knochenknacken war andererseits ein gelungen eingesetzter Effekt *schauder*). Davon abgesehen besteht dieser Zweiteiler von vorne2 bis hinten aus genialen Szenen mit wunderschönen Schauplätzen.

Es fehlt nicht mehr viel, dass der 11. Doctor mein zweitliebster Doctor wird (bis er den 9. Doctor vom Thron schubsen kann, dauerts dann doch noch ein Weilchen). Gerade sein unterkühlt erscheinendes Verhältnis zu Amy finde ich toll. Der Typ ist schließlich ein (zumindest in diesem Körper) sozial vollkommen unbegabtes Alien, da kann man nicht erwarten, dass er es Amy gegenüber vernünftig ausdrücken kann, dass er sie in die Herzen geschlossen hat. Vermutlich aus demselben Grund kriegt er in der Schlussszene des zweiten Teils erst nicht mit, dass Amy sich nicht hoffnungslos in ihn verliebt hat, sondern dass das bloß ihre Vorstellung eines Junggesellinnenabschieds ist – es war sowieso nur eine Frage der Zeit, bis es in einer Moffat'schen Staffel mal um die lieben Triebe geht. Neben der Szene, in der der Doctor Amy im Wald zurücklassen musste, liebe ich vor allem die letzte Szene des ersten Teils. Dort wird ganz deutlich, dass Smith bei seinem Doctor sehr viel über die Stimme macht3, und außerdem ist in dieser Szene ein besonders schönes Stückchen Soundtrack zu hören.

Mit The Time of Angels / Flesh and Stone haben wir das erste der Ereignisse abgearbeitet, die River damals in Silence in the Library genannt hatte, nämlich den Absturz der Byzantium. Dabei befinden wir uns mal wieder im 51. Jahrhundert, das nach dem 20./21. Jahrhundert (und neben 1941) die am häufigsten besuchte Epoche in (New) Doctor Who sein dürfte. Es gibt einige Rückgriffe insbesondere auf den Bibliotheken-Zweiteiler der 4. Staffel sowie allgemein auf die RTD-Ära und endlich wird das Thema Riss angegangen – und zwar auf eine weit vertracktere Weise, als man es sich nach den geradezu aufdringlichen Seht her, ich bin der Riss!-Shots in den vorangegangenen Folgen vorgestellt hat. Diese Folge bringt außerdem Aufklärung darüber, zu welchem Zeitpunkt die 5. Staffel spielt, nämlich 2010, genau genommen am Tag der Ausstrahlung der letzten Folge dieser Staffel. River Song, mit der sich der Doctor anfangs überhaupt nicht abgeben möchte, wird in dieser Folge noch mysteriöser, aber Moffat hat im (äußerst empfehlenswerten) Confidential zum zweiten Teil versprochen, dass es irgendwann auch Antworten geben wird und nicht nur neue Fragen.

  1. Na toll, jetzt kann man sich nichtmal mehr unbedarft Sandkörnchen aus den Augen wischen. Doctor Who müllt einem aber auch das Hirn mit unnützen Assoziationen zu. []
  2. Der unter Halluzinogene gesetzte Wachmann aus der ersten Szene wird von Mike Skinner von The Streets dargestellt. Ein Lied von ihm war in Father's Day zu hören. []
  3. Ich verlange, dass Matt Smith schleunigst eine Waggonladung voll Hörspielen oder Hörbüchern einspricht. Der Anfang ist mit Runaway Train immerhin schon gemacht. []
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