Torchwood – Erste Staffel

Parallel zu der deutschen Ausstrahlung der ersten Staffel von Torchwood wertete ich selbige mit einer Freundin per ICQ aus, basierend darauf entstand eine Auswertung aller Folgen aus der Sicht eines Doctor-Who-Fans. Inzwischen habe ich die erste Staffel todesmutig nochmal angekuckt, diesmal in der englischen Variante. Die folgende Auswertung ist daher eine Überarbeitung meiner ersten, auf der deutschen Variante basierenden Auswertung. Eine detailliertere Beschreibung und Bewertung findet sich bei sf-radio.net.

Wenn ich Jack nicht von Doctor Who her so toll finden würde, hätte ich wohl kaum die ersten Folgen durchgehalten, denn man muss erstmal viel mittelmäßige und teilweise sogar richtig schlechte Kost durchstehen, bis man zu den besseren Folgen vordringt. Die Orgasmusalien-Folge ist von Grund auf doof, die meisten anderen miesen und besonders die mittelmäßigen Folgen sind dagegen einfach nur schlecht umgesetzt – mit der angebrachten Sorgfalt hätte aus vielen Folgen viel mehr werden können. Außerdem krankt die erste Staffel an einer äußerst inkonsistenten Charakterisierung der Hauptfiguren. Als Faustregel kann man festhalten, dass Folgen, in denen Torchwood hilflos ist, die besten Folgen sind.

Im Vergleich zwischen der englischen und der deutschen Variante fallen einige Übersetzungsfehler auf, manche sogar sinnentstellend. Bei den Gastcharakteren wurden die Sprecher manchmal nicht ganz passend ausgewählt und in vielen Folgen bleibt der Humor auf der Strecke. Einerseits kann ich es zwar irgendwie verstehen, dass die Synchronisation der ersten Staffel nicht mit dem nötigen Elan erstellt wurde, andererseits lässt die Synchro dadurch viele Folgen noch schlechter dastehen als sie es im Original sind.

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Everything Changes (Wie alles begann) (Drehbuch: RTD; Regie: Brian Kelly)

Die Polizistin Gwen Cooper beobachtet zufällig die mehr oder weniger geheime Spezialeinheit Torchwood bei der Arbeit.

Als erstes fällt natürlich die Optik auf: Torchwood sieht ganz anders aus als Doctor Who. Cardiff wird als Schauplatz groß in Szene gesetzt – das kann man den Verwantwortlichen bei BBC Wales nicht verübeln, denn Cardiff stellt wesentlich häufiger andere Städte dar als dass es Cardiff selbst darstellt, und es sieht dort ja auch hübsch aus. Durch die wahnsinnig vielen Anspielungen auf Doctor Who dürften viele Szenen für die UngläuUnwissenden entweder seltsam oder unverständlich sein. Andererseits befindet man sich so eben auf dem Wissensniveau der Torchwood-Mitarbeiter. Die Handlung ist etwas bemüht, aber das ist bei vielen Pilotfolgen der Fall. Wenn auch nicht herausragend, ist Everything Changes zumindest kein ganz schlechter Einstand. Erfreulicherweise ist in der deutschen Variante außerdem der Synchro-Super-GAU nicht eingetreten. Ich hatte nämlich ernsthafte Befürchtungen, dass the right sort of doctor mit die richtige Art Arzt statt mit der richtige Doktor übersetzt wird.

Day One (Tag Eins) (Drehbuch: Chris Chibnall; Regie: Brian Kelly)

Im ersten Einsatz für die frisch rekrutierte Gwen wird Torchwood mit einem Gaslebewesen konfrontiert, das sich in einer jungen Frau wohnlich eingerichtet hat und nun die Männerwelt von Cardiff aufmischt1.

Diese Folge gilt gemeinhin als die mieseste Torchwood-Folge überhaupt. Naja, schön wars wahrlich nicht, aber andererseits kann man sich auch einfach drüber amüsieren, wie doof Day One ist. Bei den Anspielungen wurde diesmal der Focus auf die Hand gelegt – man kann wunderbar an den Referrern dieses Blogs erkennen, ob diese Episode gerade mal wieder ausgestrahlt wurde. Die Vorstellung von Gwen will nicht ganz gelingen, sie wird nämlich als etwas zu dumm charakterisiert. Zudem wird ihre Beziehung zu Rhys erst als betont glücklich dargestellt und sogleich am Ende der Folge in der Luft zerrissen, indem Gwen Jack einen Kuss aufdrückt. Und da kommen wir zum ganz großen Problem der ersten Torchwood-Staffel: Jack ist definitiv out of character. Normalerweise würde der Gute bei der Gelegenheit mindestens einen schlüpfrigen Witz machen, aber garantiert nicht verwundert bis verträumt kucken. Man könnte argumentieren, dass ihn die letzten hundertweißnichtwieviel Jahre etwas mitgenommen haben, aber in Utopia flirtet er auch wieder mit allem, was nicht bei drei auf den Bäumen ist.

Ghost Machine (Die Geistermaschine) (Drehbuch: Helen Raynor; Regie: Colin Teague)

Ein Alienartefakt zeigt den Leuten, die es benutzen, Ausschnitte aus der Vergangenheit. Gwen und Owen werden dadurch Zeugen von zwei Geschehnissen, die ihnen keine Ruhe lassen.

Ghost Machine ist das erste Beispiel für die oben erwähnte Faustregel: Das einzige außerirdische Element ist das namensgebende Gerät, ansonsten stehen Menschen und ihre Geschichten im Mittelpunkt, und siehe da, die Folge ist deutlich schöner als die beiden vorherigen Folgen, auch wenn die dramatischen Szenen alle noch etwas krampfhaft wirken. In dieser Episode darf Jack außerdem endlich zeigen, dass er gerne flirtet – andererseits geht damit das leidige erzwungene Geturtel zwischen Jack und Gwen erst richtig los, das uns bis zur zweiten Staffel erhalten bleiben wird.

Cyberwoman (Cyberwoman) (Drehbuch: Chris Chibnall; Regie: James Strong)

Iantos Freundin wurde in der Schlacht von Canary Wharf halb konvertiert. Nun wird sie zur Gefahr für Torchwood und die Menschheit, da ihre Cyberman-Seite ihr menschliches Ich vollständig verdrängt hat2.

Licht und Schatten bei Torchwood. Nach einer einsamen angenehmen Folge wirds nun wieder, nunja, blöder. Die halbumgewandelte Frau sieht aus, als wäre sie einem 80er-Jahre-Aerobic-Video für Cybermen entsprungen und der zu Hilfe gerufene Wissenschaftler ist zu allem Übel ein alter Lustmolch (fragwürdige Motive hat er auch noch). Als Doctor-Who-Fan kann ich es nicht ignorieren, dass sich diese Folge anmaßt, die Nachbereitung von Army of Ghosts / Doomsday zu sein. Bis auf wenige Szenen ist Cyberwoman absolut grausig, da jeder Versuch, Drama und Emotionen zu zeigen, vollkommen in die Hose geht, von völlig schlecht bis gar nicht begründetetn Gründen für diese oder jene Entscheidung der Figuren ganz zu schweigen. Immerhin hat man den Ptero gezeigt und Torchwood war zu Aliens freundlich, was der Londoner Filiale niemals eingefallen wäre, letzteres ist aber auch das einzige, was an dieser Episode nicht völlig misslungen ist.

Small Worlds (Aus dunkler Vorzeit) (Drehbuch: Peter J. Hammond; Regie: Alice Troughton3)

Mächtige Feenwesen fordern ein kleines Kind auf, sich ihnen anzuschließen. Jack trifft während der Ermittlungen bezüglich dieses Falls eine alte Liebe wieder.

Welch ein Fortschritt im Vergleich zur vorherigen Folge. Der Ton ist angenehm ruhig und völlig frei von Hektik, trotzdem vergeht die Folge wie im Flug. Die Hilflosigkeit von Torchwood im Allgemeinen und Jack im Speziellen ist mal was völlig anderes und wirkt im Rahmen der ersten Staffel sehr wohltuend. Außerdem wird man mit vagen Hintergründen zu Jack angefüttert. Obwohl Small Worlds durchaus Jack-zentriert war – jetzt fehlt nur noch Tosh, dann hatten alle ihre "eigene" Folge – war der Rest des Teams nicht bloß Staffage. Es erscheint jedoch nach der letzten Episode ziemlich unpassend, dass Jack und Ianto so miteinander umgehen, als wäre nichts gewesen. Das kann man sich zwar bisschen schön reden, indem man sich in Erinnerung ruft, dass Jack damals noch nicht wusste, dass Rose noch am Leben ist (das erfährt er erst in Utopia), woraus man folgern könnte, dass er als jemand, der einen geliebten Menschen in Canary Wharf verloren hat, Iantos Handeln nachvollziehen kann – ich bezweifle jedoch, dass die Drehbuchautoren so weit gedacht haben.4

Countrycide (Erntezeit) (Drehbuch: Chris Chibnall; Regie: Andy Goddard)

Torchwood fährt aufs Land zelten, weil dort Menschen spurlos verschwunden sind. Es sind jedoch keine Aliens, die dafür verantwortlich sind.

Das Thema der Folge ist wie schon in der vorherigen Episode erfrischend anders und außerdem gibt es hier Torchwood wirklich als Team. Die Charakterisierungen widersprechend zwar teilweise den Charakterisierungen in anderen Folgen, aber das ist in dieser Staffel halt so. Jack z.B. agiert extrem sorglos, was in Bezug auf sein eigenes Leben noch verständlich sein mag. Aber er ist auch sehr sorglos in Bezug auf das Leben seiner Mitarbeiter – selbst dann noch, als sich sogar Owen Sorgen macht. Überhaupt wird Owen, den ich von Folge zu Folge mehr lieb gewinne, für seine Verhältnisse erstaunlich mitfühlend und verantwortungsbewusst dargestellt. Ianto (auch ohne Anzug schick) hat man wohl komplett verziehen, was man sich nach der vorletzten Folge gar nicht vorstellen konnte. Langsam klappt es auch mit der Dramatik, die Darstellung menschlicher Abgründe ist hier nämlich ziemlich schonungslos und blutige Szenen sind diesmal, im Gegensatz zu manch anderen Folgen, durch die Handlung gerechtfertigt. Countrycide ist daher eine der besten Folgen der Staffel.

Greeks Bearing Gifts (Timeo Danaos…) (Drehbuch: Toby Whithouse; Regie: Colin Teague)

Tosh lässt sich mit einem Alien ein, das sie aber nur dazu ausnutzt, sich bei Torchwood einzuschleichen.

Diese Tosh-zentrierte Episode ist die letzte der Folgen, in der jeweils ein Teammitglied schwerpunktmäßig vorgestellt wird. Leider kommt Tosh hier nicht sonderlich gut weg, da sie als sehr leichtsinnige und beeinflussbare Person dargestellt wird. Außerdem scheitert Torchwood bei dieser Folge wieder am Drama – schade, denn in den vorigen Folgen hatte man sich bei diesem Punkt bereits verbessert. Mein Liebling Owen markiert nun wieder das Arschloch vom Dienst, darf aber gleichzeitig überraschend kompetent sein. Als Kollegen würde ich ihn nicht haben wollen, aber als Fernsehfigur funktioniert er einfach super.

They Keep Killing Suzie (Sie haben Suzie schon wieder getötet!) (Drehbuch: Paul Tomalin, Dan McCulloch; Regie: James Strong)

Suzie, Ex-Mitglied von Torchwood, nimmt aus dem Grab heraus Rache an ihren ehemaligen Kollegen. Dabei werden nicht nur Unbeteiligte getötet, sondern auch Suzies Nachfolgerin Gwen gerät in Gefahr.

They Keep Killing Suzie macht richtig Spaß, als erste Folge der Staffel. Auffällig ist die angenehm große Portion Selbstironie, was es so bisher noch nicht in Torchwood gab – durch Kathy Swanson wird endlich mal der Größenwahn ausgedrückt, der auch Torchwood Cardiff befallen hat. Im Gegensatz zur letzten Episode haben wir hier glaubwürdiges Drama – fragt sich nur, warum man das nicht in jeder Folge so vorbildlich hinkriegt. Ein paar kleine Minuspunkte gibt es dafür, dass Suzies Plan eigentlich ein bisschen zu abenteuerlich ist, aber angesichts des Gesamtniveaus der Staffel will ich mal nicht so kleinlich sein.

Random Shoes (Das sechste Auge) (Drehbuch: Jacquetta May; Regie: James Erskine)

Eugene, der von der Existenz von Aliens überzeugt ist, wurde überfahren. Wegen der mysteriösen Umstände dieses Unfalls ermittelt Torchwood.

Hach, ist das schön. Random Shoes ist ein Loblied auf das normale oder sogar leicht gescheiterte Leben, was in einer SF-Serie und erst recht Torchwood unerwartet ist. Nicht zu unrecht wird diese Folge gerne mit Love & Monsters aus der zweiten neuen Staffel von Doctor Who verglichen. Hier wie dort tritt das übliche Team zurück und das (vom sonstigen Tagesgeschäft abweichende) Geschehen wird aus der Sicht eines Unbeteiligten – genauer: aus der Sicht eines Fans der Hauptfiguren – geschildert. Weiterhin ist beiden Folgen gemein, dass sie auf geteiltes Echo stoßen. Ich finde beide Episoden gelungen. Random Shoes tut sich durch eine schöne Musikauswahl und eine ruhige Erzählweise hervor, lediglich das Ende ist ein klitzekleinbisschen zu dick aufgetragen, was aber kaum stört angesichts der puren Schönheit, die diese Folge ist.

Out of Time (Die Gestrandeten) (Drehbuch: Catherine Tregenna; Regie: Alice Troughton)

In Cardiff landet ein Flugzeug, das durch das Rift geflogen ist. Die Passagiere stammen aus den 50ern und müssen sich mit Hilfe von Torchwood jetzt in unserer Zeit einleben.

Die dritte gelungene Torchwood-Episode in Folge. Wiederum befasst man sich mit einem eher ungewöhnlichen Thema, diesmal mit aus der Zeit gefallenen Leuten. Um die kümmert sich Torchwood regelrecht rührend und stellt gleichzeitig die eigene Hilflosigkeit fest. Obwohl die Out of Time vom Grundtenor her eigentlich relativ traurig ist, gab es genug witzige Szenen, die dennoch nicht aufgesetzt wirkten. Bei der Gelegenheit wird auch zum ersten Mal (zumindest wenn ich richtig aufgepasst habe) innerhalb dieser Serie angedeutet, dass Jack nicht aus der heutigen Zeit stammt. Davon abgesehen ist Owen ist als Gentleman geradezu hinreißend.

Combat (Faustrecht) (Drehbuch: Noel Clarke5; Regie: Andy Goddard)

Immer wieder werden Weevils von Menschen gefangen. Torchwood ergründet, wer dahintersteckt und schleust Owen schließlich in die Kreise der Weevil-Fänger ein.

Prinzipiell ist diese Folge was für mich, denn es gab viel von Owen zu sehen und den mag ich ja. Die Handlung war allerdings etwas farblos und leicht überambitioniert. Vermutlich soll mit dieser Folge wieder die Charakterentwicklung vorangetrieben werden – Rhys zickt rum, Gwen zeigt unangenehmere Seiten, Ianto darf mal an die frische Luft und Owen (im Anzug und ohne Buttons) soll seine Grenzen erfahren – aber das hat sowieso keine Auswirkungen für die Zukunft. Immerhin hat die Sache mit Diane eine gewisse Restwirkung auf Owen, was im Vergleich zu Iantos schnell vergessener Kellerleiche fast schon konsistent ist. Insgesamt ist Combat weder Highlight noch Lowlight, und thematisch wieder klassischer als die letzten drei Episoden.

Captain Jack Harkness (Captain Jack Harkness) (Drehbuch: Catherine Tregenna; Regie: Ashley Way)

Jack und Tosh wollen Geistererscheinungen in einem Ballsaal untersuchen. Unversehens landen sie durch eine Zeitanomalie bei einem Tanzabend im Jahr 1941. Dort lernen sie den Mann kennen, dessen Namen und Identität Jack einst angenommen hat. Gwen fährt derweil in unserer Zeit zu dem verlassenen Ballsaal, wo sie einen Mann findet, der beunruhigenderweise in der Zeit zu reisen scheint.

Captain Jack Harkness kommt von allen Folgen der ersten Staffel der Stimmung der Mutterserie am nächsten. Die Folge ist wunderbar timey wimey und überhaupt ruft das Jahr 1941 bei den meisten Fans schöne Erinnerungen an gruselige kleine Kinder mit Gasmasken und Jacks ersten Auftritt im Whoniversum vor. Dazu kommt, dass in dieser Episode ein Teil der Vorgeschichte von Jack vorgestellt wird, von dem man auch als Doctor-Who-Fan noch nichts so richtig wusste: Hier wird der Mann vorgestellt, dessen Identität Jack in seiner Zeit als freischaffender Betrüger angenommen hat. In den Gegenwartszenen schwächelt Captain Jack Harkness zwar (und nicht bloß etwas), diese Folge ist aber wichtig genug, dass sie einen eigenen Eintrag bekommen.

End of Days (Das Ende aller Tage) (Drehbuch: Chris Chibnall; Regie: Ashley Way)

Durch das manipulierte Rift werden Menschen aus verschiedenen Zeiten nach Cardiff gespült. Doch neben den Menschen kommt noch etwas viel gefährlicheres durch das Rift.

Huiuiui, hier hat man sich aber ein bisschen viel für eine Folge vorgenommen – so viel, dass ich eigentlich genug Text für einen gesonderten Artikel zusammen hab, aber das will ich dieser Folge einfach nicht gönnen. Bezeichnenderweise erblicken wir gleich zu Anfang wieder einmal Rhys nackig – ausgerechnet er hat, wenn ich mich nicht ganz täusche, die meisten Nacktszenen abbekommen. Höchst sympathisch ist Gwens Ex-Kollege Andy, dessen Szene zu den Höhepunkten des ersten Teils der Episode zählt. Das Monster der Woche kommt einem als Doctor-Who-Fan sehr bekannt vor, denn es ist ein Abklatsch des Monsters aus dem gruseligen Satans-Zweiteiler der zweiten Staffel. In End of Days geht jedoch gerade mit Auftauchen des Monsters jeglicher Grusel flöten. Die Episode teilt sich ziemlich genau in drei Teilstücke auf. Zum einen der mysteriöse Teil, in dem das Rift verrückt spielt und das Team ob der Gesamtsituation zu Recht die Nerven zu verlieren droht – das ist der Part, der ganz viel Spaß macht. Dann kommt ein Bruch in der Folge. Das Team dreht vollkommen durch, das billige Monster taucht auf und der (in der vorherigen Folge noch sehr faszinierende) Bösewicht offenbart seine eher enttäuschende Motivation, er ist nämlich Anhänger von Abbadon, also dem Monster. Die Auflösung ist leider ein einziges Logikloch. Ich bin sonst wirklich nicht jemand, der in jedem Plothole rumstochert, aber ich hätte schon gerne eine Erklärung, wieso Bilis in der Zeit reisen konnte und wieso das Rift seit neuestem Ereignisse rückgängig machen kann. Dass die fehlplatzierten Leute verschwinden, leuchtet mir ein, die sind ja überhaupt erst wegen des Rifts in Cardiff gestrandet. Wieso aber Rhys plötzlich wieder lebt, obwohl sein Tod gar nicht vom Rift an sich verursacht wurde, verstehe ich ebenso wenig, wie den damit verbundenen Zeitsprung, durch den einfach die Handlung der knappen halben Folge gelöscht wurde. Das Nachspiel plätschert dann vor sich hin. Für die reinen Torchwood-Fans spielt man noch ein wenig Rätselraten um Jack und die Doctor-Who-Fans haben mit der landenden TARDIS einen Moment, der für alle mäßigen bis saumäßigen Momente der Staffel entschädigt. Der Doctor steht nämlich vor der Tür. Und der Master. Ra-ta-ta-tat5.

Da Utopia nahtlos an End of Days anschließt, möchte ich die Gelegenheit zum direkten Vergleich beider Serien nutzen. Gleich in der ersten Szene erkennt man die wesentlich locker-flockigere Art von Doctor Who, was eine Wohltat ist angesichts mancher verkrampfter Torchwood-Folge. Einen nicht unerheblichen Anteil daran hat David Tennant, der den Doctor mit einer wahnsinnigen Energie spielt. Für die Aus- und Auflösung von Zeitparadoxa und die Erklärung von Logiklöchern hat man bei Doctor Who naturgemäß deutlich mehr Talent. Nicht zuletzt ist Jack in Utopia von einem Moment auf den anderen wieder er selbst (zumindest aus Doctor-Who-Sicht), nachdem ihm verständlicherweise bei Torchwood langsam der Geduldsfaden gerissen ist. Er darf endlich wieder mit allem flirten, was aufrecht geht, reden kann und nicht bei drei auf den Bäumen ist. Zudem muss ich immer schmunzeln, wie Jack den Doctor anschmachtet, was man ihm zwar nicht verübeln kann, vom Doctor aber völlig ignoriert bleibt.

Sofern man entsprechend gut Englisch kann, ist für die erste Torchwood-Staffel die britische DVD-Box zu empfehlen, die 3 DVDs mehr enthält.

  1. Es ist gar nicht so einfach, sich für diese Folge eine Inhaltsangabe auszudenken, die nicht völlig dämlich klingt. Aber was will man machen, wenn die Handlung der Folge von vorne bis hinten bekloppt ist. []
  2. Hier war es im Gegensatz zu Day One kein Problem, eine vernünftig klingende Inhaltszusammenfassung zu schreiben. Was umso deutlicher macht, dass trotz einer an sich verwertbaren Handlung ganz großer Mist gebaut wurde. []
  3. Nicht verwandt oder verschwägert mit Patrick Troughton. []
  4. Update: Im Hörspiel Broken wird Iantos Entwicklung (und seine Beziehung mit Jack) nach Cyberwoman endlich zufriedenstellend betrachtet. []
  5. Noel Clarke ist im Zusammenhang mit Doctor Who besser bekannt als der Darsteller von Mickey Smith in der ersten und zweiten neuen Staffel von Doctor Who. []
  6. Es gibt auch Zusammenschnitte von End of Days und Utopia für die paar Momente, wo sich die beiden Folgen überschneiden. []
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