Freitag, 22. Januar 2010

The Empty Child / The Doctor Dances

The Empty Child / The Doctor Dances lässt sich eigentlich mit zwei Worten zusammenfassen: Steven Moffat. Der Großmeister zeigt gleich beim ersten Mal, wie gut er unbedarften Fernsehzuschauern einen gründlichen Schrecken einjagen kann, auch wenn der Grusel hier noch mit vergleichsweise konventionellen Methoden erzielt wird1. Eine Besonderheit ist, dass in dieser Folge gar niemand stirbt, was sowohl dem Doctor als auch uns Fans einen unglaublich schönen Moment am Ende der Folge beschert – Everybody lives, Rose. Just this once. Everybody lives!. Bei der Auswahl an tollen Folgen, die Doctor Who zu bieten hat, fällt es immer schwer, besondere Lieblingsepisoden zu nennen. Diese Doppelfolge ist jedoch meine unangefochtene Lieblingsfolge.

London wird im Jahr 1941 von einer Seuche heimgesucht, die Menschen in Gasmasken tragende Zombies verwandelt. Rose und der Doctor verdächtigen den Betrüger Jack Harkness, etwas damit zu tun zu haben.

The Empty Child / The Doctor Dances besteht eigentlich nur aus Höhepunkten. Unter anderem lernen wir Captain Jack Harkness kennen2 und es geht, weil wir hier eine Moffat-Folge vor uns haben, natürlich auch um Sex3, was sich zu einem der typisch Moffat'schen Running Gags entwickeln wird. Beim ersten Ansehen dieser Episode dürfte noch der Grusel überwiegen, aber wenn man die Folge nochmals sieht, merkt man, wie wahnsinnig witzig sie ist. Und sie nutzt sich einfach nicht ab – ich habe hierzu, immer im Dienste der Wissenschaft, bereits einen Langzeitversuch durchgeführt. Daneben bietet The Empty Child / The Doctor Dances unglaublich viele zitierwürdige Dialoge, weshalb ich diese Episode praktisch auswendig mitsprechen kann.

Jack dürfte so ziemlich der charmanteste und liebenswerteste Charakter sein, den das Fernsehen jemals hervorgebracht hat4. Obwohl er wegen seiner Unachtsamkeit eigentlich Schuld an der Zombieplage ist, kann man ihm schlicht nicht böse sein. Außerdem ist es einfach zu schön anzusehen, wie der Doctor wegen Jack eifersüchtelt. Unter den Nebencharakteren hinterlässt besonders Dr. Constantine einen großen Eindruck, dargestellt vom fabelhaften Richard Wilson. In einem Dialog zwischen dem Doctor und Dr. Constantine passiert es auch, dass ganz unaufdringlich und wunderbar feinfühlig an den Verlust der Familie des Doctors im Time War erinnert wird. Gekrönt wird diese Folge mit der Just this once!-Szene am Ende, die nicht nur das i-Tüpfelchen für diese Folge ist, sondern wahrscheinlich auch eine der schönsten Szenen der gesamten Serie.

  1. Unsereins richtet sich schon mal darauf ein, im nächsten Frühjahr, wenn die erste Staffel mit Moffat als Showrunner anläuft, jede Woche eine neue Phobie zu bekommen. []
  2. Dabei wird gleich mal postuliert, dass Star Trek in 3000 Jahren vergessen sein wird. []
  3. Merke: Wenn in Moffat'schen Folgen vom Tanzen geredet wird, ist in 90% der Fälle eigentlich Sex gemeint. []
  4. Zumindest zum damaligen Zeitpunkt. Die misslungene Charakterisierung der ersten anderthalb Torchwood-Staffeln und das tragische Ende von Children of Earth *schnief* waren noch in weiter Ferne. []
← 1. (27.) Staffel

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Sonntag, 13. Dezember 2009

The Waters of Mars

The Waters of Mars leitet endgültig den Abschied des 10. Doctors ein. Dabei werden mit einer bisher ungekannten Eindringlichkeit die Schattenseiten des Doctors gezeigt. Die lockere Stimmung der beiden vorherigen Specials ist nahezu komplett vergessen. Stattdessen bietet The Waters of Mars eine düstere Grundstimmung, eine Handlung, die auf wenige Personen und einen einzelnen Schauplatz begrenzt ist, und David Tennant in Höchstform.

Der Doctor macht einen Ausflug auf den Mars. Er muss allerdings feststellen, dass er genau an dem Tag dort gelandet ist, an dem die erste Marsbasis der Menschheit aus unbekannten Gründen gesprengt werden musste. Dieses Ereignis ist ein fester Punkt in der Zeit, weshalb der Doctor am Geschehen nichts ändern darf.

Der Anfang der Episode ist noch witzig1 und auch über die restliche Stunde verteilt finden sich Elemente, die dafür sorgen, dass die zuschauenden Kinder ihren Spaß haben dürften. Wo sich die Kleinen vor den Wasserzombies gruseln können, bekommen wir Erwachsenen dagegen bald ganz andere Sachen zum Fürchten. The Waters of Mars ist nämlich entgegen der Ankündigungen weniger gruselig als viel mehr tragisch und erschreckend.

Der Knackpunkt von The Waters of Mars ist, dass die Ereignisse in der Bowie Base One2 für die weitere Entwicklung der Zeit so wichtig sind, dass sie auf jeden Fall unverändert bleiben müssen. Das bedeutet, dass von vornherein feststeht, dass am Ende alle Beteiligten außer dem Doctor tot sein müssen – die BBC hat in dieser Hinsicht in den Trailern schön den Teufel an die Wand gemalt. Der Doctor kann das Leid dieser Menschen kaum ertragen und entscheidet sich wider besseres Wissen zur Rettung der verbliebenen Überlebenden – jedoch nicht mehr aus Menschlichkeit, sondern um sich damit selbst etwas zu beweisen. Davor ist er für große Teile der Episode nur Zaungast, macht dabei aber eine charakterliche Entwicklung durch, die sich gewaschen hat. Vor allem wird deutlich, wie sehr der Doctor Companions braucht, denn er macht den Geretteten (und immerhin in einem Moment der Erkenntnis auch sich selbst) mit seinem Verhalten gewaltig Angst. Gleichzeitig dürfte er damit den Punkt überschritten haben, an dem überhaupt noch jemand mit ihm mitreisen will.

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Dienstag, 17. November 2009

Jubilee und Dalek

Jubilee von Robert Shearman gilt als eines der besten Big-Finish-Hörspiele überhaupt. Die darauf basierende Fernsehfolge Dalek ist unzweifelhaft eines der Highlights der Doctor-Who-Staffel mit dem 9. Doctor. Beide Male steht ein einsamer Dalek im Mittelpunkt, der sich durch das Einwirken des Companions verändert und nicht mehr Dalek-typisch verhält. Obwohl man wechselseitig ganze Szenen erkennen kann, entwickeln sich beide Werke in gänzlich andere Richtungen. Jubilee und Dalek sind jedoch nicht nur für sich genommen sehr gelungen, sondern auch ein direkter Vergleich ist lohnenswert.

Jubilee
Der 6. Doctor und Evelyn versuchen, im Jahre 1903 zu landen, bleiben aber in einer alternativen Zeitlinie im Jahre 2003 stecken. Dort gibt es noch das britische Empire, das zu einer diktatorischen Großmacht geworden ist. Als Erinnerung an den Sieg des Empires über die Daleks hundert Jahre zuvor, soll bei den Jubiläumsfeierlichkeiten ein Kriegsgefangener, der letzte verbliebene Dalek, hingerichtet werden.
Dalek
Der 9. Doctor und Rose verfolgen ein Notrufsignal, das sie im Jahr 2012 in eine Privatsammlung voller Alienartefakte führt. Dort treffen sie auf einen einzelnen Dalek, obwohl der Doctor bis dato überzeugt war, dass die Daleks zusammen mit den Time Lords im Time War vollständig vernichtet wurden.

Es gibt drei hauptsächliche Unterschiede zwischen Jubilee und Dalek: Das Format (Jubilee besteht aus 4 Teilen mit zusammen 143 Minuten Länge, Dalek ist eine 45-minütige Folge), die auftretenden Doctoren (mein liebster Hörspieldoctor in Jubilee vs. mein Lieblingsdoctor überhaupt in Dalek1) und, als Schlussfolgerung aus den ersten beiden Punkten, die Handlungsschwerpunkte. In Jubilee ist der einsame Dalek, der durch das Einwirken des Companions des Doctors zur Selbstreflexion befähigt wird, ein Handlungsstrang von mehreren. Seine Wandlung dient im Zusammenhang mit dem faschistischen Regime als Parabel auf Macht an sich. In Dalek ist die Nebenhandlung dagegen nur Mittel zum Zweck. Stattdessen liegt der Schwerpunkt auf der Konfrontation zwischen dem Doctor und dem Dalek, wodurch die Auswirkungen des Time War auf den Doctor ergründet werden2.

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