Torchwood und Doctor Who

Den bevorstehenden Deutschlandstart von Torchwood (mittwochs gegen 22 Uhr auf RTLII, ab dem 11. März) nehme ich mal zum Anlass, ein wenig Werbung für Doctor Who zu machen: Wenn einem Torchwood gefällt, sollte man Doctor Who kucken, das ist nämlich toll. Wenn einem die ersten beiden Torchwood-Staffeln nur so halb gefallen und man sich mehrfach fragt "Hä?", dann sollte man Doctor Who kucken, denn dort erfährt man ein paar Hintergründe zum Serienuniversum von Torchwood. Wenn einem Torchwood gar nicht gefällt, sollte man Doctor Who kucken, denn das ist anders als Torchwood und, wie schon erwähnt, toll. Man hat als Fan von Doctor Who also ein wenig Vorwissen für Torchwood, bspw. ist man wesentlich unempfindlicher, wenn es mal etwas timey wimey wird, wie etwa gegen Ende der ersten Torchwood-Staffel. Andererseits wird man schmerzlich feststellen, dass es mehr Spaß macht, wenn der Doctor durch lange Flure rennt – aber der hat ja auch schon ein paar Jährchen mehr Erfahrung mit der Materie als Jacks Trüppchen.

Einige Gespräche und Sachverhalte der ersten beiden Torchwood-Staffeln erschließen sich mit dem entsprechenden Vorwissen aus Doctor Who wesentlich leichter bzw. man versteht sie überhaupt erstmal. In Großbritannien wird vermutlich einfach vorausgesetzt, dass man die Anspielungen erkennt, denn die Quoten von Doctor Who schwanken dort zwischen 30 und 50(!)%. Die wichtigsten Punkte wären:

Wenn man Willens ist, einen kleinen Crashkurs zu absolvieren, kann man die meisten Punkte mit ein bis zwei Folgen oder Doppelfolgen abhandeln. Jack taucht zuerst in den fünf letzten Folgen der ersten (neuen) Staffel von Doctor Who auf, damals an der Seite des 9. Doctors. In der zweiten Staffel – jetzt mit dem 10. Doctor – begegnet man immer wieder dem Begriff Torchwood, das ganze hat aber nur begrenzt mit Torchwood 3 (= Serien-Torchwood) zu tun. Ab der dritten Staffel läuft Torchwood mit den Teilen von Doctor Who, die auf der Erde und in unserer Zeit spielen (wie gesagt, timey wimey), zeitlich halbwegs parallel mit Überschneidungen jeweils zum Staffelende von Doctor Who.

Um einfach nur Jack in Höchstform kennenzulernen, reicht es aus, die Folgen The Empty Child / The Doctor Dances und Utopia1 zu sehen. Jack in Doctor Who ist nämlich (zumindest vor Children of Earth) einer der liebenswertesten und anhimmelungswürdigsten Charaktere der gesamten Fernsehgeschichte, was in diesen Folgen besonders deutlich wird.

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Zu Jacks Vergangenheit: The Empty Child / The Doctor Dances sowie Bad Wolf / The Parting of the Ways und Utopia []

Der erste Zweiteiler ist schlichtweg ein Meisterwerk aus der Feder von Steven Moffat, das ohnehin jeder Mensch auf Erden gesehen haben sollte. Jack tritt hier erstmals an der Seite des 9. Doctors (dargestellt vom fabelhaften Christopher Eccleston) in Erscheinung. Man erfährt, aus welcher Zeit Jack kommt (51. Jh), was er im London des Jahres 1941 so schönes macht (seinen früheren Arbeitgeber bescheißen, dazu Rose Tyler: You used to be a Time Agent, now you're some kind of free lancer., daraufhin Jack: Well, that's a little harsh. I like to think of myself as a criminal.) und dass ihm die Time Agency in seiner Erinnerung zwei Jahre gelöscht hat – ein Fakt, der sehr zum Bedauern von Großmeister Moffat im Laufe der Serie(n) nicht mehr erwähnt wird. Ansonsten zeigt er sich ganz nützlich bei der Verhinderung einer Katastrophe, die das Ende der Menschheit bedeutet hätte. Im Vorfeld dessen wird er vom Doctor zusammmengefaltet, denn er ist nicht ganz unschuldig an eben dieser Katastrophe – Stichwort Störerhaftung. Der Zweiteiler ist wunderbar gruselig und wahnsinnig witzig. Vor lauter Gruseln und Fingernägel abkauen fällt einem letzteres aber erst ab dem zweiten Durchgang auf.

Im Staffelfinale – wiederum ein Zweiteiler – wird Jack zuerst von den Daleks im Kampf getötet, dann aber von Rose (die schon länger mit dem Doctor reist) wieder lebendig und gleich auch noch (unwissentlich) unsterblich gemacht. Der Doctor lässt Jack schließlich zurück und reist mit Rose alleine weiter. In diesem Staffelfinale kann man nochmal Christopher Eccleston als Doctor genießen, denn am Ende findet die Regeneration von 9. zum 10. Doctor statt. Letzterer darf sich dann im weiteren Verlauf mit Torchwood rumschlagen (s.u.). Wenn man mehr von den Daleks sehen will, sollte man sich die Folge Dalek ansehen, diese Folge und Ecclestons Darstellung vom Doctor sind nämlich sehr beeindruckend. Und Daleks sind sowieso immer toll.

In einigen Gesprächen in Utopia werden noch ein paar Einzelheiten aus dem Leben von Jack geklärt, in Bezug auf Jacks Schicksal während der letzten hundertnochwas Jahre ist die Torchwood-Folge Fragments aber etwas bedeutsamer. Nichtsdestotrotz ist die Schlüsselszene in Utopia, in der der Doctor und Jack so offen wie sonst kaum miteinander reden, eine der schönsten Charakterszenen, die Jack überhaupt bekommen hat.

Zum Riss: The Unquiet Dead sowie Boom Town []

Das erste Mal erfahren der 9. Doctor und Rose vom Riss im Jahre 1869 – zu ihrem Entsetzen müssen sie feststellen, dass sie sich ausgerechnet in Cardiff befinden, und nicht, wie eigentlich geplant in Neapel (das Jahr ist auch falsch, aber das finden die beiden nicht so tragisch). Dort treffen sie auf eine entfernte Verwandte von Torchwoods Gwen – und auf Charles Dickens! Durch den Riss, an dessen Stelle das Haus eines Bestatters steht, wollen unsymphatische gasförmige Gestalten hindurch, die in die Körper der Toten fahren. Ihr endgültiger Übertritt in "unsere" Welt kann aber mit einem hübschen Explosiönchen, das GwenGwyneth ausgelöst hat, verhindert werden.

In Boom Town muss der Doctor, inzwischen mit Jack im Schlepp, die TARDIS auftanken, wozu der Riss genutzt werden kann. Hierbei begegnet er ein zweites Mal Margaret, oder genaugenommen Blon Fel-Fotch Pasameer-Day Slitheen, die sich in der Haut von Margaret Blaine versteckt. Die Familie Slitheen kommt vom Planeten Raxacoricofallapatorius und wollte die Erde im ersten Zweiteiler dieser Staffel aus Profitgier radioaktiv verseuchen – der Doctor hat das damals verhindert und gleichzeitig 10 Downing Street in die Luft gejagt. Da Margaret nun in Cardiff festsitzt, möchte sie den Riss nutzen, um ihre restliche Verwandtschaft zu suchen. Als Nebeneffekt würde sie dabei die ganze Erde zerstören. Sie kommt mit ihrem Vorhaben nicht sehr weit, aber immerhin hat sie ein Erdbeben in Cardiff verursacht. In Torchwood findet sich übrigens eine Zeitungsseite mit einem Bild von Margaret an der Tür der Touristeninfo, die zur Tarnung des Hub-Eingangs dient.

Am Anfang von Utopia kommt der Doctor wieder nach Cardiff, um die TARDIS aufzutanken.

Zur Geschichte des Torchwood-Instituts: Tooth and Claw sowie Army of Ghosts / Doomsday []

Rose und der 10. Doctor verfehlen mal wieder etwas ihr Ziel und landen in Schottland im Jahr 1879. Dort treffen sie auf Queen Victoria, die mitten im schottischen Nichts in Torchwood House Halt machen muss und dort einem Werwolf (Zitat Doctor: Well, you'd call it a werewolf, but it's actually a lupine wavelength haemovariform.) in die Arme läuft. Die Queen ist nur mäßig begeistert von der Selbstverständlichkeit, mit der der Doctor und Rose gegen den Werwolf kämpfen, und lässt ein nach dem Haus benanntes Insitut einrichten, denn wie sie nun erfahren musste, hat Großbritannien enemies beyond imagination. Diese Organisation soll Großbritannien vor Aliens schützen, ihre Technik nutzbar machen und den Doctor dingfest machen. Rose und der Doctor spekulieren derweil, ob die Queen nicht doch gebissen wurde, denn Victoria war diejenige, die die Bluterkrankheit in die königliche Familie gebracht hat.

Als der Doctor und Rose im Staffelfinale mal wieder zu Rose nach Hause zurückkehren, werden sie von Torchwood 1 beobachtet und schließlich festgesetzt. Schlussendlich finden sie sich in der Schlacht von Canary Wharf wieder – auch London hat einen Riss, und da sich dieser in einer ziemlichen Höhe befindet, hat Torchwood eben Canary Wharf bauen lassen, um den Riss zu erreichen. Die aktuelle Leiterin von Torchwood 1 ist äußerst nationalistisch – SI-Einheiten bspw. kommen ihr nicht ins Haus – und erscheint zudem in ihrer betonten Freundlichkeit sehr überheblich. Die Cybermen und die Daleks, die durch den Riss dringen, legen Torchwood 1 in Schutt und Asche, ein Großteil des Personals wird dabei zu Cybermen geupgradet (oder upgegradet?). Letztenendes wird der Londoner Riss vom Doctor geschlossen.

In der gesamten zweiten Staffel und sogar schon im Finale der ersten Staffel taucht zusammenhangslos der Begriff Torchwood auf, was aber nur dazu dient, aufs Staffelfinale hinzuarbeiten.

Zur Hand: The Christmas Invasion sowie Utopia []

Die Regeneration vom 9. zum 10. Doctor lief ziemlich problematisch ab, weshalb der Doctor während des Weihnachtsspecials vor der 2. Staffel lange Zeit komatös ist. Nachdem ihm der Vortex mit Tee ausgetrieben wurde (Mickey, der Ex-Freund von Rose, amüsiert sich sehr darüber, dass die Problemlösung so klischeehaft britisch ist), ist er wieder fit und kann der Alienbedrohung gegenübertreten. Schlussendlich tritt er gegen den Anführer der Aliens im Schwertkampf an, wie es die etwas antiquierten Ehrvorstellungen der Invasoren vorschreiben. Im Verlauf des Duells wird dem Doctor die Hand abgeschlagen, aber seit der Regeneration sind noch keine 15 Stunden vergangen, weshalb ihm die Hand nachwächst.

In Utopia erfahren wir, dass Jack die appe abgeschlagene Hand aufgelesen hat, in der Hoffnung, sie würde ihm anzeigen, ob der Doctor in der Nähe ist.

Die weitere Geschichte der Hand wird im Rest des 3. Staffelfinales und im 4. Staffelfinale gezeigt, mit Torchwood hat das aber nichts mehr zu tun.

Zum Lift: Boom Town []

Beim Auftanken in Boom Town parkt die TARDIS auf dem Stückchen Roald Dahl Plass, das später mal der unsichtbare Lift wird. Die TARDIS hat die Eigenschaft, dass man sie nur begrenzt wahrnimmt, was z.B. verhindert, dass sich (wie in dieser Folge angemerkt) die Passanten wundern, was vier Personen in einer Police Box machen. Etwas davon hat anscheinend aufs Pflaster des Platzes abgefärbt, was Torchwood nun für den Lift nutzt. Stellt sich nur noch die Frage, was Torchwood 3 während Boom Town gemacht hat, denn Jack darf um Himmels Willen nicht seinem jüngeren Ich begegnen. Meine Theorie: Er hat seine Kollegen währenddessen zu einem Monopoly-Abend eingeladen, das dauert schließlich.

Zu Jacks Verschwinden zwischen der ersten und zweiten Torchwood-Staffel und zu Martha: Finale der 3. Staffel (Utopia, The Sound of Drums / Last of the Time Lords)2 []

In einer der letzten Szenen des Finales der ersten Torchwood-Staffel hört man im Hintergrund ein Geräusch, das der Kenner gleich als den lieblichen Klang einer landenden TARDIS identifiziert. Jack grinst daraufhin wie blöd und ist im nächsten Moment verschwunden. Utopia schließt hier nahtlos an, denn man sieht, wie Jack zur TARDIS rennt und sich schließlich an ihr festklammert.

Martha ist die aktuelle Begleiterin des Doctors, nachdem er Rose in der Schlacht um Canary Wharf verloren hat. Sie, der Doctor und Jack landen unfreiwillig am Ende des Universums. Nein, es gibt dort kein Restaurant, dafür aber eine Art Flüchtlingslager der letzten überlebenden Menschen. Ein gewisser Professor Yana möchte sie nach Utopia bringen, in der Hoffnung, dort in Frieden leben zu können. Es stellt sich heraus, dass Professor Yana eigentlich der Master ist, ein alter Feind vom Doctor und ebenfalls ein Time Lord. Der Master kann getrost als Psychopath bezeichnet werden, gleichzeitig ist er ein herrlicher Bösewicht. In dieser Eigenschaft möchte er (zum wiederholten Male) die Erde unterwerfen und scheitert schließlich (zum wiederholten Male) am Doctor. Torchwood 3 hat er zur Schnitzeljagd in den Himalaya geschickt, damit Jack seine Mitarbeiter nicht erreichen kann. Zwischenzeitlich findet das Jahr, das niemals war, statt, in dem der Master die Erde beherrscht hat und Martha Vorbereitungen getroffen hat, um dem Master zu stürzen. Auf Grund eines Zeitparadoxons kann das Jahr rückgängig gemacht werden und Jack wird vom Doctor wieder in Cardiff abgesetzt. Die Einladung zur weiteren Mitreise hat er abgelehnt.

Während der zweiten Torchwood-Staffel arbeitet Martha bei UNIT. Wahrscheinlich hat der Doctor hier seine Kontakte spielen lassen, denn insbesondere in seiner 3. Inkarnation hat er mit UNIT sehr eng zusammengearbeitet. Jack schätzt Martha noch aus ihrer gemeinsamen Zeit beim Doctor und weiß natürlich, was man ihr zutrauen kann.

Im Gegensatz zu den ersten beiden Staffeln ist in der dritten Torchwood-Staffel kein Vorwissen aus Doctor Who nötig (es schadet aber auch nicht). Es gibt keine störenden nebulösen Anspielungen mehr, stattdessen wird der Doctor klar und deutlich benannt und die entsprechenden Szenen sind so gestaltet, dass man sie auch ohne Kenntnis des Doctors versteht: In Day Three zitiert Jack aus dem oben erwähnten Gespräch mit dem Doctor in Utopia und in Day Five wird der Doctor von Gwen deutlich erwähnt, auch wenn es sich nicht direkt um eine Anspielung handelt. Interessanterweise haben Gwens Ausführungen große Ähnlichkeit mit Harriet Jones' Äußerungen in The Christmas Invasion: Beide Frauen stellen fest, dass der Doctor nicht immer da ist, wenn Aliens die Erde bedrohen und in beiden Szenen kommt zum Ausdruck, dass die Menschen die wahren Monster sein können.

  1. Keine Angst am Ende von Utopia, die kommen da unbeschadet raus. []
  2. Das Finale der 3. Staffel ist ein opulenter Zweieinhalbstünder, der wahrscheinlich nicht als allererste Doctor-Who-Folge, die man jemals gesehen hat, geeignet ist. Das Finale vom Finale, also Last of the Time Lords könnte unvorbereitete Zuschauer nämlich eventuell etwas erschlagen. Als Fan hat man dann aber seinen Spaß dran. []

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