Fernsehfolgen mit dem 7. Doctor

Auch nach dem Wechsel vom 6. zum 7. Doctor hatte es Doctor Who bei den BBC-Verantwortlichen schwer. Die Bedrohung durch Absetzung war immer unterschwellig präsent. Das Produktionsteam versuchte dem entgegenzusteuern, indem Doctor Who in eine neue, dunklere, Richtung geführt werden sollte. Das half jedoch alles nichts, 1989 wurde Doctor Who abgesetzt.

Der 7. Doctor macht anfangs einen harmlosen Eindruck, später wird er jedoch in einem ganz anderen Licht dargestellt und zeigt äußerst manipulative Züge. Seine Companions sind zuerst Mel, eine Programmiererin, und danach Ace, die man getrost als Problemteenager beschreiben kann. Beide stammen aus der (damaligen) Gegenwart. In den Hörspielen reist zeitgleich mit Ace Hex in der TARDIS mit.

Die Produktionsstandards waren zu Zeiten des 7. Doctors durch die äußeren Umstände weiterhin niedrig, auch wenn es mit der Qualität in der letzten Staffel wieder etwas aufwärts ging. Durch die versuchte Neuausrichtung von Doctor Who, die nicht zu Ende geführt werden konnte, fühlen sich die Folgen mit dem 7. Doctor anders an als die Folgen der restlichen Doctoren1. Die Geschichte des 7. Doctors wurde anschließend in Buchform fortgesetzt2. Inzwischen veröffentlicht Big Finish die für die 27. Staffel geplanten Folgen als Hörspiele.

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25. Staffel

Remembrance of the Daleks (4 Teile; Drehbuch: Ben Aaronovitch; Regie: Andrew Morgan)

In der Schule, in die Susan gegangen ist, sind Daleks am Werk – die Erde wird diesmal jedoch nicht nur von einer Sorte Daleks bedroht, sondern von zwei miteinander konkurrierenden Fraktionen.

Remembrance of the Daleks bezieht sich an vielen Stellen auf An Unearthly Child, das offensichtlich kurz vor Remembrance spielt. Allein, es kommt in Remembrance kein vernünftiges 60er-Jahre-Feeling auf, schon gar nicht im Vergleich mit einem authentischen Serial aus dieser Zeit. Zwar mögen die Kostüme und die Autos korrekt ausgewählt sein, doch die restliche Atmosphäre zerstört jede Illusion – ich kann nicht mal benennen, was das Hauptproblem ist, aber Remembrance fühlt sich halt komplett nach den 80ern an. Da hilft es natürlich auch nicht, dass die Effekte billig (Wackeldaleks…) und vielfach fehlplatziert wirken. Insbesondere die Explosionen sind völlig unverhältnismäßig inszeniert (und das sage ich als jemand, der sich sonst über jede Explosion in Doctor Who freut). Leider kann die Szene, in der Ace3 Daleks mit einem Baseballschläger verprügelt (mein Hauptgrund, diese Episode zu erwerben), für das alles nicht entschädigen.

26. Staffel

Battlefield (4 Teile; Drehbuch: Ben Aaronovitch; Regie: Michael Kerrigan)

Die TARDIS landet in der Nähe vom Vortigern-See, wo UNIT (unter Brigadier Bambera) Atomwaffen beaufsichtigt und wo sich auch eine Ausgrabungsstätte mit Funden aus angelsächsischen Zeiten befindet. Kurz nach der Ankunft des Doctors tauchen Ritter aus einem Paralleluniversum auf, die den Doctor als Merlin erkennen. Außerdem wird Brigadier Lethbridge-Stewart kurzfristig aus dem Ruhestand zurückberufen.

Battlefield ist der letzte Auftritt vom Brigadier in Doctor Who4, was der Grund war, mir diese Folge zuzulegen. Die Folge hat einiges an Problemen, ist aber trotzdem sehr unterhaltsam. Das größte Problem ist sicherlich die Handlung: Es gibt nämlich schätzungsweise drölf Handlungsstränge, die jedoch nur nebeneinander laufen und, obwohl sie sich irgendwie gegenseitig beeinflussen, nie vernünftig miteinander verbunden werden. Außerdem ist die Musik ganz, ganz grausig – da lob ich mir doch den heutigen Orchestersoundtrack oder das, was der Radiophonic Workshop in der Prä-Synthesizer-Ära fabriziert hat – und der Darsteller von Mordred gibt sich fürchterlichem Oberacting hin. Eigentlich war selbst der Hubschrauber ziemlich überflüssig, auch wenns natürlich toll aussieht, zumal man es Doctor Who in den späten 80ern normalerweise sehr stark ansieht, dass das Budget ziemlich knapp bemessen war. Rein logisch sollte Battlefield also eigentlich ziemlich schrecklich sein. Macht aber trotzdem Spaß, denn die zwei Brigadiere rocken einfach – Brigadier Lethbridge Stewart sowieso und Brigadier Bambera als seine handfeste Nachfolgerin auch. Der Brig kann natürlich beinahe jede Folge retten (Minuet in Hell ist die einzige mir bisher bekannte Ausnahme), aber nur daran kanns nicht liegen, dass Battlefield so gut wegkommt. Es bleibt also ein Rätsel, wieso diese Folge eine so vergnügliche Angelegenheit ist.

Survival (3 Teile; Drehbuch: Rona Munro; Regie: Alan Wareing)

Ace lässt sich vom Doctor nach Hause nach Perivale bringen, um mal wieder ihre Freunde zu treffen. Die sind jedoch fast alle verschwunden – wie sich herausstellt, wurden sie in eine andere Welt entführt, die von Geparden-Aliens bewohnt wird. Dort befindet sich auch der Master.

Als letzte Doctor-Who-Folge vor der zeitweiligen Absetzung ist Survival reichlich antiklimaktisch, mehr als solide ist diese Folge nämlich nicht. Dass dies die letzte Episode für lange Zeit werden sollte, wurde allerdings erst in der Postproduktions-Phase klar. Thema der Episode ist der Überlebenskampf, im wörtlichen wie im übertragenen Sinne. Das ist der Grund dafür, dass der Master diesmal gar keinen Welteroberungsplan verfolgt, sondern einfach nur (mit der unfreiwilligen Hilfe des Doctors) seine Haut retten möchte5. Die Folge leidet aber – wie einige andere Episoden der McCoy-Ära – darunter, dass man zum vollständigen Verständnis der Episode die Produktionsuntertitel braucht. Wieso der Planet der Geparden-Aliens verfällt, wird nie explizit erklärt und auch bei der Auflösung werden einige Erklärungen versäumt. Die Serie kriegt durch den Schlussmonolog dennoch einen schönen vorübergehenden Abschluss.

  1. Genau darin liegt meiner Meinung nach die Tatsache begründet, dass unter den militanten Fans die Leute, die Doctor Who Ende der 80er kennengelernt haben, oft nicht viel für die nachfolgenden (und teilweise auch vorhergehenden) Folgen übrig haben. Umgekehrt ist sind der 6. und 7. Doctor bei den anderen Fans im Regelfall die beiden unbeliebesten Doctoren. []
  2. In den Büchern wurde viel Doctor-Who-Mythologie dazugeschrieben und die Storylines lesen sich dementsprechend abenteuerlich. In der neuen Serie wurden bisher eher Sachen aus den Hörspielen als aus den Büchern übernommen. []
  3. Ich habe persönlich ein gewaltiges Problem mit der Darstellung von Ace. Sie ist nämlich mindestens in Remembrance (in den Hörspielen dann nicht mehr) ein betont cooler Charakter, oder viel mehr das, was sich Serienmacher so unter einem coolen Teenager vorstellen. Solche Charaktere, die offensichtlich die jüngeren Jugendlichen ansprechen sollen, hab ich als Kind und Jugendliche schon immer gehasst und hasse sie anscheinend immer noch. []
  4. Der chronolgisch letzte Auftritt vom Brigadier im Whoniversum findet in der Sarah-Jane-Adventures-Folge Enemy of the Bane statt. Ursprünglich war es auch geplant, ihn in The Wedding of Sarah Jane Smith ebenfalls auftreten zu lassen. Dazu ist es aber nicht mehr gekommen, weil Nicholas Courtney kurz zuvor einen Schlaganfall hatte. []
  5. Einen ähnlich verzweifelten Master kann man in Sympathy of the Devil hören, dargestellt von Mark Gatiss. []
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