The Day of the Doctor
The Day of the Doctor ist eine mehr als würdige Folge zum 50. Jubiläum geworden. Die drei Doctoren passen blendend zusammen und mit dieser Folge hat Moffat gleich sichergestellt, dass es genug Stoff für die nächsten Staffeln von Doctor Who gibt. Ich hatte das große Glück, die Folge im Kino sehen zu können, und vom ersten Moment an gab es bestimmt an die zehn Mal Szenenapplaus, was allein schon zeigt, wie grandios The Day of the Doctor ist. Die BBC hat (ohne Hilfe von wohlmeinenden Harry-Potter-Regisseuren) ein wahres cineastisches Großereignis auf die Beine gestellt.
2013: Der 11. Doctor wird von Kate Stewart in den Tower1 zitiert, wo eine Nachricht auf ihn wartet. 1562: Der 10. Doctor will einen Plot der Zygons im elisabethanischen England verhindern. Aus Versehen heiratet er dabei Liz I (die sich später ein klein wenig verbittert darüber zeigen wird, dass er sie hat sitzen lassen). Gallifrey, am letzten Tag vom Time War: Der War Doctor ist zu dem Entschluss gekommen, dass das Universum nur gerettet werden kann, wenn Daleks und Time Lords gleichermaßen verschwinden. Das ist nur möglich mithilfe des Moments, einer Waffe, die so mächtig ist, dass sie ein Bewusstsein entwickelt hat.
The Day of the Doctor hat aus den Fehlern vergangener Jubiläumsfolgen gelernt: The Three Doctors (hier unter dem Codenamen Cromer referenziert) hatte sich fast ausschließlich auf die Frotzeleien zwischen den Doctoren verlassen und darüber die Handlung vollkommen vernachlässigt, während The Five Doctors zwar eine etwas sinnvollere Handlung hatte, aber auf Gedeih und Verderb so dermaßen viele Protagonisten unterbringen wollte, dass das ganze Special drunter litt. Hier hat man nun die Referenzen auf frühere Companions und Bösewichte im Wesentlichen auf den Black Vault beschränkt – der Brigadier kriegt natürlich eine besondere Erwähnung, wo dies doch die erste Jubliäumsfolge ohne Beteiligung von Nicholas Courtney ist – und obwohl die Doctoren sich permanent zecken (außer wenn die Kacke am Dampfen ist – da schalten sie um in den Tick-Trick-und-Track-Modus und beenden ihre Sätze gegenseitig) und das ebenso permanent ein Highlight der Folge ist, so ist doch die Handlung ganz gewichtig. Althergebrachte Traditionen werden aber ganz und gar nicht vernachlässigt: Wie in den früheren Jubiläumsfolgen spielt Gallifrey eine große Rolle und natürlich beschweren sich die Doctoren gegenseitig darüber, wie sie ihre jeweiligen TARDISse dekoriert haben.
(Weiter zum Rest der Auswertung – die ist nämlich sehr lang.)
Eigentlich ist jede einzelne Minute von The Day of the Doctor genial. Bereits beim Intro war klar, das dies eine ganz bombastische, mit Anspielungen auf früheres und frühestes Doctor Who vollgestopfte Folge wird. (Für das klassische Intro allein gab es gleich den ersten Szenenapplaus.) Selbst London sieht hier noch ein bisschen bombastischer aus als als in einer durchschnittlichen Doctor-Who-Folge. Man kann beileibe gar nicht alle tollen Szene würdigen, denn dann würde ich The Day of the Doctor 1:1 niederschreiben müssen. Eins muss ich aber unbedingt erwähnen: Die Rondelle (sicherlich ausgeborgt vom Set von An Adventure in Space and Time)! Die Freude im Kinosaal über das Auftauchen der Rondelle war mindestens so große wie die Freude der Doctoren in dieser Szene.
Vor Ausstrahlung der Folge war die allgemeine Befürchtung, dass der War Doctor ein ganz griesgrämiger Geselle wäre. Stärker hätte man sich nicht täuschen können. In bester Tradition früherer Multi-Doctor-Folgen putzt er als der jüngste, optisch aber älteste Doctor seine Nachfolger runter (die ihrereseits eine Chemie haben wie weiland Troughton und Pertwee) und meine Güte, muss man den War Doctor mögen. In jeder Sekunde sieht man, dass auch dieser Doctor der Doctor ist, egal wie der Doctor selbst über dieses Thema denkt. Außerdem ist John Hurt ein ganz großartiger Schauspieler (und bis dato der mit Abstand älteste Doctor-Darsteller). In jeglicher Hinsicht ist der War Doctor eine Bereicherung für dieses Special und für Doctor Who insgesamt. Sehr geschickt gemacht war auch der Moment in Gestalt von Billie Piper. Moffat hat in einem Interview verlauten lassen, dass er einerseits nichts mehr zu Rose's Geschichte zufügen möchte (eine Ansicht, mit der ich völlig konform gehe), andererseits wollte er unbedingt Billie Piper im Special haben. Daher sieht der Moment eben aus wie der Bad Wolf.
Die Handlung dieser Episode verläuft in zwei Strängen in Vergangenheit, Gegenwart und (vermutlich) Zukunft. In dem in der Vergangenheit startetenden Handlungsstrang, der sich bis zur Gegenwart zieht, wird endlich erklärt, wie es zu des Doctors Hochzeit mit Liz I gekommen ist und außerdem sind die Zygons zurück. Sie sind das vorher einzige Mal (zumindest, wenn man nur die Fernsehfolgen zählt) zu Zeiten des 4. Doctors aufgetaucht, und schon da waren sie enorm tolle Monster in einer sehr guten Folge. Die Zygonhandlung bildet gleichzeitig die Rahmenhandlung für den Gallifrey-Handlungsstang und eine Parallele dazu.
Ich kann offen zugeben, dass ich beim Klimax von The Day of the Doctor das ein oder andere Freudentränchen verdrückt habe, und da bin ich nicht die Einzige, der das so ging. Als klar war, dass mehr als 3 Doctoren in diesem Special vertreten sein werden, wollte der Szenenapplaus kaum noch aufhören. Bei der kurzen Szene mit dem 9. Doctor gab es offenen Jubel, obwohl es sich hier nur um Archivmaterial handelte (schade, dass Eccleston nicht bereit war, sich die Lederjacke noch einmal für einen halben Tag überzustreifen) und beim Auftauchen von Peter Capaldis Augenbrauen gab es schon wieder Freudenschreie. Es empfiehlt außerdem, diese Szenen mit den vielen TARDISsen Bild für Bild anzusehen: Die TARDISse sind nicht einfache Kopien der heutigen TARDIS, sondern man hat sich die Mühe gemacht, die TARDISse der einzelnen Doctoren mit ihren jeweiligen Charakteristika zu rendern! Mit der Rettung Gallifreys sind die schönen Szenen nicht einfach vorbei, sondern danach geht es ja noch weiter.2 Tom Bakers Auftritt als Curator (natürlich ist das ein zukünftiger Doctor, da kann mir niemand was anderes erzählen) wurde leider schon vorher ausgeplaudert, aber schön war er trotzdem, zumal unser heutiger Doctor damit die Hoffnung bekommt, dass ein schöner, geruhsamer Lebensabend auf seinem Lieblingsplaneten im Bereich des möglichen ist. Mit der Regeneration des War Doctors hat Moffat das Ziel erreicht, dass wir jetzt alle Regenerationen des Doctors gesehen haben (allerdings gab es hier ein paar hörbare Unmutsbekundungen, weil es doch sicher technisch möglich gewesen wäre, die Regeneration noch ein oder zwei Sekunden zu verlängern).
Interessant ist die zeitliche Einordnung der Folge, denn aus sich des 10. Doctors spielt sie praktisch direkt vor The End of Time und aus Sicht der Bewohner Gallifreys spielt sie sogar am gleichen Tag. Für die Fortschreibung der Doctor-Who-Mythologie wird The Day of the Doctor dadurch sehr wichtig. Denken wir kurz zurück: In The Night of the Doctor wird klar dass die Time Lords so verhasst sind, wie die Daleks. Aus The End of Time wissen wir, dass die Führungsriege der Time Lords komplett den Verstand verloren hat und womöglich sogar die Daleks in Sachen Unmenschlichkeit übertrumpft. In The Day of the Doctor hören wir dann, dass diejenigen Time Lords, die ganz praktisch mit der Verteidigung Gallifreys beauftragt sind, wissen, dass das Council (also die Riege um Rassilon) eigene Pläne hat, die aber fehlgeschlagen sind. Dabei wird gleich impliziert, dass die Generäle Gallifreys von diesen Plänen ohnehin nicht viel gehalten haben. Noch etwas ist wichtig: Auf Gallifrey gibt es genug unschuldige Bevölkerung – etwas, das man von Skaros nicht mehr behaupten kann.3 All das zusammen sorgt für reichlich Konfliktstoff für zukünftige Folgen. Und sehen wir der Sache ins Auge, allein um Doctor Who für die nächsten 50 Jahre lebendig zu halten, musste einfach eine Möglichkeit gefunden werden, dass der Doctor nicht permanent kreuzunglücklich ist.
Man muss auch mal das 3D dieser Folge loben. Oft werden Filme in 3D gezeigt, die nur von 2D hochgerechnet wurden. The Day of the Doctor hat man dagegen in 3D gedreht (in Anbetracht der Tatsache, welchen Erfolg diese Episode weltweit im Kino hatte, hat sich dieser Aufwand sicherlich gerechnet), wodurch das Bild vollkommen natürlich aussieht. Im Gegensatz zum durchschnittlichen Sommer-Blockbuster hat der Einsatz von 3D hier durch die Time-Lord-Gemälde sogar eine Rechtfertigung aus der Handlung heraus – die Gemälde sehen in 3D einfach wahnsinnig genial aus.
Es gibt nur ein paar ganz wenige Sachen zu meckern. Zum einen ist es wie erwähnt natürlich schade, dass Eccleston nicht beteiligt sein wollte (vielleicht dann zum 75.? Baker hatte sich bisher ja auch immer standhaft geweigert und nun gings doch) – das muss man so akzeptieren, auch wenns schöner gewesen wäre, wenn es drei neu gedrehte Sekunden und eine richtige Regeneration mit ihm gegeben hätte. Dann wurde in diesem Special nur bereits bekannte Musik verwendet. Für die Proms hatte Murray Gold ein Geburtstagslied für Doctor Who geschrieben (das jedoch nicht zum Einsatz in The Day of the Doctor geeignet gewesen wäre), aber ein neues Stück für diese Folge wäre einfach das Tüpfelchen auf dem i gewesen. Nichtsdestotrotz ist die Zusammenstellung der Musik toll. Aber eben nichts neues. Zuletzt verfügt die DVD nur über vergleichsweise magere Extras: Die beiden Minisoden, ein Making-Of (gesprochen von Colin Baker), einen Überblick über die Geschichte von Doctor Who und die beiden Trailer. Ich verlange ja nicht, dass The Five(ish) Doctors Reboot auf die DVD gepackt gehört, aber mindestens die Einleitung von Strax und vom Doctor für die Kinovorstellung wäre ein Muss für die Extras gewesen. Diese drei Punkte sind aber wie gesagt das Einzige, was ich an The Day of the Doctor auszusetzen habe.
- Die Batterien der Raben im Tower werden nach offiziellen Angaben aller 6 Monate gewechselt. [⇑]
- In The Day of the Doctor werden beachtliche Mengen Tee konsumiert. [⇑]
- En passant wurde hier eine Erklärung geliefert, wieso die Daleks, die nach Aussage des 9. Doctors niemals nicht den Time War hätten überleben können, doch wieder auftauchen konnten: Ein Dalekschiff ist dem Kreuzfeuer schlichtweg entkommen. [⇑]
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