UNIT: Extinction

UNIT: Extinction ist die erste Big-Finish-Produktion, die innerhalb der neuen Serie spielt. Natürlich eignet sich UNIT als Organisation, die schon während der 60er erdacht wurde und in der neuen Serie wieder eine prominente Rolle spielt, besonders dafür, Big Finish in die Welt der neue Serie zu katapultieren. Das bedeutet auch, dass Big Finish jetzt eine Serie hat, die nicht in irgendeiner Vergangenheit spielt, sondern die mit der aktuellen Fernsehserie wechselwirken kann. Aus diesem Grund sind die Hauptpersonen der Serie Kate Stewart und Osgood. Schon früher gab es von Big Finish eine UNIT-Serie (in der der Brig zwei kleine Auftritte hatte); wo sich diese frühere Serie zu sehr in politischem Hickhack verrannt hat, schafft es die neue UNIT-Serie, sowohl den Geist der UNIT-Folgen aus den 70ern als auch der neuen Serie einzufangen. Fast schon traditionell wird diese neue Ära mit einer Auton-Invasion eröffnet. Ganz bewusst lehnt sich UNIT: Extinction eng an Spearhead from Space, dessen Handlung für die heutige Zeit neu interpretiert wurde – natürlich mit dem wichtigen Unterschied, dass der Doctor diesmal nicht zuhilfe kommt.

Die alten UNIT-Folgen leben vor allem davon, dass das UNIT-Personal so grundsympathisch ist – die berühmte UNIT-Familie. Big Finish schafft es, ein ebenso liebenswertes Ensemble zusammenzustellen, dass man stante pede ins Herz schließt. Leiterin von UNIT ist Kate Stewart, Tochter vom Brigadier und aus der Mutterserie bekannt. Sie ist weniger schießwütig als ihr Vater und fühlt sich der Wissenschaft mehr verpflichtet als dem Militär.1 Als echte Lethbridge-Stewart ist sie natürlich entscheidungsfreudig und versteht es als ihre persönliche Aufgabe, Schaden von der Menschheit abzuwenden. Ihr steht wie in der Fernsehserie Osgood beiseite. Sie ist ein Fangirl des Doctors und hat passenderweise die Position inne, in der damals der Dritte Doctor angestellt war. Sie kümmert sich um die wissenschaftlichen Herausforderungen, denen UNIT gegenübersteht – und da der Doctor in den Hörspielen nicht vorkommt, ist sie nicht permanent hibbelig und man merkt, wie kompetent sie ist. Neu vorgestellt werden Col. Shindi, Capt. Josh Carter und Lt. Sam Bishop. Colonel Shindi ist grundsätzlich etwas grummelig (was man ihm angesichts der ständigen Invasionen nicht verdenken kann), aber er hat ein Herz aus Gold. Er leitet die militärischen Operationen von UNIT und arbeitet deshalb eng mit Kate zusammen. Ihm unterstellt ist Josh Carter, der sich aber meist Kate Stewart gegenüber mehr verpflichtet ist. Josh ist sehr risikofreudig und dafür, dass er beim Militär ist, ziemlich vorlaut (außerdem ist Osgood ein wenig in ihn verschossen). Sam Bishop ist international tätig und wird als Spezialist immer dorthin geschickt, wo es brennt. Er geht seinen Pflichten sehr gewissenhaft nach und ist ganz knuffig (okay, das liegt vielleicht teilweise an seinem Akzent und daran, dass er von Warren Brown gespielt wird). Immer wieder mit UNIT zu tun hat die Journalistin Jacqui McGee, die zwar teilweise zweifelhafte Methoden nutzt, aber den richtigen Riecher hat und UNIT mit seiner Geheimniskrämerei – durchaus berechtigterweise – misstraut.

Im Gegensatz zu z.B. Doom Coalition besteht UNIT: Extinction aus einer weitestgehend durchgehenden Handlung. Die Unterteilung in Einzelfolgen erfolgt im wesentlichen anhand der Handlungsorte. Die vier Folgen sind so lang wie ein klassischer Siebenteiler (allerdings ohne das padding, das man aus der klassischen Serie kennt). Dadurch ist genug Zeit, die Handlung in Ruhe aufzubauen, sodass wir die Arbeit der UNIT-Leute gut verfolgen können.

Vanguard (Matt Fitton)

Der reiche Industrielle Simon Devlin stellt sein neues Produkt vor: Einen 3D-Drucker, der dank einer innovativen Polymermischung nahezu alles drucken kann. Während Kate sich die Produktvorstellung ankuckt, bei der auch Jacqui McGee zugegen ist, schlagen Osgoods Geräte Alarm wegen eines Flugobjektes, dass auf die Erde stürzt. Wie sich rausstellt, handelt es sich um Kapseln, die das Nestene Consciousness so schon in den 70ern oder 80ern genutzt hat, um auf die Erde zu gelangen.

Earthfall (Andrew Smith)

Kate hat Osgood und Sam Bishop in die Mongolei geschickt, da dort die Haupteinheit der Nestene-Kapseln runtergekommen ist. Derweil ist Kate damit beschäftigt, mehr über Simon Devlin rauszufinden. Dabei stellt sich heraus, dass dieser eine persönliche Verbindung zum Nestene Conciousness hat.

Bridgehead (Andrew Smith)

Josh Carter hat sich bei Devlin Futuretech eingeschlichen – ebenso wie Jacqui McGee. Devlin veranlasst derweil, dass alle seine 3D-Drucker, die er auf der ganzen Welt verbreitet hat, einen Auton ausdrucken. UNIT versucht verzweifelt, mit einem Computervirus die Aktivierung der Autons zu verhindern.

Armageddon (Matt Fitton)

UNIT befindet sich im Abwehrkampf gegen die Autons, die London praktisch überrennen. Dank einer Erfindung von Osgood können sie die Autons so zurückdrängen, dass UNIT Devlins Fabrik, die als Hauptquartier der Autons dient, angreifen kann. Kate will als Plan B Antiplastic, eine Hinterlassenschaft des Neunten Doctors, gegen das Nestene Consciousness einsetzen.

Die erste Folge nimmt sich Zeit, das neue UNIT-Team vorzustellen. Von Kate und Osgood sehen wir Aspekte, die sonst in der Fernsehserie etwas zu kurz kommen und Colonel Shindi und Josh Carter werden vorgestellt. Zumindest in den neueren Fernsehfolgen sehen wir UNIT nur dann, wenn Invasionen fast schon gelungen sind. Hier in der Hörspielserie sehen wir den ganzen Prozess, wie außerirdische Bedrohungen abgewehrt werden. Besonders die zweite Folge zeigt, wie UNIT versucht, die Invasion im Keim zu ersticken, auch wenn das in diesem Fall nicht gelingt.2 Der Punkt, an dem sonst in Doctor Who der Doctor auftaucht, wird in Folge drei erreicht – die Invasion steht kurz vor der Vollendung und UNIT bleibt kaum noch Handlungsspielraum. Folge vier schlägt dann den Bogen zur neuen Doctor-Who-Serie, indem hier geballt Konzepte aus der neuen Serie auftauchen.

UNIT: Extinction lässt nicht viele Wünsche offen. Maximal eine leichte Erhöhung der Frauenquote unter den Soldaten (wie man es aus der Mutterserie kennt) und vielleicht ein Gastauftritt von Ruth Matheson und Charlie Sato könnten diese Serie noch verbessern.

  1. Interessant in diesem Zusammenhang ist, dass UNIT in den Nullerjahren als zunehmend skrupellosere Organisation porträtiert wurde, insbesondere bei Big Finish. Das hat dann seinen Höhepunkt in Children of Earth, wo UNITs Verhalten dazu beiträgt, dass Children of Earth so katastrophal endet. Erst mit Kate Stewarts Auftreten in The Power of Three wird klar, das UNIT wieder eine vertrauenswürdige Organisation wird. []
  2. Ich muss zugeben, dass ich kein Problem hätte, ein Hörspiel zu hören, in dem die Invasion erfolgreich abgewendet wurde und die restlichen zwei Folgen nur daraus bestehen, wie die UNIT-Mitarbeiter den Papierkram aufarbeiten und sich auf ein Teechen treffen. []
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