Classic Who – Dritte Staffel

Die dritte Staffel brachte einige Veränderungen für Doctor Who. Die Original-Companions haben bereits in der letzten Staffel aufgehört und nun wechselte auch das Produktionsteam.

Die dritte Staffel hat vermutlich den höchsten Durchsatz an Companions in der gesamten Geschichte von Doctor Who. Vicky, Ersatzenkelin für den Doctor, reist bereits seit der ersten Hälfte der 2. Staffel mit dem Doctor. Sie bleibt bis zur zweiten Folge dieser Staffel, The Myth Makers in der TARDIS. In dieser Folge betritt Katarina, ein Dienstmädchen aus Troja, die TARDIS. Wegen allgemeiner Nichteignung wird sie gleich in der nächsten Folge, The Daleks' Master Plan als erster Companion überhaupt abgemurkst. Der Raumfahrer Steven Taylor reist seit der letzten Folge der vorherigen Staffel mit; er wird fast bis zum Ende der Staffel, bis The Savages, Companion bleiben. Teilweise als Companion aufgeführt wird Sara Kingdom, die in einigen Episoden von The Daleks' Master Plan mit dem Doctor gemeinsame Sache macht (und ebenfalls umgebracht wird). Für den Rest der Staffel, von The Massacre bis The War Machines gehört Dodo, die aus der damaligen Gegenwart stammt, zum TARDIS-Team. Sie wurde von den Produzenten nicht sehr gemocht und deshalb ziemlich zeremonielos aus der Serie geschrieben. In der letzten Folge beginnen Polly und Ben ihre Abenteuer in der TARDIS.

Die 3. Staffel ist weniger durch William Hartnells nachlassende Gesundheit als durch die häufigen und unüberlegten Wechsel der Companions schwächer als die ersten beiden Staffeln. Sie enthält dennoch zwei Klassiker – das epische The Daleks' Master Plan, das trotz seiner 12 Folgen den Spannungsbogen hält. Eine eher selten erwähnte, aber dennoch exzellente Episode ist außerdem The Savages.

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Galaxy 4 (4 Teile (1, 2 und 4 fehlen); Drehbuch: William Emms; Regie: Derek Martinus, Mervyn Pinfield)

Die TARDIS landet auf einem Planeten, der in wenigen Tagen in die Luft fliegen wird. Auf diesem Planeten sind die bildhübschen Drahvins und die potthässlichen Rills gebruchlandet und nun versuchen beide Parteien den Doctor zu überzeugen, dass sie die Guten sind und gerettet werden müssen.

Leider zieht sich Galaxy 4 gewaltig hin. Die Message, die man rüberbringen möchte – oberflächliche Drahvins böse1, denkfähige Rills gut – ist zwar vernünftig, aber das macht das Hin- und Hergerenne (und das sich-in-der-Luftschleuse-einschließen-Gelasse) nicht besser.

Die dritte Episode ist 2011 wieder aufgetaucht und wurde in der Special Edition von The Aztecs veröffentlicht. Man muss schon sagen, die Chumbleys sind wahnsinnig knuffig. Außerdem sind die Sets sehr gut gelungen. Aber das alles reißts leider nicht raus.

Mission to the Unknown (1 Teil (verloren); Drehbuch: Terry Nation; Regie: Derek Martinus)

Auf dem Planeten Kembel ist ein Raumschiff abgestürzt. Die Crew, darunter ein Offizier des Galaktischen Sicherheitsdienstes Space Security Service, stellt fest, dass die Daleks Kembel als Sprungbrett zur Eroberung unserer Galaxis nutzen wollen.

Entstanden ist diese Einzelfolge nur deshalb, weil ein paar Folgen eher eine Teilepisode gekürzt wurde und sich somit eine Lücke im Sendeplan auftat. Mission to the Unknown ist daher letztenendes nichts anderes als ein überlanger Trailer für The Daleks' Master Plan. Dementsprechend wird in dieser Folge lediglich etabliert, dass die Daleks was großes vorhaben und wer auf Erden etwas dagegen unternimmt.

Mission to the Unknown gehört zu den wenigen verlorenen Episoden, von denen gar kein Videomaterial überlebt hat. Allerdings kommt der Planet Kembel auch in The Daleks' Master Plan, wovon immerhin drei Episoden erhalten sind.

The Myth Makers (4 Teile (alle verloren); Drehbuch: Donald Cotton; Regie: Michael Leeston-Smith)

Die TARDIS landet vor den Toren Trojas kurz bevor die Belagerung der Stadt für die Griechen siegreich ausgeht.

Leider ist dieses Serial viel zu vorhersehbar, da die Geschichte bzw. eher die Legende von Troja hinreichend bekannt ist. Im Gegensatz zu früheren Historicals, in denen eher die generelle Stimmung einer bestimmten Ära vorgestellt wurde, greift der Doctor hier in den Ablauf eines historischen Großereignisses ein. Zwar wird versucht, mit der trojanischen Herrscherfamilie ein wenig Comedy in die Angelegenheit zu bringen, aber leider gelingt das nicht so gut wie in The Romans – ein Serial, das gerade durch den Kontrast zwischen brüllender Komik und brutaler Realität so sehr in Erinnerung bleibt. Der Abschied von Vicky in The Myth Makers ist mehr als unspektakulär: Der findet nämlich off-screen statt und kurz drauf sehen wir die frisch verliebte Vicky, die in Troja ein neues Leben beginnen möchte.

Ein paar kleine Szenen sind von The Myth Makers erhalten. Hierbei handelt es sich um Super-8-Aufnahmen, durch die man zumindest einen kleinen Eindruck von der Ausstattung der Folge bekommt.

The Daleks' Master Plan (12 Teile (1, 3–4, 6–9 und 11–12 fehlen); Drehbuch: Terry Nation, Dennis Spooner; Regie: Douglas Camfield)

Mavic Chen, seines Zeichens Guardian of the Solar System, beteiligt sich an einem Plot der Daleks. Damit will er seine Macht ausbauen, doch die Daleks geben natürlich nur ungern Macht ab.

The Daleks' Master Plan wird gerne als Beispiel dafür angeführt, wieviel anders Doctor Who in seiner Frühzeit war. Hauptsächlich fußt diese Behauptung auf der Spielzeit dieses Serials – wobei man hier sagen muss, dass The Daleks' Master Plan ziemlich genauso lang ist wie Children of Earth. Es finden sich zahlreiche moderne Elemente in diesem Monumentalwerk, z. B. die erste Weihnachtsfolge von Doctor Who überhaupt (im Gegensatz zu heutigen Weihnachtsfolgen allerdings mit geringeren Zuschauerzahlen als die restlichen Folgen). Diese Weihnachtsfolge, The Feast of Steven hat mit der restlichen Handlung kaum was zu tun, bietet aber eine bitter nötige Atempause von den Machenschaften der Daleks. Doctor Who wird daher für 25 Minuten zur Slapstick-Komödie und es ist sehr schade, dass wir das nie in Bewegtbild werden sehen können.

Eine weitere Neuerung ist der Tod von Companions. Katarinas Abschied wird noch relativ emotionslos abgehandelt (hatte man doch kaum Zeit, sich für sie zu erwärmen), Saras Abschied ist dagegen ein ganz anderes Kaliber. Sie war von der Art her ein vollwertiger Companion und obwohl man ihre letzte Szene heutzutage nur noch hören und nicht mehr sehen kann, gerät sie sehr bedrückend. Auch die Handlung wäre in heutigem Doctor Who nicht völlig falsch am Platze – Husarenritte durch Raum und Zeit und Daleks mit um 10 Ecken gedachten Plänen und aberwitzigen Massenvernichtungswaffen gibt es schließlich heute noch. Als kleines Kuriosum ist The Daleks' Master Plan der erste Auftritt von Nicholas Courtney (hier noch ohne angeklebte Rotzbremse) in Doctor Who – wenn man die Hörspiele dazuzählt, ist er damit der einzige Darsteller, der mit allen klassischen Doctoren zusammengearbeitet hat.

Douglas Camfield ist einer meiner Lieblingsregisseure des klassischen Doctor Who, da er der Regisseur ist, der am meisten aus dem eher begrenzten Budget macht. The Daleks' Master Plan sieht dementsprechend erstaunlich opulent aus. Daher ist es besonders schade, dass dieses Serial unter denjenigen ist, das die geringsten Chancen hat, wiederentdeckt zu werden.

The Massacre of St Bartholomew's Eve (4 Teile (alle verloren); Drehbuch: John Lucarotti, Donald Tosh; Regie: Paddy Russell)

Der Doctor und Steven, immer noch zu zweit reisend, landen in Frankreich nach der Reformation. Der Doctor möchte die Gelegenheit nutzen, um einen Apotheker zu treffen und mit ihm über die Wissenschaft zu diskutieren. Steven, der eigentlich in einer Taverne auf den Doctor warten sollte, wird in die Ereignisse vor der Bartolomäusnacht hineingezogen.

Dies ist das dritte und letzte von John Lucarotti geschriebene Historical. Ähnlich wie Marco Polo ist The Massacre so wie es erhalten ist eine eher dröge Angelegenheit. Es gibt allerdings einen sehr interessanten Punkt an diesem Serial: Steven hat (im Gegenteil zu Barbara) keinerlei Ahnung, wo er da hineingeraten ist – er kommt von so weit aus der Zukunft, dass er das Massaker und die Umstände, die dazu führten, nicht im Hinterkopf hat. Der Doctor hilft auch nicht weiter, denn der ist die meiste Zeit off-screen mit seinem Apotheker beschäftigt. Vielleicht weil wir nur den einen Handlungsstrang verfolgen, ist dieses Serial, obwohl nur ein Vierteiler, einfach zu lang geraten.

Historienfolgen kann die BBC immer gut, deshalb ist es schade, dass von The Massacre nicht ein einziges Sekündchen Bewegtbild erhalten ist. Als Hörspiel macht es sich leider nicht sonderlich gut, da sich etliche Darsteller einfach zu ähnlich anhören und es wird noch verwirrender, da sich die Darsteller nicht auf die Aussprache der französischen Namen einigen können – dies ist nicht die erste Doctor-Who-Folge, die in Frankreich spielt, aber eindeutig diejenige, in der kein einziger französischer Name auch nur annähernd korrekt ausgesprochen wird.

The Ark (4 Teile; Drehbuch: Paul Erickson, Lesley Scott; Regie: Michael Imison)

Die TARDIS landet auf einem Raumschiff, das zur Evakuierung der Erdbevölkerung dient, weil die Erde durch die Expansion der Sonne nicht mehr bewohnbar ist. Dodo schafft es fast mit ihrer Erkältung (gegen die die letzten Menschen keine Resistenz haben) diesem Vorhaben ein Ende zu setzen. Nachdem diese Gefahr abgewendet ist, dematerialisiert die TARDIS – um prompt wieder auf der Arche zu landen, nur halt 700 Jahre später. Zwischenzeitlich haben die Monoids, die vorher friedlich mit den Menschen zusammen die Arche bewohnt haben, die Macht übernommen und die Menschen unterjocht.

The Ark ist eines von den Serials, dessen Name einem so gar nicht bekannt vorkommt, und das völlig zu Recht. Das Serial ist einfach fürchterlich langatmig und ein Paradebeispiel von gewollt und nicht gekonnt – einerseits hat man versucht, die Produktionsstandards gewaltig anzuheben, andererseits sind dabei die Monoids rausgekommen…

Vor lauter Verzweiflung handelt eines der Extras davon, welchen Einfluss HG Wells auf Doctor Who hatte. Hier und in den restlichen Extras zeigt sich, dass keiner der Beteiligten The Ark so richtig mag. Interessant ist zumindest die Doku Riverside Story, die zeigt, wie damals die Arbeit im Studio aussah.

The Celestial Toymaker (4 Teile (1–3 fehlen); Drehbuch: Brian Hayles, Donald Tosh; Regie: Bill Sellars)

Der Doctor ist plötzlich unsichtbar – just als die TARDIS im Reich des Celestial Toymakers landet. Die drei Reisenden werden (mal wieder) getrennt und müssen verschiedene Spiele gewinnen, um die TARDIS zurückzubekommen. Wenn sie das nicht schaffen, werden sie für immer Puppen des Toymakers bleiben.

Wahrscheinlich wollte man mit dieser Folge kleineren Kindern einen Gefallen tun, indem man ein Serial produziert, in dem Kinderspiele gespielt werden (wenn auch in bösartigen Abwandlungen). Das mag für eine Folge auch gut gehen, aber bei vier Teilen wiederholt man sich irgendwann (ähnlich wie anno dunnemals in The Keys of Marinus).

Das Serial litt damals unter gewaltiger Geldknappheit – soweit die eine erhaltene Folge aussagekräftig ist, hat man dabei aber das beste draus gemacht.

The Gunfighters (4 Teile; Drehbuch: Donald Cotton; Regie: Rex Tucker)

Der Doctor hat Zahnschmerzen. Was liegt da näher, als Doc Holliday aufzusuchen, und zwar rechtzeitig, um in die Schießerei am O. K. Corral verwickelt zu werden?

Wenn es ein klassisches Doctor-Who-Serial gibt, durch das ich mich nicht mal unter Androhung von Waffengewalt quälen möchte, dann ist es dieses. Man war sich seinerzeit uneinig, ob man dieses Serial als Farce spielen soll (so wie The Romans), hat das dann aber doch nur ein bisschen gemacht, was halt nicht Fisch nicht Fleisch ist. Dann nimmt man sich selbst für Doctor-Who-Verhältnisse unnötig viele Freiheiten mit der Histories und zu guter letzt sägen die schrecklichen "amerikanischen" Akzente auf Dauer an den Nerven. Aber die herrlich bissigen Produktionsuntertitel, die sind toll.

Größtes Extra dieses Serial ist The End of the Line, was die Produktionsprobleme der späten Hartnell-Ära beleuchtet. Obwohl mit 45 Minuten schon eine der längeren Dokus, hätte man hier sogar noch mehr ins Detail gehen können, denn The End of the Line zeigt sehr offen, was die Serie damals geplagt hat, und wie die damals Verantwortlichen trotzdem Doctor Who auf lange Sicht geprägt haben.

The Savages (4 Teile (alle verloren); Drehbuch: Ian Stuart Black; Regie: Christopher Barry)

Die TARDIS kommt vom Kurs ab und landet auf einer Insel, die von einer sehr fortschrittlichen Gesellschaft und einem Steinzeitstamm bewohnt wird. Bald stellt sich heraus, dass der Fortschritt der technologisierten Gesellschaft auf der Ausbeutung des steinzeitlichen Stammes beruht.

The Savages ist eine offen gesellschaftskritische Episode. Entstanden zu einer Zeit, als viele ehemalige Kolonien unabhängig wurden, ist dieses Serial ein Plädoyer gegen Apartheid. William Hartnell, der in der letzten Folge ein wenig geschwächelt hat, ist in The Savages bestens aufgelegt. Auch die Gastdarsteller sind äußerst vernünftig besetzt. Allerdings sind die meisten Nebenfiguren etwas schablonenhaft geschrieben. Dennoch wird ihnen zugestanden, sich zum Positiven zu verändern, was das Serial in seiner Aussage umso kraftvoller macht. Highlight von The Savages ist Frederick Jaegers perfekte Nachahmung der Manierismen des Doctors in der zweiten Hälfte des Serials. Außerdem bekommt Steven einen echten Abschied als Companion, was zu der Zeit leider nicht gang und gäbe war.

Von diesem Serial sind nur ein paar Clips der letzten Folge erhalten. Darunter befindet sich erfreulicherweise auch Stevens Abschied. Insgesamt sind diese Szenen aber zu kurz, um sich einen richtigen Eindruck von der Optik des Serials zu machen.

The War Machines (4 Teile; Drehbuch: Ian Stuart Black, Kit Pedler; Regie: Michael Ferguson)

Der Doctor schafft es tatsächlich, die TARDIS dazu zu bewegen, im (damals) gegenwärtigen London zu landen, worüber Polly sichtlich erfreut ist. Frisch gelandet, fällt dem Doctor auf, dass im Post Office Tower etwas seltsames vorgeht – der dort installierte Supercomputer hat entschieden, dass Computer zuverlässiger sind als Menschen und Computer deshalb die Weltherrschaft übernehmen müssen. Während der Doctor das zu verhindern versucht, lernt er den Matrosen Ben2 und die Sekretärin Polly kennen.

The War Machines hat viele schöne Momente (allen voran die Szene nach der Landung in London), ein paar wenige Sachen, die ganz vergeigt wurden (Dodos Abschied, um genau zu sein) und der Rest erscheint aus heutiger Sicht etwas altbacken. Das liegt vor allem daran, dass dies das erste Serial überhaupt ist, das gänzlich in der damaligen Gegenwart spielt. Dabei schießt The War Machines ein Stück weit über das Ziel hinaus und biedert sich so sehr dem Zeitgeist an, dass das Serial letztenendes gar nicht gut gealtert ist.3 Andererseits kann man es durchaus als Zeitdokument wahrnehmen und es ist das erste Doctor-Who-Serial, in dem London eine der Hauptrollen spielt. Überhaupt ist dieses Serial ein weiterer Schritt, Doctor Who vom alten Schema mit dem Wechsel zwischen historischen und SF-Folgen wegzubewegen, hin zu moderneren Settings. Das wirkt sich sogar auf den Doctor aus, der hier wesentlich aktiver wirkt und näher dran ist an dem, was man von heutigen Doctoren erwartet.

Die Extras umfassen kein Making-Of, sondern einen Vergleich zwischen den Locations damals und heute und eine kleine Doku zum Post Office Tower (bzw. BT Tower, wie er heute heißt). Der interessanteste Beitrag zeigt die Wiederherstellung von The War Machines, das zwischenzeitlich ein verlorenes Serial war und aus verschiedensten Quellen zusammenklamüsert werden musste.

  1. Die Drahvins sind später mit von der Partie, als sich zum Ende der 5. neuen Staffel allerhand Aliens gegen den Doctor verschwören. []
  2. Ben darf im Gegensatz zu Dodo mit einem regionalen Akzent sprechen. []
  3. Ich wage mal zu behaupten, dass The Bells of Saint John, das praktisch eine whole plot reference auf The War Machines ist, in fünf Jahrzehnten ebenfalls als ziemlich angestaubt empfunden werden wird. []
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