Classic Who – Zehnte Staffel

In der 10. Staffel wurde das Exil des Doctors aufgehoben und der Doctor darf wieder reisen, wie ihm beliebt, womit die klassische UNIT endgültig zu Ende ist. Außerdem sehen wir in dieser Staffel den Delgado-Master zum letzten Mal, da Roger Delgado leider bei einem Autounfall in der Türkei gestorben ist.

Der 3. Doctor agiert deutlich aktiver als die vorherigen beiden Doctoren, wenn nötig beteiligt er sich auch mal an einem Säbelduell oder setzt seine Angreifer mit venusian aikido außer Gefecht. Er steht während seines Exils mehr oder weniger bei UNIT als wissenschaftlicher Berater in Lohn und Brot, was aber nicht immer ganz reibungslos verläuft. Sein Vorgesetzter ist Brigadier Alistair Gordon Lethbridge-Stewart, oder kurz der Brig(adier), dem man in wenigen Worten einfach nicht gerecht werden kann. Er ist vermutlich die einzige Figur des ganzen Whoniversums, auf die sich alle Fans einigen können. Sergeant Benton ist ein weiterer mit UNIT assoziierter Charakter und er ist so unglaublich liebenswert. Captain Mike Yates vervollständigt das Offiziers-Trio von UNIT. Am Ende der Staffel wird Jo Grant als Companion verabschiedet. Sie hat den Job bei UNIT über Vitamin B gekriegt und ist eher naiv und tollpatschig, aber auch wahnsinnig knuffig. Der Master sollte eigentlich mit einer Knaller-Folge verabschiedet werden, durch Roger Delgados Unfalltod ist allerdings Frontier in Space seine letzte Folge geworden.

Da die 10. Staffel die Jubiläumsstaffel ist, gibt es einige besondere Folgen. Zum einen ist The Three Doctors die erste Multi-Doctor-Folge und zum anderen sind Frontier in Space und Planet of the Daleks zwei Serials, die direkt ineinander übergehen. Highlight der Staffel ist jedoch The Green Death.

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The Three Doctors (4 Teile; Drehbuch: Bob Baker, Dave Martin; Regie: Lennie Mayne)

Die Erde wird von einem Wesen heimgesucht, das aus einer Antimaterie-Welt stammt. Dahinter steckt der legendäre Time Lord Omega, der so gefährlich ist, dass der Doctor nicht allein gegen ihn ankommen kann, sondern die Hilfe seiner beiden vorherigen Inkarnationen benötigt.

Eigentlich ist die Story löchrig und unnötig gestreckt, aber es einfach eine Freude, dem 2. und 3. Doctor bei allem, UNIT beim Rumballern und dem Brigadier auch bei allem zuzukucken. William Hartnell hat in dieser Folge seinen letzten Fernsehauftritt überhaupt, und da er gesundheitlich stark angeschlagen war, musste seine Rolle stark reduziert werden, was natürlich etwas schade ist. Leider gar nicht dabei ist Jamie, da Frazer Hines damals anderweitig beschäftigt war. Ein ganz großer Negativpunkt ist auch der Blob-Effekt – während es zu Zeiten des ersten und zweiten Doctors keine nennenswerten Computereffekte gab und alles per Hand gebastelt wurde, wollte man in den 70ern zeigen, was man schon alles mit CGI kann, was in diesem Fall gewaltig in die Hose geht. Ohne die Produktionsuntertitel hätte ich schlicht nicht gewusst, was mir dieses Gefritzel auf dem Bildschirm sagen soll, solide Handarbeit wäre da also die bessere Wahl gewesen. Auch sonst ist die Umsetzung ein Rückschritt verglichen mit manch anderen Folgen, aber für irgendwelche production values oder gar die Story kuckt man Folgen mit mehreren Doctoren sowieso nicht und als Folge, die lediglich sich selbst feiern soll, ist The Three Doctors allemal gelungen.

Als erstes Jubiläumsspecial ist The Three Doctors natürlich reichlich mit Extras ausgestattet. Ein Schwerpunkt sind Promoauftritte und Trailer für verschiedene Doctor-Who-Jubiläen. Von den Extras mit Interviews ist aus heutiger Sicht besonders das Feature über die weiblichen Companions der 1970er interessant. Dabei erfährt man viel darüber, was es geheißen hat, als Frau in den 1970ern im Fernsehen zu arbeiten.

Carnival of Monsters (4 Teile; Drehbuch: Robert Holmes; Regie: Barry Letts)

Endlich darf der Doctor wieder reisen, wie er will. Trotzdem kann er die TARDIS nicht so gut steuern, wie er es gerne hätte, und so landen er und Jo auf einem Schiff, das in den 1920ern nach Indien fährt – oder zumindest sieht es danach aus. In Wirklichkeit sind sie in einer Simulation gelandet, die von Schaustellern gerade auf einem ausgesprochen drögen Planeten vorgestellt wird.

Carnival of Monsters ist ein sehr beliebtes Serial, aber mir erschließt sich der Reiz einfach nicht. Klar, die beiden Schausteller sind sehr bunt und witzig, aber dieses Serial ist im wesentlichen eine Nummernrevue mit dürrer Rahmenhandlung. Generell bin ich für dieses Format nicht zu begeistern und kann deshalb die allgemeine Begeisterung für dieses Serial nicht teilen.

Wie bei einem Serial mit diesem Ruf zu erwarten, gibt es reichlich gute Extras. Neben dem Making-Of wird unter anderem auf die Target-Novelisations eingegangen, insbesondere auf die, die von Ian Marter (der in Carnival of Monsters seinen ersten Auftritt im Whoniversum hatte) geschrieben wurden.

Frontier in Space (6 Teile; Drehbuch: Malcolm Hulke; Regie: Paul Bernard)

Der Master heizt den Territorialkonflikt zwischen den Draconians und der Menschheit auf der Erde und den Tochterkolonien an. Dafür nutzt er Ogrons, die Operationen unter falscher Flagge durchführen.

Frontier in Space ist der letzte Auftritt von Roger Delgado als Master. Leider ist dieses Serial – das dem Genre der Space Opera so nahe kommt wie bisher noch nie in Doctor Who – nicht der Knaller von Story, die der Delgado-Master als Abschiedsfolge verdient hätte1, aber Roger Delgado spielt hier mit einer dermaßen großen Freude, dass alles andere an diesem Serial im Vergleich dazu verblasst. (Außerdem erfährt man, dass der Master Fan von H.G. Wells ist.)

Als letzte Doctor-Who-Folge mit dem Delgado-Master gibt es ein Extra, das sich mit Roger Delgados Leben befasst. Leider gibt es praktisch keine Interviews mit Roger Delgado, die heute noch erhalten sind und nur ganz, ganz wenig Behind-the-Scenes-Material. Daher besteht dieses Extra im wesentlichen aus Zeitzeugeninterviews.

Planet of the Daleks (6 Teile; Drehbuch: Terry Nation; Regie: David Maloney)

Direkt im Anschluss an das Ende von Frontier in Space findet Planet of the Daleks statt. Der verwundete Doctor und Jo landen auf den Planeten Spiridon, der von unsichtbaren Lebewesen bewohnt wird und jetzt von den Daleks als Militärbasis genutzt wird. Auch Thals tauchen auf Spiridon auf, um die Daleks auszuspionieren.

In Anlehnung an The Daleks' Master Plan wurden Frontier in Space und Planet of the Daleks als eine 12 Folgen lange durchlaufende Geschichte konzipiert. Bei Frontier in Space gibt es durch die Präsenz des Masters merkt man nicht so sehr, welche Szene Füllmaterial sind. Planet of the Daleks hat diesen Vorteil nicht und deshalb fallen in den sechs Folgen leider doch die Szenen auf, die einzig und allein die Laufzeit verlängern sollten. Das allererste Dalek-Serial wird sehr oft referenziert, allerdings werden die Thals diesmal weit weniger idealisiert dargestellt, was eine interessante Perspektive auf The Daleks öffnet. Die eigentliche Handlung ist aber wegen der unzähligen Referenzen auf vergangene Dalek-Serials von Terry Nation so belanglos, das sie kaum in Erinnerung bleibt.

Dieses Serial wird zusammen mit Frontier in der Dalek-War-Box verkauft. Aus den üblichen Extras sticht eine kleine Doku über die Kolorisierung der dritten Episode heraus.

The Green Death (6 Teile; Drehbuch: Robert Sloman, Barry Letts; Regie: Michael E. Briant)

In einem walisischen Bergwerk sterben mehrere Arbeiter, nachdem sie einer grün leuchtenden Substanz ausgesetzt waren. Derweil wird die Gegend von Riesenmaden heimgesucht. Der Konzern Global Chemicals steht im Verdacht, mit beiden Sachen etwas zu tun zu haben.

Liebenswerte walisische Bergleute, eine Hippie-Kommune voller Wissenschaftler, ein vollkommen durchgeknallter Computer und der Doctor, der sich notgedrungen als Putze verkleiden muss (siehe unten) – herrlich. The Green Death besitzt viele Tugenden, die die Ära des 3. Doctors ausmachen und spricht zudem unter der Oberfläche ernste Themen an. In dieser Folge wird findet außerdem der Abschied von Jo Grant statt. Einerseits möchte man sich für Jo freuen, andererseits kann einem der Doctor sehr Leid tun, da er an Jo offensichtlich sehr gehangen hat. Und weil diese Szene eines der vielen Highlights dieser Folge ist, hier die Putzfrauenszene:

Schon die normale Version hatte genügend Extras, und die Special Edition ist nun noch vollgepackter mit Extras. Das Highlight der alten wie der neuen Edition ist die Mockumentary Global Conspiracy, in der Mark GatissTerry Scanlon auf die Nachwirkungen der Riesenmadenaffäre eingeht. Außerdem gibt es eine Anleitung, wie eine Riesenmade gebaut wird. Die Special Edition enthält zudem Death of the Doctor, da hier Jo eine Gastrolle an der Seite des 11. Doctors hat, sowie Doctor Who Forever: The Unquiet Dead, worin die Vorgeschichte der Rückkehr von Doctor Who erzählt wird.

  1. Es sollte auch nie seine Abschiedsfolge werden, denn dafür war eine bombastische Folge geplant, die durch den Unfalltod von Roger Delgado verhindert wurde. Elemente dieser geplanten Abschiedsfolge wurden in The End of Time wiederverwendet. []
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