Doctor Who – Fernsehfilm (1996)

In den 90ern entstand die Idee, Doctor Who wiederzubeleben, diesmal allerdings mit amerikanischer Beteiligung. Entstanden ist ein Fernsehfilm, der im Erfolgsfall als Pilot für eine darauffolgende Serie dienen sollte. Ganz viele Beteiligte haben aber offensichtlich die Hintergrundgeschichte von Doctor Who nicht richtig verstanden, weshalb man froh sein muss, dass es noch weitere neun Jahre dauerte, bis Doctor Who wieder auf britischen Bildschirmen zu sehen war.

Der 8. Doctor ist eine der friedvollsten Inkarnationen des Doctors, er kann praktisch keiner Fliege was zu Leide tun. Generell erscheint er weniger alienhaft als manche seiner Vorgänger. Im Fernsehfilm nimmt die Chirurgin Grace Holloway die Companion-Position ein. In den Hörspielen reist zuerst Charley in der TARDIS mit, eine abenteuerlustige junge Engländerin, die aus dem Jahr 1930 stammt. In den späteren Hörspielstaffeln drängen die Time Lords dem 8. Doctor die Nordengländerin Lucie auf.

Der Master wurde von den Daleks zum Tode verurteilt (!). Der Doctor darf nun die Überreste des Masters auf Skaro abholen (!!) und kommt dabei sogar wieder lebend von Skaro runter (!!!). Als er in San Francisco landet, gerät er in einen Bandenkrieg, wird dabei erschossen und regeneriert anschließend mit einer gewissen Zeitverzögerung. Der Master ist, immerhin das haben die Macher dieses Films richtig hingekriegt, mal wieder doch nicht ganz so tot wie man dachte und ergreift Besitz vom Körper des Krankenwagenfahrers Bruce – über die Art und Weise, wie er das tut, möchte ich lieber nichts näheres sagen. Jetzt versucht er, dem Doctor seine verbliebenen Regenerationen abzujagen, wodurch als Nebenwirkung offensichtlich die Erde zerstört wird (die werte Leserschaft möge mich bitte nicht fragen, wie da der genaue Zusammenhang ist).

Einmal im Leben muss man als Fan den Fernsehfilm gesehen haben, öfter aber auch nicht. Der Film will nämlich vieles auf einmal sein und scheitert auf ganzer Linie: Man bringt bekannte Elemente aus der klassischen Serie in den Film, reißt das aber alles nur an und erklärts nicht weiter (bestes Beispiel: der "Auftritt" der Daleks), oder man erfindet irgendwelchen kompletten Blödsinn (Doctor halbmenschlich – Ketzer!1) und man bürstet andere Sachen auf vermeintlich massentauglich und erreicht das genaue Gegenteil (Schleimschlangenmaster…). Ich behaupte außerdem, dass sich der Master inzwischen zutiefst für diese Inkarnation schämt, vom typischen Master-Charme ist hier nämlich rein gar nichts zu merken. Das alles hätte sogar noch viel schlimmer kommen können, dieses Machwerk ist also schon die entschärfte Variante.

Paul McGann kann einem richtig Leid tun dafür, dass er als einzigen längeren Fernsehauftritt in Doctor Who nur diesen Film vorweisen kann. Glücklicherweise gibt es eine ganze Menge Hörspiele mit ihm, wo er glänzen kann. Ich für meinen Teil habe jedenfalls beschlossen, mindestens den ganzen fragwürdigen Krempel dieses Films zu ignorieren, wenn schon nicht den ganzen Film. Etwas besser ist die (inzwischen nur noch antiquarisch erhältliche) Novelisation, worin die schlimmsten Auswüchse gar nicht vorkommen.2

Die Extras in der Special Edition sind weitaus umfangreicher als der Film selbst. Die längste Doku stellt die Entstehung des Projektes vor. Eine halbstündige Doku handelt von den viele Spin-Offs, die in der Zeit zwischen 1989 und 2005 entstanden sind. Highlight der Extras ist jedoch unbestritten der Rückblick auf die damaligen Pressereaktionen, präsentiert von Nicholas Courtney.

  1. Für den Netzhautscan, der nur auf menschliche Augen reagiert, bietet The Apocalypse Element eine deutlich zufriedenstellendere Erklärung. []
  2. Wenn man eine etwas, ähem, anders geartete Erklärung für die Ereignisse in San Francisco haben möchte, möge The Panda Invasion aus der Iris-Wildthyme-Hörspielreihe hören. []
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The Night of the Doctor
Mastermind
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