Novel Adaptations

Ich habe bisher bewusst einen Bogen um die Doctor-Who-Büchern aus den 90ern gemacht – was man da von den Storylines liest, ist mir teilweise einfach zu weit draußen, und manche Sachen (Looms zum Bleistift) bin ich einfach nicht bereit, als Doctor-Who-Kanon zu akzeptieren. Big Finish ist bisher so vorgegangen, fröhlich das zu ignorieren, was ihnen nicht in den Kram passt (obwohl durchaus Bücher-Schreiberlinge heute für Big Finish Hörspiele verfassen). Schon vor einigen Jahren hat Big Finish einige wenige Hörspiele des 7. Doctors in der Bücher-Zeitlinie spielen lassen, und natürlich fing Big Finish mit Bernice-Summerfield-Hörspielen an, die wiederum ihren Ursprung letztenendes in der Buchreihe des 7. Doctors haben. Inzwischen gibt es aus dem Hause Big Finish Hörspieladaptionen ausgewählter Bücher des 4. und des 7. Doctors, von denen ich mir zwar nicht alle, aber doch immer mal wieder einige Adaptionen angehört habe und zu denen ich nach und nach ein paar Worte schreiben will.

Die Bücher, und mit ihnen die Adaptionen, mit dem 7. Doctor schreiben die Fernsehserie fort. Dementsprechend reist der Doctor zuerst mit Ace durchs Universum. In Love and War treffen beide auf Bernice Summerfield, kurz Benny. Benny bleibt dem Doctor eine ganze Weile erhalten, auch nachdem Ace die TARDIS verlässt. Später stoßen Chris Cwej und Roz Forrester zum TARDIS-Team. In die Big-Finish-Hörspiele gliedern sich die Büchern grob wie folgt ein: Zuallererst kommen die Hörspiele, in denen die nicht produzierte 27. Staffel adaptiert wurde und worin Raine Creevy zweiter Companion ist. Dann kommen die regulären Hörspiele mit Ace (und ggf. Hex), dann die Bücher mit Ace (später mit Benny, noch später mit Chris und Roz) und dann kommen die Hörspiele, in denen der 7. Doctor allein reist.1

Meine Auswahl der Novel Adaptations folgt keinem besonderen Muster – außer, dass ich die Adaptionen mit dem 4. Doctor auslasse, da ich ihn in den Hörspielen einfach nicht mag. Von den bisher adaptierten Büchern, habe ich mir bisher Love and War (wo Benny das erste Mal den Doctor trifft), Damaged Goods (von RTD, in der Adaption angereichert mit kleinen Anspielungen auf Torchwood) und Theatre of War (der erste Auftritt von Irving Braxiatel, der der Bruder des Doctors ist) zu Gemüte geführt.

Zur Auswertung der einzelnen Hörspiele.


1. Love and War (Paul Cornell, adaptiert von Jacqueline Rayner)

Die TARDIS landet auf einem Planeten namens Heaven. Der Doctor ist auf der Suche nach einem Buch und trifft dabei auf Bernice Summerfield, die dort gerade eine Ausgrabung leitet, während Ace sich mit einer Gruppe Fahrender anfreundet. Doch die vermeintliche Idylle auf Heaven wird gestört von einer Spezies von intelligenten Pilzlebewesen, die für ihre Zwecke Leichen benötigen – und Heaven ist ein Planet, auf den Menschen wie Draconians ihre Toten gebracht haben.

Love and War dreht sich eigentlich um Ace's Vorgeschichte und um ihre Beziehung zum Doctor. Die Handlung mit den Pilz-Aliens ist nur Mittel zum Zweck und dient hauptsächlich dazu, den Doctor als Meister-Manipulator darzustellen und ihn und Ace auseinanderzutreiben. Leider ist die Handlung etwas zu dünn, um das ganze richtig glaubwürdig zu machen und vermutlich kann man dieses Hörspiel nur gut finden, wenn man Ace richtig, richtig mag. Das ist bei mir nicht der Fall, denn sie ist eine von den Problemteenagern, die in den Neunzigern zuhauf das Kinderfernsehen bevölkert haben, und mit diesem Typus Charakter konnte ich mich noch nie anfreunden. Ihre Beziehung mit Jan, einem der Fahrenden, ist mangels Chemie der Darsteller wenig überzeugend, wodurch ein Teil von Ace's Motivation in diesem Hörspiel flöten geht, und etliche Ereignisse sind – vermutlich durch Kürzungen gegenüber dem Buch – gar zu zufälliger Natur, wodurch die betonte Darstellung der Hintertriebenheit des Doctors untergraben wird. Dagegen hätte man erwarten können, dass die Hörspieladaption einen stärkeren Fokus auf Bernice Summerfield legt, denn schließlich ist Benny eine für Big Finish sehr wichtige Figur, aber auch das unterbleibt. Deshalb war mein Hauptgedanke während des Hörspieles "ich hab ja verstanden, was ihr mir sagen wollt, jetzt macht bitte weiter mit der Handlung".

6. Damaged Goods (Russell T Davies, adaptiert von Jonathan Morris)

Die TARDIS landet in einer Plattenbausiedlung mit Sozialwohnungen. Dort wohnt ein Junge, der kurz nach der Geburt von seinem Zwillingsbruder getrennt wurde. Dieser Junge verfügt über gewisse übernatürliche Kräfte, was die N-Form, eine alte Waffe der Time Lords, auf den Plan ruft.

Mit der Handlung von Damaged Goods kann ich mich nicht so recht anfreunden, denn die ist mir zu krampfhaft auf Tragik gebürstet, aber dennoch ist dieses Hörspiel sehr lohnend: Man erkennt sehr, sehr viele Sachen, die später im RTD'schen Doctor Who auftauchen sollten. Da ist natürlich zuerst ein council estate als Handlungsort (und der Familienname Tyler) oder die schiere Existenz von Schwulen (man bedenke, dass Doctor Who seit jeher eine große schwule Fanbase hat, aber trotz dass in den 80ern Altfans die Produktion der Serie übernahmen, konnte sich das nicht offen in der Serie auswirken). Umgekehrt hat man bei Big Finish die Gelegenheit genutzt, Ereignisse aus dem Buch mit Ereignissen aus der neuen Serie zu verbinden – Torchwood und der Last Great Time War werden beide referenziert (mindestens letztere Verbindung zur neuen Serie ist eine Idee von RTD). Allerdings ist Damaged Goods – obwohl schon entschärft im Vergleich zum Buch – eindeutig für Erwachsene geschrieben; der Grundton ist trotz der vielen wiedererkennbaren Elemente ein völlig anderer als in der neuen Serie. Wenn man dieses Hörspiel vorwiegend hört, um den Übergang von der klassischen Serie über die Buchreihe zur neuen Serie nachzuvollziehen, ist es sinnvoll, zusätzlich Doctor Who Forever: Love and War anzukucken (zu finden auf der DVD von The Ark in Space), worin auf die Geschichte der Buchreihen nach Einstellung der klassischen Serie eingegangen wird.

7. Theatre of War (Justin Richards)

Die TARDIS landet auf Menaxus, einem Planeten, der als einzige Sehenswürdigkeit eine Theaterruine zu bieten hat. Während der Doctor und Ace vor Ort bleiben, wird Benny kurzerhand zur Recherche in die Braxiatel Collection geschickt. Dort trifft sie Irving Braxiatel, Namensgeber und Besitzer der Braxiatel Collection.

Ich habe Theatre of War mit viel Vorfreude erwartet, denn das ist ein Hörspiel, in dem man endlich auf direkte Interaktion zwischen dem Doctor und Brax hoffen kann2. Ich wurde nicht nur in dieser Hinsicht nicht enttäuscht. Wie für Justin Richards typisch, hat Theatre of War eine Handlung, die nicht unnötig verkompliziert ist, und deshalb kann man sich aufs richtig wichtige konzentrieren: Bennys erstes Treffen mit Brax.3 Der wird in ihrem Leben noch eine wichtige und teilweise unrühmliche Rolle spielen und auch in Gallifrey ist Brax eine nicht ganz unwichtige Figur – und er wird von Miles Richardson gespielt, der Brax einfach so draufhat, dass es eine reine Freude ist, den Szenen mit Brax zu lauschen. Natürlich wird im Hörspiel selbst nicht auf das Verwandtschaftsverhältnis zwischen Brax und dem Doctor eingegangen, aber im Gegensatz zum Buch gibt es diesmal eine Szene zwischen den beiden. Da Brax beteiligt ist, muss es natürlich zwei bis drei Twists in der Handlung geben und ich kann mir die Schadenfreude nicht verkneifen, dass der 7. Doctor, der so gerne den Meister-Manipulator gibt, diesmal selber von den Machenschaften von Brax überrumpelt wird.

  1. Genaugenommen ist die Sache spätestens an dem Punkt, an dem Benny die TARDIS verlässt, in Bezug auf Big Finish deutlich vertrackter, denn von den Büchern ausgehend, die erstmal ohne den Doctor und nur mit Benny fortgesetzt wurden, hat Big Finish wie erwähnt eine Hörspielserie mit Benny produziert. In den letzten Boxsets von Benny spielen auch Ace und der Doctor wieder mit, und Ace wiederum ist teilweise in die Gallifrey-Serie migriert, die ihrerseits eher parallel zum 8. Doctor läuft. Wie das für Ace und für Benny zusammenpasst ist einigermaßen klar, aber wie die verschiedenen Reihen in Bezug auf das Leben des Doctors zusammenpassen – da wirds dann kompliziert. Weil das immer noch nicht reicht, taucht Raine Creevy nochmal in UNIT: Dominion auf, was gegen Ende des Lebens des 7. Doctors spielt. Und selbst das ist nicht kompliziert genug, weshalb Bernice Summerfield in Big Bang Generation auf den 12. (!) Doctor trifft. []
  2. Prinzipiell gab es schon einmal ein Hörspiel mit reichlich Interaktion zwischen Brax und dem Doctor, nämlich Disassembled aus der Gallifrey-Serie. Allerdings war das ein paralleler 6. Doctor, der seinem Bruder nach dem Leben trachtete. []
  3. Zumindest aus Bennys Perspektive. Eigener Aussage zufolge (in Many Happy Returns) kann sie sich nicht mehr daran erinnern, wie genau sie Brax kennengelernt hat, aber sie kann sich noch gut erinnern, wie er sie das erste mal für die Braxiatel Collection engagieren wollte, nämlich während eines Strandurlaubes kurz nach der normannischen Invasion in England. Brax ist aus seiner Perspektive Benny das erste Mal in Disassembled bzw. dem Buch Dragon's Wrath begegnet – die Szene ihres ersten Treffens in Dragon's Wrath (dem Buch) kam in der Hörspieladaption von Dragon's Wrath nicht vor (weil Brax in der Adaption nicht vorkam), weshalb diese Szene in der Big-Finish-Kontinuität in Disassembled nachgeholt wurde. []
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