Children of Earth
Im Original hatte Children of Earth unter anderem deshalb einen so einschlagenden Erfolg, weil alle fünf Folgen innerhalb von fünf Tagen ausgestrahlt wurden. Das ist nicht nur deshalb sinnvoll, weil somit kaum jemand dem Phänomen Torchwood entgehen konnte, sondern auch weil jede Folge einen Wochentag darstellt. Hierzulande erstreckt sich die Ausstrahlung über 5 Wochen, was zwar den Nachteil hat, dass man ein Woche auf die nächste Folge warten muss, andererseits befindet man sich nicht 5 Tage hintereinander im Ausnahmezustand (man glaubt ja gar nicht, wie lang 23 Stunden sein können). Zwischen der zweiten und der dritten Staffel fanden noch vier Hörspiele statt, die zwar nicht zum Verständnis nötig sind, aber manche Entwicklungen etwas schöner und detaillierter erklären. Children of Earth habe ich in der englischen Erstausstrahlung gesehen, die auf BBC One gesendet wurde. Dieser Auswertung liegt die deutsche Variante zu Grunde. Mit dieser Staffel habe ich meine Skepsis Torchwood gegenüber überwunden und sehe diese Serie ab der dritten Staffel um ihrer selbst willen und nicht mehr, weil Torchwood eben zum Whoniversum gehört.
In der provisorischen Auswertung von Children of Earth habe ich mich schon ausführlich darüber ausgelassen, was für ein tolles Stück Fernsehen diese Staffel ist – die allgemeine Lobhudelei möge man also dort nachlesen. Wie auch schon in den bis dato besten Folgen von Torchwood (die nicht für fünf Pfennig an Children of Earth ranreichen können) steht Team Torchwood auch hier wieder hilflos der Bedrohung gegenüber. Es gibt zwar ein Monster of the Week, das es in sich hat, aber die eigentlichen Monster sind später nicht mehr die Aliens. Damit wird man zum ersten Mal in der Geschichte dieser Serie dem Anspruch gerecht, Doctor Who für Erwachsene zu sein – die hier angesprochenen Themen könnten so schlichtweg niemals in Doctor Who dargestellt werden. Überdies werden in den letzten beiden Folgen reihenweise Doctor-Who-Handlungsschemata demontiert. Obwohl (mit Ausnahme der zweiten Folge) überwiegend auf Filmblut verzichtet wird, ist Children of Earth also für Kinder und jüngere Jugendliche absolut ungeeignet.
Ein besonderes Lob möchte ich für die Synchro aussprechen. Da bin ich als jemand, der am liebsten die Originalversionen sieht, normalerweise kaum zufriedenzustellen. Im Gegensatz zu den ersten beiden Staffeln, wo man ein paar Mal etwas schlampig war, hat man sich in der deutschen Variante von Children of Earth sehr genau an die Vorlage gehalten und die unvermeidbaren freieren Übertragungen sehr passend gewählt. Selbst die Sache mit der Sprache, die die Kinder unter Einfluss des Aliens sprechen, hat man recht gekonnt umschifft, obwohl gerade an dieser Stelle eine Übersetzung sehr tückisch ist. Man hat es sogar geschafft, die Sprechweise von Frobisher und Clem sehr gut im Deutschen darzustellen. Gerade bei diesen beiden Personen ist das ganz wichtig, da sie einerseits ziemlich bedeutend für die Handlung sind und zum anderen von Peter Capaldi bzw. Paul Copley unwahrscheinlich toll dargestellt werden – da wäre es einfach schade, wenn etwas von der Faszination, die von diesen beiden Figuren ausgeht, verloren ginge. Daneben kann RTLII mit Recht stolz darauf sein, dass man die ungekürzte BBC-Fassung ausstrahlt. Man hat sich also allerorten richtig Mühe gegeben. Eine andere Behandlung hat dieses Meisterwerk aber auch nicht verdient.
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Torchwood: Fragments
In der zweiten Staffel hat man die Figuren weitestgehend konsistent charakterisiert, abgesehen von Gwen und teilweise Jack (sofern man Doctor Who hinzuzieht) ist aber kaum etwas über die Hintergründe der Protagonisten bekannt. Deshalb zeigt man nun kurz vor knapp, wie die einzelnen Teammitglieder zu Torchwood gekommen sind. Die Teilepisoden stehen komplett für sich alleine; die spärliche Rahmenhandlung dient als Auftakt zum Staffelfinale.
Jacks Geschichte setzt relativ kurz nachdem er vom Doctor zurückgelassen wurde ein. Seine große Klappe sorgt dafür, dass Torchwood Cardiff auf ihn aufmerksam wird und ihn zwangsrekrutiert. Da ihm prophezeit wird, dass er noch über ein Jahrhundert lang auf den Doctor warten muss, stimmt er schlussendlich eher widerwillig dem Jobangebot bei Torchwood zu. Es folgt eine kleine Geschichtsstunde zu Torchwood 3 (die Geschichte von Torchwood 1 ist bereits aus Doctor Who bekannt). Dabei wird erklärt, worin dieser leidige Im 21. Jh. wird sich alles ändern
-Spruch1 seinen Ursprung hat: Jacks Vorgänger (mit dem er sich bedeutend besser versteht als mit den beiden Furien vom Anfang) hat in der Silvesternacht 1999 das komplette Personal von Torchwood Cardiff erschossen, weil im 21. Jahrhundert schreckliche Dinge geschehen werden.
Toshs Geschichte zeigt, wie sie von Jack aus der Gefangenschaft bei UNIT geholt wird. Sie gelangte dort hin, weil sie erpresst wurde und deshalb ein gefährliches Gerät nach einem streng geheimen Bauplan zusammengesetzt hat. UNIT hat sie bei nicht viel mehr als Wasser und Brot gehalten, weshalb Tosh Jacks Angebot annimmt.
Ianto versucht nach der Schlacht um Canary Wharf verzweifelt, einen Job bei Torchwood 3 zu bekommen, da dies die letzte verbliebene arbeitsfähige Torchwoodfiliale ist. Dabei entwickelt er sich regelrecht zu einem Stalker von Jack. Er setzt zunächst erfolglos seine Geheimwaffe Kaffee ein, kann Jack jedoch bei einer gemeinsamen Pterodactylus-Jagd von sich überzeugen.
Owen war nicht immer das zynische Arschloch, das wir kennen und lieben, sondern hat früher als aufstrebender Arzt in einer glücklichen Beziehung gelebt. Seine Verlobte infizierte sich jedoch mit einem parasitischen Alien, das ihr Gehirn befiel. Als der vermeintliche Tumor entfernt werden soll, sterben alle Anwesenden und auch Owens Verlobte an einem Gas, das vom Alien ausgestoßen wird, weil es sich angegriffen fühlt. Daraufhin erscheint Jack im OP und klärt Owen über die Geschehnisse auf. Kurze Zeit später wird Owen von Jack für Torchwood angeworben.
Zu Beginn der Einzelepisoden können wir Jack nochmal in Flirtlaune erleben, was natürlich immer eine Freude ist. Dass er sich unter der Fuchtel zweier sehr wehrhafter Frauen wiederfindet, ist ebenfalls ein großer Spaß für uns Zuschauer. Außerdem wird hier bestätigt, dass Jack in den Doctor verschossen ist, was man als Doctor-Who-Fan sowieso schon immer geahnt hat. Der kurze Abriss zur Geschichte von Torchwood Cardiff war, wie so vieles in dieser Folge, längst überfällig. Zum damaligen Zeitpunkt war das sicher noch nicht angedacht, aber die Prophezeiung von Jacks Vorgänger lässt sich wunderbar auf die dritte Torchwood-Staffel ummünzen. Toshs Hintergrundgeschichte ist vor allem in Hinsicht auf UNIT interessant. Wie es sich schon in gewissem Maße in den Hörspielen von Big Finish und den neuen Doctor-Who-Folgen angedeutet hat, ist UNIT um einiges brutaler geworden, verglichen mit den Zeiten, in denen der Brigadier noch aktiv war. Iantos Handlungsstrang ist sicherlich zum Teil von der reichlich vorhandenen Fanfiction inspiriert, denn was sonst soll der Grund dafür sein, dass Iantos Kaffeekochkünste und der Ptero darin eingebaut wurden. An sich ist die Flugsaurier-Jagd eine der witzigsten Szenen von Torchwood, sie erscheint aber in einem ganz anderen Licht, wenn man sich die Ereignisse aus Cyberwoman in Erinnerung ruft. Wahrscheinlich ist Iantos Geschichte ein letzter verzweifelter Versuch, den Handlungsfaden um die Cyberwoman im Nachhinein in einem nicht ganz so schlechten Licht dastehen zu lassen. Owens Geschichte ist in meinen Augen die schönste Episode, da sie so wunderbar traurig ist. Ich finde ihn zwar auch als zynisches Arschloch herrlich, aber richtig toll ist Owen in den ruhigen, traurigeren Episoden wie Out of Time, A Day in the Death und eben Fragments. Einzig Suzies Geschichte hat gefehlt. Suzie hatte zwar nur zwei Auftritte, war aber trotzdem eine so interessante Figur, dass ich auch ihre Geschichte gerne gesehen hätte.
- Aus Last of the Time Lords wurde eine herrliche Szene rausgeschnitten: Als Jack in Cardiff abgeladen wird, erzählt er dem Doctor und Martha diesen ganzen Psalm mit
21st century … everything changes
. Der Doctor fragt, was das bedeuten soll, worauf Jack nur (sinngemäß) mitWeiß ich auch nicht so recht, klingt aber gut
antworten kann. [⇑]
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Torchwood: Children of Earth (provisorische Auswertung)
Children of Earth ist die dritte Staffel von Torchwood. Die fünf Folgen werden innerhalb von fünf Tagen gesendet – was auch sehr gut ist, die 24 Stunden bis zur nächsten Folge sind nämlich schon mehr als zu lang angesichts dieses Cliffhangers. Man verzeihe mir, wenn ich momentan etwas konfus schreibe, aber: Alter Falter. Hätte ich nicht gedacht, dass Russel T Davies (abgekürzt RTD) noch sowas geiles schreiben kann, wo die letzten Specials von Doctor Who ja doch eher nicht ganz so toll waren, verglichen mit dem, was man sonst gewohnt ist. Die erste Folge war urst witzig, viehisch spannend und voller Überraschungen. Und natürlich wesentlich komplexer, als eine normale Torchwood-Folge. Das ist der Vorteil einer kurzen Staffel, deren Story zusammenhängend erzählt werden kann. Meine Fresse, ich bin ganz platt. Hoffentlich wird das jetzt nicht schlechter. Eine genauere Auswertung kommt dann nach Genuss aller Folgen, ich glaub, alles andere wäre sonst zu Spoiler-haltig.
So, jetzt hat RTD es geschafft. Ich bin ein nervliches Wrack, angesichts dieses Cliffhangers und überhaupt angesichts dieser Folge. Sowas beklemmendes hab ich im Whoniverse noch nicht gesehen. OK, Midnight ist auch beklemmend, aber Day Four ist viel schlimmer, da tatsächlich realistisch. Jetzt ist Torchwood wirklich Doctor Who für Erwachsene, denn das könnte man in Doctor Who einfach nicht machen, das wär zu hart. Kein Blut oder dergleichen, einfach nur unglaublich kaltherzige, grausame Schreibtischtäter. Und dann hat RTD mal wieder sein liebstes Hobby ausgelebt: Charaktere umgebringen, die der Zuschauer liebgewonnen hat. Mit anderen Worten: Die Folge war genial. Ich hatte anfangs ernsthafte Befürchtungen, dass Children of Earth irgendwann abfällt, aber das tut es einfach nicht. Jetzt bin ich noch gespannt, ob ich mit meinem Tipp richtig liege, welche Aliens das sind (unsympathische Gasatmosphäre als Lebensraum, Extremitäten, die Krabbenscheren sein könnten... klingelt es bei den Kundigen?). Aufgrund widriger äußerer Umstände (Konzert von Farin Urlaub) kann ich Day Five dummerweise erst Sonnabend sehen, also erst in ca. 32 Stunden und nicht in 22. Ich geh krachen. Bisher lässt sich Children of Earth also mit einem brilliant fantastic zusammenfassen, um mal einen bekannten Zeitreisenden zu zitieren. Meine Angst vor der letzten Folge nimmt aber stetig zu. Ich hab keine Ahnung, wie die aus der Scheiße rauskommen wollen, bzw. wie es danach mit Torchwood überhaupt weitergehen soll. Womöglich packt RTD den Reset Button aus (sähe ihm ähnlich), Womöglich zieht er jetzt alles knallhart durch (sieht ihm auch ähnlich). Auf jeden Fall gibt es mehr als genug Möglichkeiten, Day Five in den Sand zu setzen, und sei es "nur" durch RTDs üblichen Hang zum Bombast in Staffelfinalen.
Kurz nach Genuss der letzten Folge muss ich sagen: Genial. Vor allem: Kein Resetbutton. Das seh ich zwar auch mit einem weinenden Auge – die britische Taschentuchindustrie dürfte diese Woche ein kräftiges Umsatzplus eingefahren haben – aber für die Story war das natürlich genau das richtige. Torchwood kann nach dieser Staffel ad acta gelegt werden, weil die letzte Szene richtig schön abschließend war und Children of Earth gleichzeitig so ein Meisterwerk ist, dass das hier einfach nicht zu toppen ist. Die Darreichungsform als Miniserie war Gold wert, in einer Staffel mit Einzelfolgen hätte sowas gar nicht funktioniert und auf mehr Folgen hätte man die Handlung auch nicht strecken können. Einfach nur genial. Irgendwann war auch nicht mehr das Alien das erschreckende, sondern die Menschen. Das war streckenweise extrem harter Tobak. Also einfach nur genial, und ich bin jetzt sogar mit RTD versöhnt, auch wenn ich nicht glaube, dass er bei Doctor Who auf den Staffel-/Ära-End-Bombast verzichten will. Auf jeden Fall hat der Mann bewiesen, dass er auch anders kann, als man es von ihm erwartet. Ich bin ja sonst große Verehrerin von Steven Moffat, aber sowas hätte der Großmeister nicht schreiben können. Erstmal gab es RTD-typisch sehr bewegende Todesszenen liebgewonnener Figuren (ja, ich habe sogar ein Tränchen wegen Frobisher verdrückt) und zum anderen ist Moffats Grusel zwar extrem effektvoll, aber letztenendes harmlos. Ich bin immer noch geplättet und muss zur Beruhigung erstmal ein Kochrezept posten.
Update: Die richtige Auswertung von Children of Earth (oder Kinder der Erde, wie es auf Deutsch heißt) findet sich hier.
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Torchwood: Kiss Kiss, Bang Bang
Perfektes Popcorn-Fernsehen, "Menschen, Tiere, Explosionen" möchte man fast sagen. Die Eingangssequenz mit der Verfolgungsjagd ist direkt zum niederknien (die Omma rockt!), danach geht es weiter mit einem herrlich überdrehten Bösewicht, dargestellt von James Marsters (erfreulicherweise von seinem bereits aus Buffy bekannten Synchronsprecher gesprochen). Die Handlung ist eigentlich nicht viel dicker als ein Blatt Papier, aber die Darreichungsform ist dafür umso umwerfender.
Während Rest-Torchwood ein Alien verfolgt, taucht mir nichts, dir nichts Jack Harkness ohne ein Wort der Erklärung wieder in Cardiff auf. Kurz nach ihm trifft John Hart, ein Ex-Kollege und abgelegter Liebhaber von Jack, ein. Er drängt sich Torchwood auf, dessen Hilfe er bei der Suche nach einem Diamanten in Anspruch nehmen will, wovon Jack aus gutem Grund gar nicht begeistert ist.
Hier sieht man endlich den Humor und die Lockerheit, die Torchwood in der ersten Staffel gefehlt hat. Die "erwachsenen" Themen (=Sex und Gewalt) gibt es immer noch zu Hauf, sie werden aber um einiges angenehmer und/oder stylischer dargestellt. Anfang der letzten Staffel z.B. gab es Blut, das aus Halsschlagadern spritzte, jetzt hat man sich auf eine Kneipenschlägerei (aber was für eine!) beschränkt. Der Sex wird vermehrt über charmante schlüpfrige Witzchen (die ich schon bei Jacks Auftritten an der Seite des Doctors geliebt habe) in die Folge gebracht. Auch sonst kann die in dieser Episode eingeschlagene Entwicklung gerne weitergehen, denn die Darsteller haben in der ersten Staffel leider manchmal nur mit halbem Arsch gespielt. In diesem Feuerwerk von Episode sind dagegen alle mit Elan dabei.
Bei der Charakterisierung der Hauptfiguren startet man scheinend nochmal bei Null. Jack wirkt deutlich gelöster und zufriedener, als er zurückkommt, obwohl er andeutet, dass ihn das Jahr, das niemals war, ziemlich mitgenommen hat. Die Torchwoodmitarbeiter (und der reine Torchwood-Fan) erfahren aber nichts genaueres über seinen Verbleib1,2. Jacks Kollegen haben sich derweil zusammengerauft und funktionieren tatsächlich als Team: Alle wissen, was sie zu tun haben und sind dabei auch noch erstaunlich kompetent. Ianto hat plötzlich Selbstbewusstsein und ne Menge Humor, seine Weinerlichkeit ist verschwunden und er darf jetzt mit zu den Einsätzen fahren. Tosh ist ein nicht mehr ganz so schüchternes Reh und steht anscheinend nicht mehr so sehr im Schatten der anderen. Mein Liebling Owen hat sich vorgenommen, solide zu werden und ignoriert dabei die arme Tosh völlig, die nämlich ein klein wenig in ihn verschossen ist. Am auffälligsten ist Gwens Charakteränderung, sie legt nämlich plötzlich Führungsqualitäten an den Tag und ist nicht mehr die, die alles falsch macht, was man falsch machen kann. Außerdem hat sie Jack mit der Verlobung ernsthaft geschockt. Mein kleines Highlight der Folge ist jene Szene, in der Jack Ianto nach einem Date fragt, was ihm sichtlich schwerfällt. Iantos Mischung aus Ignoranz gegenüber Jacks Bemühungen und ein wenig Rotwerden (im übertragenen Sinne) ist einfach hinreißend. Ansonsten schwanken die Szenen zwischen arschcool (wenn Captain John anwesend ist) oder überraschend humorvoll. Ein wenig sauer stößt mir lediglich auf, dass das Rift die Zeit rückgängig machen kann. Darüber habe ich mich schon in End of Days geärgert, aber ich muss mich wohl dran gewöhnen. Zum Schluss gibt es wieder eine Andeutung über Jacks Vergangenheit, die diesmal jedoch auch für den Doctor-Who-Fan mysteriös ist.
- Fragt sich, was Jack zwischen dem Ende von Last of the Time Lords und dem Beginn von Kiss Kiss, Bang Bang gemacht hat. Jack kommt nämlich noch bei Tageslicht in Cardiff an. [⇑]
- Das restliche Torchwood-Team wurde, wie in Doctor Who erwähnt, zwischen den beiden Torchwood-Staffeln von Harold Saxon in den Himalaya geschickt. [⇑]
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Torchwood: Captain Jack Harkness
Captain Jack Harkness kommt von allen Folgen der ersten Staffel der Stimmung der Mutterserie am nächsten. Die Folge ist wunderbar timey wimey und überhaupt ruft das Jahr 1941 bei den meisten Fans schöne Erinnerungen an gruselige kleine Kinder mit Gasmasken und Jacks ersten Auftritt im Whoniversum vor. Dazu kommt, dass in dieser Episode ein Teil der Vorgeschichte von Jack erkundet wird, von dem man auch als Doctor-Who-Fan noch nichts so richtig wusste1: Hier wird der Mann vorgestellt, dessen Identität Jack in seiner Zeit als freischaffender Betrüger angenommen hat.
Jack und Tosh wollen Geistererscheinungen in einem Ballsaal untersuchen. Unversehens landen sie durch eine Zeitanomalie bei einem Tanzabend im Jahr 1941. Dort lernen sie den Mann kennen, dessen Namen und Identität Jack einst angenommen hat. Gwen fährt derweil in unserer Zeit zu dem verlassenen Ballsaal, wo sie einen Mann findet, der beunruhigenderweise in der Zeit zu reisen scheint.
Für Jack war der Zweite Weltkrieg eine sehr prägende Phase. Seine Begeisterung, plötzlich wieder in dieser Zeit gelandet zu sein, war deshalb schön anzusehen. Reine Torchwood-Fans könnte diese Folge auf eine falsche Fährte locken, denn Jacks Aussagen erwecken womöglich eher den Eindruck, er stamme aus dem zweiten Weltkrieg (allerdings gab es schon in Out of Time die Bemerkung, dass er in der Zukunft geboren ist). Mir als Doctor-Who-Fan ging regelrecht das Herze auf angesichts der vielen unauffälligen Anspielungen auf Jacks Reisen mit dem Doctor – das fängt an mit der Selbstverständlichkeit, mit der sich der zeitreiseerfahrene Jack an die lokalen Gegebenheiten anpasste, ging weiter der verschlüsselten Erwähnung von Jacks Rettung durch Rose und hört auf mit den dicken Kabeln, die unter dem Fußboden rausgeholt wurden und dem sich auf- und abbewegenden Teil der Rift-Maschine, was an die Mittelsäule der TARDIS-Konsole erinnert2. Obwohl hier ganz klar Jack im Mittelpunkt steht, ist auch der Rest vom Team in die Handlung eingebunden, allen voran Tosh, die unvorbereitet eine Zeitreise mitmacht (und eine wahrhaft popelige Gleichung an ihre Kollegen in der Zukunft übergeben muss). Interessanterweise teilt sie im Nachhinein das Schicksal vieler Companions des Doctors: Obwohl die Zeitreise nicht ganz ungefährlich war, fand sie diesen Einblick in eine andere Welt wunderschön. Auch Gwen, die sich bisher nicht immer duch übermäßige Kompetenz hervorgetan hat, leistet gute Arbeit. Nicht zuletzt ist Bilis Manger als Gegenspieler herrlich undurchsichtig. Allerdings sind die Gegenwartsszenen mit Owen und Ianto wieder so krampfig-dramatisch, weshalb Captain Jack Harkness nur eine größtenteils und nicht uneingeschränkt schöne Folge ist.
- Wir erinnern uns (oder eben nicht): Jack gibt im Jahr 1941 Rose gegenüber vor, ein amerikanischer Freiwilliger bei der Royal Air Force zu sein. Sie entlarvt das schnell als Lüge, schließlich befinden sich die beiden zu diesem Zeitpunkt in Jacks unsichtbaren Raumschiff, welches an Big Ben vertäut ist (dazu Jack:
First rule of active camouflage: park somewhere you'll remember
). Der Doctor bemerkt u.a. an Jacks Bewaffnung und seinem Kommentar, dass sein früherer Arbeitgeber die Time Agency war, dass Jack aus dem 51. Jh. stammt. Das legt nahe, dass er auch kein Amerikaner ist, was in den späteren Staffeln beider Serien bestätigt wird. Die Tarnung als zeitgenössischer Soldat dient dazu, seinen Schwarzhandel mit Alienartefakten (die in Wirklichkeit nur Weltraumschrott sind) vor den Einheimischen zu verbergen. Nachdem er das Geld erhalten hat und bevor der Kunde genau weiß, was er da gekauft hat, wird das angespriesene Artefakt von einer deutschen Bombe zerstört, sodass der Kunde nicht merken kann, dass er betrogen wurde –the perfect self-cleaning con
. Pompeji wäre laut Jack dafür zwar auch ganz gut geeignet, aber London während der Luftangriffe wäre einfach praktischer, weil man nicht so höllisch aufpassen müsste, wann der Vulkan ausbricht. Im Zuge der Rettung der Welt vor Gasmaskenzombies fliegt sein Raumschiff in die Luft und Jack reist mit dem Doctor und Rose weiter. Ob Jack Harkness überhaupt sein richtiger Name ist, bleibt bis zu dieser Torchwood-Folge offen. [⇑] - Sogar ein Vote-Saxon-Poster konnte man erblicken. Das ist bemerkenswert angesichts der Tatsache, dass sich dieses Poster auf den losen Handlungsbogen der 3. Staffel von Doctor Who bezieht. Erst ein halbes Jahr später wurde Last of the Time Lords gesendet, wo geklärt wird, wer Harold Saxon ist. Noch vor Captain Jack Harkness wurde Saxon allerdings schon in The Runaway Bride und Love & Monsters erwähnt. [⇑]
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Torchwood und Doctor Who
Den bevorstehenden Deutschlandstart von Torchwood (mittwochs gegen 22 Uhr auf RTLII, ab dem 11. März) nehme ich mal zum Anlass, ein wenig Werbung für Doctor Who zu machen: Wenn einem Torchwood gefällt, sollte man Doctor Who kucken, das ist nämlich toll. Wenn einem die ersten beiden Torchwood-Staffeln nur so halb gefallen und man sich mehrfach fragt "Hä?", dann sollte man Doctor Who kucken, denn dort erfährt man ein paar Hintergründe zum Serienuniversum von Torchwood. Wenn einem Torchwood gar nicht gefällt, sollte man Doctor Who kucken, denn das ist anders als Torchwood und, wie schon erwähnt, toll. Man hat als Fan von Doctor Who also ein wenig Vorwissen für Torchwood, bspw. ist man wesentlich unempfindlicher, wenn es mal etwas timey wimey wird, wie etwa gegen Ende der ersten Torchwood-Staffel. Andererseits wird man schmerzlich feststellen, dass es mehr Spaß macht, wenn der Doctor durch lange Flure rennt – aber der hat ja auch schon ein paar Jährchen mehr Erfahrung mit der Materie als Jacks Trüppchen.
Einige Gespräche und Sachverhalte der ersten beiden Torchwood-Staffeln erschließen sich mit dem entsprechenden Vorwissen aus Doctor Who wesentlich leichter bzw. man versteht sie überhaupt erstmal. In Großbritannien wird vermutlich einfach vorausgesetzt, dass man die Anspielungen erkennt, denn die Quoten von Doctor Who schwanken dort zwischen 30 und 50(!)%. Die wichtigsten Punkte wären:
- Man kennt Jacks Vorgeschichte.
- Man weiß, was dieser Riss ist, was man damit machen kann, und wer schon alles dran rumgepfuscht hat.
- Man hat einen kurzen geschichtlichen Exkurs zum Thema Torchwood-Institut hinter sich.
- Man weiß, wem die eingelegte Hand gehört, wieso Jack sich so rührend um sie kümmert und was mit ihr später außerhalb von Torchwood passieren wird.
- Man weiß, was an der Stelle, an der sich jetzt der unsichtbare Lift befindet, geparkt hat.
- Man weiß, wohin Jack am Ende der ersten Staffel abhaut.
- Man kennt Martha – zu Gast bei Torchwood in der 2. Staffel – und weiß, woher Jack sie kennt. Und man kann den Gesprächen der beiden besser folgen.
Wenn man Willens ist, einen kleinen Crashkurs zu absolvieren, kann man die meisten Punkte mit ein bis zwei Folgen oder Doppelfolgen abhandeln. Jack taucht zuerst in den fünf letzten Folgen der ersten (neuen) Staffel von Doctor Who auf, damals an der Seite des 9. Doctors. In der zweiten Staffel – jetzt mit dem 10. Doctor – begegnet man immer wieder dem Begriff Torchwood
, das ganze hat aber nur begrenzt mit Torchwood 3 (= Serien-Torchwood) zu tun. Ab der dritten Staffel läuft Torchwood mit den Teilen von Doctor Who, die auf der Erde und in unserer Zeit spielen (wie gesagt, timey wimey), zeitlich halbwegs parallel mit Überschneidungen jeweils zum Staffelende von Doctor Who.
Um einfach nur Jack in Höchstform kennenzulernen, reicht es aus, die Folgen The Empty Child / The Doctor Dances und Utopia1 zu sehen. Jack in Doctor Who ist nämlich (zumindest vor Children of Earth) einer der liebenswertesten und anhimmelungswürdigsten Charaktere der gesamten Fernsehgeschichte, was in diesen Folgen besonders deutlich wird.
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