Dienstag, 16. Juni 2009

Torchwood: Kiss Kiss, Bang Bang

Perfektes Popcorn-Fernsehen, "Menschen, Tiere, Explosionen" möchte man fast sagen. Die Eingangssequenz mit der Verfolgungsjagd ist direkt zum niederknien (die Omma rockt!), danach geht es weiter mit einem herrlich überdrehten Bösewicht, dargestellt von James Marsters (erfreulicherweise von seinem bereits aus Buffy bekannten Synchronsprecher gesprochen). Die Handlung ist eigentlich nicht viel dicker als ein Blatt Papier, aber die Darreichungsform ist dafür umso umwerfender.

Während Rest-Torchwood ein Alien verfolgt, taucht mir nichts, dir nichts Jack Harkness ohne ein Wort der Erklärung wieder in Cardiff auf. Kurz nach ihm trifft John Hart, ein Ex-Kollege und abgelegter Liebhaber von Jack, ein. Er drängt sich Torchwood auf, dessen Hilfe er bei der Suche nach einem Diamanten in Anspruch nehmen will, wovon Jack aus gutem Grund gar nicht begeistert ist.

Hier sieht man endlich den Humor und die Lockerheit, die Torchwood in der ersten Staffel gefehlt hat. Die "erwachsenen" Themen (=Sex und Gewalt) gibt es immer noch zu Hauf, sie werden aber um einiges angenehmer und/oder stylischer dargestellt. Anfang der letzten Staffel z.B. gab es Blut, das aus Halsschlagadern spritzte, jetzt hat man sich auf eine Kneipenschlägerei (aber was für eine!) beschränkt. Der Sex wird vermehrt über charmante schlüpfrige Witzchen (die ich schon bei Jacks Auftritten an der Seite des Doctors geliebt habe) in die Folge gebracht. Auch sonst kann die in dieser Episode eingeschlagene Entwicklung gerne weitergehen, denn die Darsteller haben in der ersten Staffel leider manchmal nur mit halbem Arsch gespielt. In diesem Feuerwerk von Episode sind dagegen alle mit Elan dabei.

Bei der Charakterisierung der Hauptfiguren startet man scheinend nochmal bei Null. Jack wirkt deutlich gelöster und zufriedener, als er zurückkommt, obwohl er andeutet, dass ihn das Jahr, das niemals war, ziemlich mitgenommen hat. Die Torchwoodmitarbeiter (und der reine Torchwood-Fan) erfahren aber nichts genaueres über seinen Verbleib1,2. Jacks Kollegen haben sich derweil zusammengerauft und funktionieren tatsächlich als Team: Alle wissen, was sie zu tun haben und sind dabei auch noch erstaunlich kompetent. Ianto hat plötzlich Selbstbewusstsein und ne Menge Humor, seine Weinerlichkeit ist verschwunden und er darf jetzt mit zu den Einsätzen fahren. Tosh ist ein nicht mehr ganz so schüchternes Reh und steht anscheinend nicht mehr so sehr im Schatten der anderen. Mein Liebling Owen hat sich vorgenommen, solide zu werden und ignoriert dabei die arme Tosh völlig, die nämlich ein klein wenig in ihn verschossen ist. Am auffälligsten ist Gwens Charakteränderung, sie legt nämlich plötzlich Führungsqualitäten an den Tag und ist nicht mehr die, die alles falsch macht, was man falsch machen kann. Außerdem hat sie Jack mit der Verlobung ernsthaft geschockt. Mein kleines Highlight der Folge ist jene Szene, in der Jack Ianto nach einem Date fragt, was ihm sichtlich schwerfällt. Iantos Mischung aus Ignoranz gegenüber Jacks Bemühungen und ein wenig Rotwerden (im übertragenen Sinne) ist einfach hinreißend. Ansonsten schwanken die Szenen zwischen arschcool (wenn Captain John anwesend ist) oder überraschend humorvoll. Ein wenig sauer stößt mir lediglich auf, dass das Rift die Zeit rückgängig machen kann. Darüber habe ich mich schon in End of Days geärgert, aber ich muss mich wohl dran gewöhnen. Zum Schluss gibt es wieder eine Andeutung über Jacks Vergangenheit, die diesmal jedoch auch für den Doctor-Who-Fan mysteriös ist.

  1. Fragt sich, was Jack zwischen dem Ende von Last of the Time Lords und dem Beginn von Kiss Kiss, Bang Bang gemacht hat. Jack kommt nämlich noch bei Tageslicht in Cardiff an. []
  2. Das restliche Torchwood-Team wurde, wie in Doctor Who erwähnt, zwischen den beiden Torchwood-Staffeln von Harold Saxon in den Himalaya geschickt. []
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Sonntag, 31. Mai 2009

Torchwood: Captain Jack Harkness

Captain Jack Harkness kommt von allen Folgen der ersten Staffel der Stimmung der Mutterserie am nächsten. Die Folge ist wunderbar timey wimey und überhaupt ruft das Jahr 1941 bei den meisten Fans schöne Erinnerungen an gruselige kleine Kinder mit Gasmasken und Jacks ersten Auftritt im Whoniversum vor. Dazu kommt, dass in dieser Episode ein Teil der Vorgeschichte von Jack erkundet wird, von dem man auch als Doctor-Who-Fan noch nichts so richtig wusste1: Hier wird der Mann vorgestellt, dessen Identität Jack in seiner Zeit als freischaffender Betrüger angenommen hat.

Jack und Tosh wollen Geistererscheinungen in einem Ballsaal untersuchen. Unversehens landen sie durch eine Zeitanomalie bei einem Tanzabend im Jahr 1941. Dort lernen sie den Mann kennen, dessen Namen und Identität Jack einst angenommen hat. Gwen fährt derweil in unserer Zeit zu dem verlassenen Ballsaal, wo sie einen Mann findet, der beunruhigenderweise in der Zeit zu reisen scheint.

Für Jack war der Zweite Weltkrieg eine sehr prägende Phase. Seine Begeisterung, plötzlich wieder in dieser Zeit gelandet zu sein, war deshalb schön anzusehen. Reine Torchwood-Fans könnte diese Folge auf eine falsche Fährte locken, denn Jacks Aussagen erwecken womöglich eher den Eindruck, er stamme aus dem zweiten Weltkrieg (allerdings gab es schon in Out of Time die Bemerkung, dass er in der Zukunft geboren ist). Mir als Doctor-Who-Fan ging regelrecht das Herze auf angesichts der vielen unauffälligen Anspielungen auf Jacks Reisen mit dem Doctor – das fängt an mit der Selbstverständlichkeit, mit der sich der zeitreiseerfahrene Jack an die lokalen Gegebenheiten anpasste, ging weiter der verschlüsselten Erwähnung von Jacks Rettung durch Rose und hört auf mit den dicken Kabeln, die unter dem Fußboden rausgeholt wurden und dem sich auf- und abbewegenden Teil der Rift-Maschine, was an die Mittelsäule der TARDIS-Konsole erinnert2. Obwohl hier ganz klar Jack im Mittelpunkt steht, ist auch der Rest vom Team in die Handlung eingebunden, allen voran Tosh, die unvorbereitet eine Zeitreise mitmacht (und eine wahrhaft popelige Gleichung an ihre Kollegen in der Zukunft übergeben muss). Interessanterweise teilt sie im Nachhinein das Schicksal vieler Companions des Doctors: Obwohl die Zeitreise nicht ganz ungefährlich war, fand sie diesen Einblick in eine andere Welt wunderschön. Auch Gwen, die sich bisher nicht immer duch übermäßige Kompetenz hervorgetan hat, leistet gute Arbeit. Nicht zuletzt ist Bilis Manger als Gegenspieler herrlich undurchsichtig. Allerdings sind die Gegenwartsszenen mit Owen und Ianto wieder so krampfig-dramatisch, weshalb Captain Jack Harkness nur eine größtenteils und nicht uneingeschränkt schöne Folge ist.

  1. Wir erinnern uns (oder eben nicht): Jack gibt im Jahr 1941 Rose gegenüber vor, ein amerikanischer Freiwilliger bei der Royal Air Force zu sein. Sie entlarvt das schnell als Lüge, schließlich befinden sich die beiden zu diesem Zeitpunkt in Jacks unsichtbaren Raumschiff, welches an Big Ben vertäut ist (dazu Jack: First rule of active camouflage: park somewhere you'll remember). Der Doctor bemerkt u.a. an Jacks Bewaffnung und seinem Kommentar, dass sein früherer Arbeitgeber die Time Agency war, dass Jack aus dem 51. Jh. stammt. Das legt nahe, dass er auch kein Amerikaner ist, was in den späteren Staffeln beider Serien bestätigt wird. Die Tarnung als zeitgenössischer Soldat dient dazu, seinen Schwarzhandel mit Alienartefakten (die in Wirklichkeit nur Weltraumschrott sind) vor den Einheimischen zu verbergen. Nachdem er das Geld erhalten hat und bevor der Kunde genau weiß, was er da gekauft hat, wird das angespriesene Artefakt von einer deutschen Bombe zerstört, sodass der Kunde nicht merken kann, dass er betrogen wurde – the perfect self-cleaning con. Pompeji wäre laut Jack dafür zwar auch ganz gut geeignet, aber London während der Luftangriffe wäre einfach praktischer, weil man nicht so höllisch aufpassen müsste, wann der Vulkan ausbricht. Im Zuge der Rettung der Welt vor Gasmaskenzombies fliegt sein Raumschiff in die Luft und Jack reist mit dem Doctor und Rose weiter. Ob Jack Harkness überhaupt sein richtiger Name ist, bleibt bis zu dieser Torchwood-Folge offen. []
  2. Sogar ein Vote-Saxon-Poster konnte man erblicken. Das ist bemerkenswert angesichts der Tatsache, dass sich dieses Poster auf den losen Handlungsbogen der 3. Staffel von Doctor Who bezieht. Erst ein halbes Jahr später wurde Last of the Time Lords gesendet, wo geklärt wird, wer Harold Saxon ist. Noch vor Captain Jack Harkness wurde Saxon allerdings schon in The Runaway Bride und Love & Monsters erwähnt. []
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Donnerstag, 21. Mai 2009

Der Don und Daniel

Deniz von der von mir sehr geschätzen Band Herrenmagazin ist an einem kleinen, aber feinen Projekt namens Der Don und Daniel beteiligt. Die Musik ist anders als die der Herren, nämlich wesentlich ruhiger, eher akustisch und mit Klavier angereichert. Probehören, liebgewinnen und die EP bestellen kann man bei Bandcamp.

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Donnerstag, 9. April 2009

Blackpool

Blackpool ist eine herrliche britische Miniserie, die Krimi, Musical, Drama, Romanze, Komödie und vermutlich noch einiges mehr in sich vereint. Die Hauptfiguren sind Ripley Holden, dargestellt von David Morrissey, seine Frau Natalie Holden (Sarah Parish) und DI Peter Carlisle (David Tennant) – vor die Namen der drei Schauspieler kann man problemlos jeweils ein "fabelhaft" schreiben. Handlungsort ist das britische Seebad Blackpool1. Das Grundgerüst der Story ist schnell erzählt:

In Ripleys Casino Family Entertainment Centre wird eine Leiche gefunden. Zur Aufklärung des Falles reist DI Carlisle aus Schottland an und verliebt sich in Natalie, was gewisse Auswirkungen auf die Ermittlungen hat.

Der Mord dient lediglich dazu, die handelnden Personen zusammenzuführen, stattdessen steht die Demontage des bisherigen Lebens von Ripley im Mittelpunkt. Und bevor ich mir den Mund fusselig rede, gibts hier erstmal ein äußerst überzeugendes Argument dafür, dass man Blackpool einfach lieben muss2.

Update: Leider ist dieses Video in Deutschland nicht verfügbar. Es wird zwar der gleiche Inhalt immer wieder neu eingestellt, aber leider auch meist recht schnell gesperrt, sodass ich kaum hinterherkomme, gerade zugängliche Videos rauszusuchen. Der geneigte Leser möge deshalb selber nach "Blackpool Should I stay or should I go" suchen und hoffen, dass ein brauchbares Resultat kommt.

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Samstag, 28. Februar 2009

Torchwood und Doctor Who

Den bevorstehenden Deutschlandstart von Torchwood (mittwochs gegen 22 Uhr auf RTLII, ab dem 11. März) nehme ich mal zum Anlass, ein wenig Werbung für Doctor Who zu machen: Wenn einem Torchwood gefällt, sollte man Doctor Who kucken, das ist nämlich toll. Wenn einem die ersten beiden Torchwood-Staffeln nur so halb gefallen und man sich mehrfach fragt "Hä?", dann sollte man Doctor Who kucken, denn dort erfährt man ein paar Hintergründe zum Serienuniversum von Torchwood. Wenn einem Torchwood gar nicht gefällt, sollte man Doctor Who kucken, denn das ist anders als Torchwood und, wie schon erwähnt, toll. Man hat als Fan von Doctor Who also ein wenig Vorwissen für Torchwood, bspw. ist man wesentlich unempfindlicher, wenn es mal etwas timey wimey wird, wie etwa gegen Ende der ersten Torchwood-Staffel. Andererseits wird man schmerzlich feststellen, dass es mehr Spaß macht, wenn der Doctor durch lange Flure rennt – aber der hat ja auch schon ein paar Jährchen mehr Erfahrung mit der Materie als Jacks Trüppchen.

Einige Gespräche und Sachverhalte der ersten beiden Torchwood-Staffeln erschließen sich mit dem entsprechenden Vorwissen aus Doctor Who wesentlich leichter bzw. man versteht sie überhaupt erstmal. In Großbritannien wird vermutlich einfach vorausgesetzt, dass man die Anspielungen erkennt, denn die Quoten von Doctor Who schwanken dort zwischen 30 und 50(!)%. Die wichtigsten Punkte wären:

Wenn man Willens ist, einen kleinen Crashkurs zu absolvieren, kann man die meisten Punkte mit ein bis zwei Folgen oder Doppelfolgen abhandeln. Jack taucht zuerst in den fünf letzten Folgen der ersten (neuen) Staffel von Doctor Who auf, damals an der Seite des 9. Doctors. In der zweiten Staffel – jetzt mit dem 10. Doctor – begegnet man immer wieder dem Begriff Torchwood, das ganze hat aber nur begrenzt mit Torchwood 3 (= Serien-Torchwood) zu tun. Ab der dritten Staffel läuft Torchwood mit den Teilen von Doctor Who, die auf der Erde und in unserer Zeit spielen (wie gesagt, timey wimey), zeitlich halbwegs parallel mit Überschneidungen jeweils zum Staffelende von Doctor Who.

Um einfach nur Jack in Höchstform kennenzulernen, reicht es aus, die Folgen The Empty Child / The Doctor Dances und Utopia1 zu sehen. Jack in Doctor Who ist nämlich (zumindest vor Children of Earth) einer der liebenswertesten und anhimmelungswürdigsten Charaktere der gesamten Fernsehgeschichte, was in diesen Folgen besonders deutlich wird.

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Montag, 8. September 2008

Abuela Coca (Alte Brauerei Annaberg, 06.09.08)

Nachdem die Fahrt nach Annaberg der absolute Horror war1, wurde ich mit einem supertollen Konzert entschädigt. Ich wage sogar zu behaupten, dass es das schönste Konzert war, dass ich bis dato besucht habe.

Als Vorband spielten The Chancers aus Prag. Sie hatten einige Fans (ob mitgereist oder ortsansässig, konnte ich nicht herausfinden), die die Band ordentlich abgefeiert haben. Mich hat das Konzert allerdings etwas kalt gelassen, da ich solchen vergleichsweise reinen Ska nicht so sehr liebe. Außerdem standen die Bandmitglieder allesamt wie festgetackert auf der Bühne, was zumindest bei einer Ska-Band reichlich seltsam ist.

Das Konzert in Annaberg war das erste Mal, dass ich Abuela Coca live sehen konnte. Ich würde bei der nächsten sich bietenden Gelegenheit sofort wieder ein Konzert ansehen, denn die Band ist live noch viel besser und wuchtiger als wie auf Platte. Musikalisch dürfte an dem Abend für nahezu jeden Besucher was dabei gewesen sein, die Bandbreite reichte von Ska über Rock bis hin zu HipHop. Die Highlights des Konzerts waren eindeutig Guns of Brixton und Mambrú. Die Original-Version von Guns of Brixton ist eher spartanisch instrumentiert, was man von der am Sonnabend zu Gehör gebrachen Variante absolut nicht behaupten kann. Bei Mambrú tobte das Publikum dann endültig, da dieses Lied quasi Abuela Coca in Essenz ist. Nichtsdestotrotz ging von Anfang an ordentlich die Luzie ab. Ein kleiner Wermutstropfen war für mich allerdings, dass die Band eine gewisse Neigung zu ausufernden Soli hat, eine Leidenschaft, die ich persönlich kaum teile.

Bei Konzerten, die mitten in der Pampa stattfinden, gibt es seitens des Publikums immer so eine gewisse Tendenz, die sich am besten mit Wird gegessen Wird angekuckt, was auf der Bühne steht umschreiben lässt. Im Fall des Konzerts von Abuela Coca war das allerdings Gold wert. So konnte man neben den üblichen Verdächtigen etwa auch vollkommen begeisterte Emos im Publikum entdecken. Überhaupt ist es in der Alten Brauerei sehr nett, man merkt, dass Leute mit Engagement und Freude dahinterstehen.

Die Band hat am Ende des Konzertes angekündigt, bei der nächste Tour wieder in Annaberg zu spielen. Wenn sie Wort halten, werde ich mich ebenso wieder auf den Weg ins Erzgebirge machen.

  1. Ein Wort: Neigetechnik. Ich zähle zu den Leuten, denen schon ein leichtes Kräuseln der Wasseroberfläche (auch von Binnengewässern) reicht, um seekrank zu werden. Dummerweise war der Zug nach Flöha ein Dieseltriebwagen mit einer äußerst ruckeligen Neigetechnik. Mir war bis kurz vorm Konzert speiübel. Landschaftlich ist die Strecke nach Annaberg allerdings sehr zu empfehlen. []

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