Freitag, 12. Februar 2010

Doctor Who Specials (2009)

Das Jahr 2009 steht ganz im Zeichen des Abschieds von David Tennant und Russell T Davies. Wie jedes Jahr seit 2005 gab es auch 2008 ein Weihnachtsspecial, dazu kommt ein bis dato nicht übliches Osterspecial und der 3-teilige Schwanengesang des 10. Doctors. Dieser besteht aus den Folgen The Waters of Mars, das am 15. November 2009 gesendet wurde, und dem Zweiteiler The End of Time, der zu Weihnachten und Neujahr ausgestrahlt wurde. Zusätzlich dazu gibt es noch eine animierte Folge namens Dreamland, die ich hier bewusst unter den Tisch fallen lasse, und der Doctor hatte Ende Oktober für eine halbe Folge einen Auftritt bei den Sarah Jane Adventures.

Nach dem Finale der 4. Staffel ist der Doctor allein unterwegs – wie wir in The End of Time erfahren, für ganze zwei Jahre. Den Verlust von Donna hat er ganz und gar nicht verkraftet, dementsprechend zieht sich die Einsamkeit des Doctors als Motiv durch die ganzen Specials. Es wird zunehmend deutlich, dass es dem Doctor nicht gut bekommt, wenn er zu lange alleine reist. Wo der 10. Doctor früher jedoch in so einem Fall aktiv nach Companions gesucht hat, hat er inzwischen beschlossen, keine Mitreisenden mehr in seine TARDIS einzuladen. Schon früh wird ihm mit den Worten he will knock four times seine baldige Regeneration angekündigt, vor der er unglaublich Schiss hat.

Die ersten beiden Specials sind noch eher locker-flockig und kaum tiefschürfend, während die letzten beiden Folgen für Doctor-Who-Verhältnisse ziemlich düster sind, auch wenn sie (glücklicherweise) nicht bis in die Gefilde von Children of Earth vordringen. The Waters of Mars zählt zu den besten Folgen mit dem 10. Doctor überhaupt und The End of Time ist ein versöhnliches und erfreulich Bombast-armes Ende für ihn. In diesen beiden Folgen kann David Tennant nochmal richtig aufdrehen, denn sie sind ganz klar auf ihn zugeschnitten und würden ohne seine beeindruckende Darstellung des Doctors weit weniger gut funktionieren. Die ebenfalls hervorragenden Leistungen der Nebendarsteller und der Regie sollen darüber aber nicht vergessen werden. Die vollständige Handlung der Folgen kann man wie immer beim SF-Radio nachlesen.

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Freitag, 29. Januar 2010

The End of Time

The End of Time scheint die Fanmassen zu spalten, wie Moses einst das Meer. Ich zähle zu den Glücklichen, die (bis auf 2-3 verzichtbare RTDismen im ersten Teil) sehr zufrieden sind mit dem Abschied des 10. Doctors, obwohl ich vorher ernsthafte Befürchtungen hatte, dass RTD seinen Abschied voll in den Sand setzt (man hat halt seine Erfahrungen als Fan). Die größte Stärke dieses Zweiteilers ist eindeutig, dass wir hier drei ganz großartige Schauspieler bewundern können, die sich allesamt die Seele aus dem Leib spielen.

Pünktlich zu Weihnachten taucht der (Simm'sche) Master wieder auf, um – natürlich – die Weltherrschaft an sich zu reißen. Zusammen mit Wilf muss der Doctor jedoch nicht nur den Master im Zaum halten, sondern auch die Rückkehr der Time Lords und damit des Time Wars verhindern.

Die drei Gründe, warum ich dieser Folge sämtliche Schwächen verzeihe, heißen David Tennant, John Simm und Bernard Cribbins. Ausnahmslos alle Szenen, in denen zwei von ihnen oder alle drei auftreten, sind vollkommen wunderbar. Ganz besonders gelungen sind die Cafészene mit Wilf und dem Doctor und die Szene mit Doctor und Master in der Fabrikhalle. Diese Szenen werden komplett von den jeweiligen Schauspielern getragen, außer Dialog passiert da nichts. Ein weiterer ganz großer Moment für Tennant ist die Szene, als die Time Lords gerade verschwunden sind und der Doctor dem Tod bzw. der Regeneration gerade nochmal von der Schippe gesprungen ist – nur um gleich darauf das berüchtigte Klopfen zu vernehmen. Wir werden Zeuge einer beeindruckend dargestellten emotionalen Achterbahnfahrt: Vom ungläubigen Staunen, dass er noch lebt, über den Unwillen, wegen einer Lappalie zu sterben, bis hin zu dem Entschluss, sich für Wilf zu opfern. Letztere Entscheidung ist es auch, die klar macht, dass der Doctor den in The Waters of Mars eingeschlagenen Weg nicht weiter geht (obwohl er am Anfang von The End of Time noch ganz klar im arrogantes-Arschloch-Modus war1).

Soweit ich bisher mit den Time Lords zu tun hatte (was ausschließlich in Hörspielen passiert ist, in den klassischen Folgen konnte ich sie noch nicht sehen), fand ich sie nie übermäßig sympathisch, deshalb bin ich nicht böse, dass man sie in der neuen Serie von vornherein rausgeschrieben hat. In The End of Time zeigt sich nun, dass sie im Verlauf des Time Wars vollends größenwahnsinnig geworden sind. Ihre Pläne zu Zerstörung der Zeit an sich macht sie sogar fast zu größeren Monstern als die Daleks, denn letztere wollten die Realität vor allem zerstören, um zu zeigen, dass sie es können.

Bemerkenswerterweise ist The End of Time, obwohl sozusagen ein Super-Finale, eine der Folgen mit den geringsten Totenzahlen2. Die Zivilbevölkerung wird weitesgehend verschont und im zweiten Teil stirbt gar keiner, zumindest wenn man bedenkt, dass die Time Lords technisch betrachtet schon seit der ersten Folge mit den 9. Doctor tot sind. Dass der Master aus der Sache lebend wieder rauskommt, steht sowieso außer Frage, er ist schließlich der Master. Er gefällt mir in dieser Folge außerdem wesentlich besser als im Finale der 3. Staffel, denn hier ist er nicht nur einfach so wahnsinnig, sondern eine mindestens ebenso tragische Figur wie der Doctor. Damit die Folge nicht vollkommen ins tiefemotionale abrutscht, gibt es auch immer wieder auflockernde Szenen; insbesondere Wilfs Rentnertruppe ist herzallerliebst.

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Donnerstag, 28. Januar 2010

Bad Wolf / The Parting of the Ways

Bad Wolf / The Parting of the Ways ist mein liebstes Staffelfinale von New Who. Wir können ein letztes Mal Christopher Eccleston als den Doctor bewundern, der eine fabelhafte Abschiedsvorstellung gibt, und RTD macht in diesem Finalzweiteiler noch alles richtig, woran er (mit Ausnahme von The End of Time) in den späteren Staffelfinalen in zunehmendem Maße scheitert. Beide Teilepisoden sind gleich stark (in den nachfolgenden Staffeln fällt der zweite Teil gegenüber dem ersten dagegen mehr oder weniger stark ab, erst The End of Time wird eine Abkehr von diesem Trend bringen) und RTD fährt zwar schon schwere Geschütze auf, schafft es aber noch nicht, dieses Finale im Pomp zu ertränken.

Der Doctor, Jack und Rose finden sich unfreiwillig auf dem Fernsehsatelliten wieder, den der Doctor und Rose schon hundert Jahre früher besucht haben (siehe The Long Game). Dort werden sie von Scharen von Daleks überrascht.

Normalerweise gibt es im Whoniversum ein Naturgesetz, welches besagt, dass die Güte einer Dalek-Folge invers zur Zahl der auftretenden Daleks ist. Dieser Zweiteiler ist die Ausnahme von der Regel, was überwiegend an Christopher Eccleston liegt, der es uns trotz unvorstellbarer Massen an Daleks begreiflich macht, dass der Doctor bis ins Mark erschüttert ist. Fast bin ich versucht zu sagen, dass es in der ersten Staffel mehr Dalekfolgen hätte geben sollen, denn Eccleston ist gegenüber Daleks noch toller als in den übrigen Episoden1.

In dieser Folge gibt es einige Szenen, die ich besonders hervorheben möchte. Angesichts von Rose' vermeintlichem Tod ist der Doctor kurze Zeit völlig apathisch – ganz groß gespielt von Eccleston, ich krieg auch beim soundsovielten Sehen immer noch eine Gänsehaut. Anschließend daran können wir einen seltenen Fall von Gewaltanwendung durch den Doctor sehen. Kurz darauf erfolgt die erste Konfrontation mit den Daleks. Eccleston spielt den Doctor hierbei mit der Wucht einer Naturgewalt, selbst wenn sich der Doctor immerhin besser unter Kontrolle hat als in Dalek, als er das erste Mal nach dem Time War wieder auf einen Dalek traf2. Meine Lieblingsszene im zweiten Teil ist ganz klar die Hologramm-Szene, da geht mir jedes Mal das Herze auf. Am Schluss steht natürlich die Regenerationsszene, die (neben der Everybody Lives!-Szene in The Empty Child / The Doctor Dances) eine der wenigen Szenen ist, in der der 9. Doctor mit sich und der Welt zufrieden zu sein scheint3.

Die eigentliche Regeneration ist (abgesehen davon, dass sie erstmalig im Stehen passiert) erfreulich unspektakulär. Vom frisch regenerierten 10. Doctor bekommen wir in dieser Folge nur ein paar Sekunden zu sehen, seine richtige Nach-Regenerations-Szene sehen wir erst im Children-in-Need-Special4. Auch sonst wird in diesem Finale der Boden für die nächste Staffel bereitet. Der Bad-Wolf-Handlungsbogen wird nahtlos vom nächsten Story-Arc abgelöst: Torchwood.

  1. David Tennant hatte mit seinen Dalek-Folgen dagegen irgendwie kein Glück. Was bin ich froh, dass die Blechpötte nicht auch noch zu seinem Abschied ausgegraben wurden. []
  2. Und er pfeift Jack beim Flirten zurück. Aber gut, in dieser Situation sollte Jack sich vielleicht wirklich mal auf andere Sachen konzentrieren. []
  3. Dank der Szene davor kann ich keine Kopfschmerzen mehr haben, ohne an Doctor Who bzw. diese Folge zu denken. Man hat's schwer als Fan. []
  4. Ich weiß, ich bin nicht die erste, die diese Bemerkung macht, aber: Man beachte das Gel in den frisch gewachsenen Haaren. Die Physiologie eines Time Lords hält eben immer neue Rätsel bereit. []
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Doctor Who – Erste Staffel

Nach 16 Jahren Pause (vom kurzen Intermezzo 1996 abgesehen) kehrte Doctor Who 2005 auf die Bildschirme zurück. Leider gibt es vom 9. Doctor, dargestellt vom verehrenswerten Christopher Eccleston, nur eine Staffel, in dieser finden sich dafür aber einige besonders schöne Perlen. Mein persönlicher Erstkontakt mit Doctor Who war The Empty Child (unnötigerweise bei der Ausstrahlung auf Pro Sieben um etliche Minuten verstümmelt). Der 9. Doctor ist somit mein erster Doctor und u.a. deshalb mein Lieblingsdoctor.

Der 9. Doctor hatte vor relativ kurzer Zeit den Time War zwischen den Daleks und den Time Lords erlebt, wovon er sichtlich traumatisiert ist. Im Gegensatz zu vorherigen Doctoren ist er relativ unauffällig gekleidet, charakteristisch für ihn ist lediglich seine schwarze Lederjacke. Anderen Personen gegenüber verhält er sich oft abweisend. Menschen, die in seinen Augen inkompetent sind, tituliert er als stupid apes1, andererseits kann er sich aber auch sehr für einfache Menschen, denen er begegnet, begeistern. Der 9. Doctor ist eine der Inkarnationen des Doctors mit einem Hang zum Verursachen von Explosionen und auch die Anwendung körperlicher Gewalt schließt er in Extremfällen nicht völlig aus. Seine Begleiterin Rose, die dem Doctor sehr viel bedeutet, sorgt mit ihrer sehr menschlichen Art dafür, dass er zunehmend etwas auftaut und gegen Ende der Staffel langsam seinen Frieden mit sich und der Welt macht. In den letzten Folgen bekommen der Doctor und Rose Verstärkung von Captain Jack Harkness, der ursprünglich ein Betrüger aus dem 51. Jahrhundert ist und später die Torchwood-Filiale in Cardiff leiten wird. Obwohl der Doctor von Jack anfangs nicht wahnsinnig viel hält (dazu kommt noch des Doctors kleines Eifersuchtsproblem), schätzt er ihn später als Freund und lässt ihn sogar an der Tardis rumschrauben. Im Gegensatz zu seiner Charakterisierung in Torchwood ist Jack in dieser Staffel noch unbeschwert fröhlich und äußerst charmant. Als wiederkehrende Figuren treten Rose' Mutter Jackie und Rose' Freund Mickey auf. Jackie und der Doctor können sich nicht besonders gut leiden, was auf Gegenseitigkeit beruht: Jackie kommt nicht damit klar, dass Rose ungeachtet der Gefahren alles stehen und liegen lässt, um mit dem Doctor zu reisen, und der 9. Doctor fühlt sich in familiär-häuslichen Umgebungen grundsätzlich unwohl. Mickey hat unter dem Doctor etwas zu leiden, da der ihn nicht für voll nimmt und kaum zugeben kann, dass Mickey bei der Weltenrettung hilfreich sein kann.

Die 13 Folgen der ersten Staffel spielen nur auf der Erde oder in unmittelbarer Nähe der Erde, was in The Empty Child auch direkt angesprochen wird. Alle Episoden sind für sich stehende Einzel- bzw. Doppelfolgen; einige davon schließen nahtlos aneinander an und andere bauen lose auf Ereignissen aus vorherigen Folgen auf. Als folgenübergreifendes Element dient das Rätsel um die allerorten auftauchenden Worte Bad Wolf.

Ohne Zweifel die Höhepunkte der Staffel sind The Empty Child / The Doctor Dances und Dalek2. Bad Wolf / The Parting of the Ways, das Finale dieser Staffel, leidet noch nicht unter dem RTD'schen Hang zum Bombast und ist somit ebenfalls höchst empfehlenswert. Die restlichen Folgen sind ein µ weniger gut, aber trotzdem sehenswert – sie haben nur eben den ein oder anderen kleinen Fehler, während die vorgenannten Folgen der Perfektion verdächtig nahe kommen. Einen detaillierten Episodenguide aller Folgen gibt es beim SF-Radio.

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Freitag, 22. Januar 2010

The Empty Child / The Doctor Dances

The Empty Child / The Doctor Dances lässt sich eigentlich mit zwei Worten zusammenfassen: Steven Moffat. Der Großmeister zeigt gleich beim ersten Mal, wie gut er unbedarften Fernsehzuschauern einen gründlichen Schrecken einjagen kann, auch wenn der Grusel hier noch mit vergleichsweise konventionellen Methoden erzielt wird1. Eine Besonderheit ist, dass in dieser Folge gar niemand stirbt, was sowohl dem Doctor als auch uns Fans einen unglaublich schönen Moment am Ende der Folge beschert – Everybody lives, Rose. Just this once. Everybody lives!. Bei der Auswahl an tollen Folgen, die Doctor Who zu bieten hat, fällt es immer schwer, besondere Lieblingsepisoden zu nennen. Diese Doppelfolge ist jedoch meine unangefochtene Lieblingsfolge.

London wird im Jahr 1941 von einer Seuche heimgesucht, die Menschen in Gasmasken tragende Zombies verwandelt. Rose und der Doctor verdächtigen den Betrüger Jack Harkness, etwas damit zu tun zu haben.

The Empty Child / The Doctor Dances besteht eigentlich nur aus Höhepunkten. Unter anderem lernen wir Captain Jack Harkness kennen2 und es geht, weil wir hier eine Moffat-Folge vor uns haben, natürlich auch um Sex3, was sich zu einem der typisch Moffat'schen Running Gags entwickeln wird. Beim ersten Ansehen dieser Episode dürfte noch der Grusel überwiegen, aber wenn man die Folge nochmals sieht, merkt man, wie wahnsinnig witzig sie ist. Und sie nutzt sich einfach nicht ab – ich habe hierzu, immer im Dienste der Wissenschaft, bereits einen Langzeitversuch durchgeführt. Daneben bietet The Empty Child / The Doctor Dances unglaublich viele zitierwürdige Dialoge, weshalb ich diese Episode praktisch auswendig mitsprechen kann.

Jack dürfte so ziemlich der charmanteste und liebenswerteste Charakter sein, den das Fernsehen jemals hervorgebracht hat4. Obwohl er wegen seiner Unachtsamkeit eigentlich Schuld an der Zombieplage ist, kann man ihm schlicht nicht böse sein. Außerdem ist es einfach zu schön anzusehen, wie der Doctor wegen Jack eifersüchtelt. Unter den Nebencharakteren hinterlässt besonders Dr. Constantine einen großen Eindruck, dargestellt vom fabelhaften Richard Wilson. In einem Dialog zwischen dem Doctor und Dr. Constantine passiert es auch, dass ganz unaufdringlich und wunderbar feinfühlig an den Verlust der Familie des Doctors im Time War erinnert wird. Gekrönt wird diese Folge mit der Just this once!-Szene am Ende, die nicht nur das i-Tüpfelchen für diese Folge ist, sondern wahrscheinlich auch eine der schönsten Szenen der gesamten Serie.

  1. Unsereins richtet sich schon mal darauf ein, im nächsten Frühjahr, wenn die erste Staffel mit Moffat als Showrunner anläuft, jede Woche eine neue Phobie zu bekommen. []
  2. Dabei wird gleich mal postuliert, dass Star Trek in 3000 Jahren vergessen sein wird. []
  3. Merke: Wenn in Moffat'schen Folgen vom Tanzen geredet wird, ist in 90% der Fälle eigentlich Sex gemeint. []
  4. Zumindest zum damaligen Zeitpunkt. Die misslungene Charakterisierung der ersten anderthalb Torchwood-Staffeln und das tragische Ende von Children of Earth *schnief* waren noch in weiter Ferne. []
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Sonntag, 13. Dezember 2009

The Waters of Mars

The Waters of Mars leitet endgültig den Abschied des 10. Doctors ein. Dabei werden mit einer bisher ungekannten Eindringlichkeit die Schattenseiten des Doctors gezeigt. Die lockere Stimmung der beiden vorherigen Specials ist nahezu komplett vergessen. Stattdessen bietet The Waters of Mars eine düstere Grundstimmung, eine Handlung, die auf wenige Personen und einen einzelnen Schauplatz begrenzt ist, und David Tennant in Höchstform.

Der Doctor macht einen Ausflug auf den Mars. Er muss allerdings feststellen, dass er genau an dem Tag dort gelandet ist, an dem die erste Marsbasis der Menschheit aus unbekannten Gründen gesprengt werden musste. Dieses Ereignis ist ein fester Punkt in der Zeit, weshalb der Doctor am Geschehen nichts ändern darf.

Der Anfang der Episode ist noch witzig1 und auch über die restliche Stunde verteilt finden sich Elemente, die dafür sorgen, dass die zuschauenden Kinder ihren Spaß haben dürften. Wo sich die Kleinen vor den Wasserzombies gruseln können, bekommen wir Erwachsenen dagegen bald ganz andere Sachen zum Fürchten. The Waters of Mars ist nämlich entgegen der Ankündigungen weniger gruselig als viel mehr tragisch und erschreckend.

Der Knackpunkt von The Waters of Mars ist, dass die Ereignisse in der Bowie Base One2 für die weitere Entwicklung der Zeit so wichtig sind, dass sie auf jeden Fall unverändert bleiben müssen. Das bedeutet, dass von vornherein feststeht, dass am Ende alle Beteiligten außer dem Doctor tot sein müssen – die BBC hat in dieser Hinsicht in den Trailern schön den Teufel an die Wand gemalt. Der Doctor kann das Leid dieser Menschen kaum ertragen und entscheidet sich wider besseres Wissen zur Rettung der verbliebenen Überlebenden – jedoch nicht mehr aus Menschlichkeit, sondern um sich damit selbst etwas zu beweisen. Davor ist er für große Teile der Episode nur Zaungast, macht dabei aber eine charakterliche Entwicklung durch, die sich gewaschen hat. Vor allem wird deutlich, wie sehr der Doctor Companions braucht, denn er macht den Geretteten (und immerhin in einem Moment der Erkenntnis auch sich selbst) mit seinem Verhalten gewaltig Angst. Gleichzeitig dürfte er damit den Punkt überschritten haben, an dem überhaupt noch jemand mit ihm mitreisen will.

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Dienstag, 17. November 2009

Jubilee und Dalek

Jubilee von Robert Shearman gilt als eines der besten Big-Finish-Hörspiele überhaupt. Die darauf basierende Fernsehfolge Dalek ist unzweifelhaft eines der Highlights der Doctor-Who-Staffel mit dem 9. Doctor. Beide Male steht ein einsamer Dalek im Mittelpunkt, der sich durch das Einwirken des Companions verändert und nicht mehr Dalek-typisch verhält. Obwohl man wechselseitig ganze Szenen erkennen kann, entwickeln sich beide Werke in gänzlich andere Richtungen. Jubilee und Dalek sind jedoch nicht nur für sich genommen sehr gelungen, sondern auch ein direkter Vergleich ist lohnenswert.

Jubilee
Der 6. Doctor und Evelyn versuchen, im Jahre 1903 zu landen, bleiben aber in einer alternativen Zeitlinie im Jahre 2003 stecken. Dort gibt es noch das britische Empire, das zu einer diktatorischen Großmacht geworden ist. Als Erinnerung an den Sieg des Empires über die Daleks hundert Jahre zuvor, soll bei den Jubiläumsfeierlichkeiten ein Kriegsgefangener, der letzte verbliebene Dalek, hingerichtet werden.
Dalek
Der 9. Doctor und Rose verfolgen ein Notrufsignal, das sie im Jahr 2012 in eine Privatsammlung voller Alienartefakte führt. Dort treffen sie auf einen einzelnen Dalek, obwohl der Doctor bis dato überzeugt war, dass die Daleks zusammen mit den Time Lords im Time War vollständig vernichtet wurden.

Es gibt drei hauptsächliche Unterschiede zwischen Jubilee und Dalek: Das Format (Jubilee besteht aus 4 Teilen mit zusammen 143 Minuten Länge, Dalek ist eine 45-minütige Folge), die auftretenden Doctoren (mein liebster Hörspieldoctor in Jubilee vs. mein Lieblingsdoctor überhaupt in Dalek1) und, als Schlussfolgerung aus den ersten beiden Punkten, die Handlungsschwerpunkte. In Jubilee ist der einsame Dalek, der durch das Einwirken des Companions des Doctors zur Selbstreflexion befähigt wird, ein Handlungsstrang von mehreren. Seine Wandlung dient im Zusammenhang mit dem faschistischen Regime als Parabel auf Macht an sich. In Dalek ist die Nebenhandlung dagegen nur Mittel zum Zweck. Stattdessen liegt der Schwerpunkt auf der Konfrontation zwischen dem Doctor und dem Dalek, wodurch die Auswirkungen des Time War auf den Doctor ergründet werden2.

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Sonntag, 25. Oktober 2009

Children of Earth

Im Original hatte Children of Earth unter anderem deshalb einen so einschlagenden Erfolg, weil alle fünf Folgen innerhalb von fünf Tagen ausgestrahlt wurden. Das ist nicht nur deshalb sinnvoll, weil somit kaum jemand dem Phänomen Torchwood entgehen konnte, sondern auch weil jede Folge einen Wochentag darstellt. Hierzulande erstreckt sich die Ausstrahlung über 5 Wochen, was zwar den Nachteil hat, dass man ein Woche auf die nächste Folge warten muss, andererseits befindet man sich nicht 5 Tage hintereinander im Ausnahmezustand (man glaubt ja gar nicht, wie lang 23 Stunden sein können). Zwischen der zweiten und der dritten Staffel fanden noch vier Hörspiele statt, die zwar nicht zum Verständnis nötig sind, aber manche Entwicklungen etwas schöner und detaillierter erklären. Children of Earth habe ich in der englischen Erstausstrahlung gesehen, die auf BBC One gesendet wurde. Dieser Auswertung liegt die deutsche Variante zu Grunde. Mit dieser Staffel habe ich meine Skepsis Torchwood gegenüber überwunden und sehe diese Serie ab der dritten Staffel um ihrer selbst willen und nicht mehr, weil Torchwood eben zum Whoniversum gehört.

In der provisorischen Auswertung von Children of Earth habe ich mich schon ausführlich darüber ausgelassen, was für ein tolles Stück Fernsehen diese Staffel ist – die allgemeine Lobhudelei möge man also dort nachlesen. Wie auch schon in den bis dato besten Folgen von Torchwood (die nicht für fünf Pfennig an Children of Earth ranreichen können) steht Team Torchwood auch hier wieder hilflos der Bedrohung gegenüber. Es gibt zwar ein Monster of the Week, das es in sich hat, aber die eigentlichen Monster sind später nicht mehr die Aliens. Damit wird man zum ersten Mal in der Geschichte dieser Serie dem Anspruch gerecht, Doctor Who für Erwachsene zu sein – die hier angesprochenen Themen könnten so schlichtweg niemals in Doctor Who dargestellt werden. Überdies werden in den letzten beiden Folgen reihenweise Doctor-Who-Handlungsschemata demontiert. Obwohl (mit Ausnahme der zweiten Folge) überwiegend auf Filmblut verzichtet wird, ist Children of Earth also für Kinder und jüngere Jugendliche absolut ungeeignet.

Ein besonderes Lob möchte ich für die Synchro aussprechen. Da bin ich als jemand, der am liebsten die Originalversionen sieht, normalerweise kaum zufriedenzustellen. Im Gegensatz zu den ersten beiden Staffeln, wo man ein paar Mal etwas schlampig war, hat man sich in der deutschen Variante von Children of Earth sehr genau an die Vorlage gehalten und die unvermeidbaren freieren Übertragungen sehr passend gewählt. Selbst die Sache mit der Sprache, die die Kinder unter Einfluss des Aliens sprechen, hat man recht gekonnt umschifft, obwohl gerade an dieser Stelle eine Übersetzung sehr tückisch ist. Man hat es sogar geschafft, die Sprechweise von Frobisher und Clem sehr gut im Deutschen darzustellen. Gerade bei diesen beiden Personen ist das ganz wichtig, da sie einerseits ziemlich bedeutend für die Handlung sind und zum anderen von Peter Capaldi bzw. Paul Copley unwahrscheinlich toll dargestellt werden – da wäre es einfach schade, wenn etwas von der Faszination, die von diesen beiden Figuren ausgeht, verloren ginge. Daneben kann RTLII mit Recht stolz darauf sein, dass man die ungekürzte BBC-Fassung ausstrahlt. Man hat sich also allerorten richtig Mühe gegeben. Eine andere Behandlung hat dieses Meisterwerk aber auch nicht verdient.

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Mittwoch, 9. September 2009

Torchwood: Fragments

In der zweiten Staffel hat man die Figuren weitestgehend konsistent charakterisiert, abgesehen von Gwen und teilweise Jack (sofern man Doctor Who hinzuzieht) ist aber kaum etwas über die Hintergründe der Protagonisten bekannt. Deshalb zeigt man nun kurz vor knapp, wie die einzelnen Teammitglieder zu Torchwood gekommen sind. Die Teilepisoden stehen komplett für sich alleine; die spärliche Rahmenhandlung dient als Auftakt zum Staffelfinale.

Jacks Geschichte setzt relativ kurz nachdem er vom Doctor zurückgelassen wurde ein. Seine große Klappe sorgt dafür, dass Torchwood Cardiff auf ihn aufmerksam wird und ihn zwangsrekrutiert. Da ihm prophezeit wird, dass er noch über ein Jahrhundert lang auf den Doctor warten muss, stimmt er schlussendlich eher widerwillig dem Jobangebot bei Torchwood zu. Es folgt eine kleine Geschichtsstunde zu Torchwood 3 (die Geschichte von Torchwood 1 ist bereits aus Doctor Who bekannt). Dabei wird erklärt, worin dieser leidige Im 21. Jh. wird sich alles ändern-Spruch1 seinen Ursprung hat: Jacks Vorgänger (mit dem er sich bedeutend besser versteht als mit den beiden Furien vom Anfang) hat in der Silvesternacht 1999 das komplette Personal von Torchwood Cardiff erschossen, weil im 21. Jahrhundert schreckliche Dinge geschehen werden.
Toshs Geschichte zeigt, wie sie von Jack aus der Gefangenschaft bei UNIT geholt wird. Sie gelangte dort hin, weil sie erpresst wurde und deshalb ein gefährliches Gerät nach einem streng geheimen Bauplan zusammengesetzt hat. UNIT hat sie bei nicht viel mehr als Wasser und Brot gehalten, weshalb Tosh Jacks Angebot annimmt.
Ianto versucht nach der Schlacht um Canary Wharf verzweifelt, einen Job bei Torchwood 3 zu bekommen, da dies die letzte verbliebene arbeitsfähige Torchwoodfiliale ist. Dabei entwickelt er sich regelrecht zu einem Stalker von Jack. Er setzt zunächst erfolglos seine Geheimwaffe Kaffee ein, kann Jack jedoch bei einer gemeinsamen Pterodactylus-Jagd von sich überzeugen.
Owen war nicht immer das zynische Arschloch, das wir kennen und lieben, sondern hat früher als aufstrebender Arzt in einer glücklichen Beziehung gelebt. Seine Verlobte infizierte sich jedoch mit einem parasitischen Alien, das ihr Gehirn befiel. Als der vermeintliche Tumor entfernt werden soll, sterben alle Anwesenden und auch Owens Verlobte an einem Gas, das vom Alien ausgestoßen wird, weil es sich angegriffen fühlt. Daraufhin erscheint Jack im OP und klärt Owen über die Geschehnisse auf. Kurze Zeit später wird Owen von Jack für Torchwood angeworben.

Zu Beginn der Einzelepisoden können wir Jack nochmal in Flirtlaune erleben, was natürlich immer eine Freude ist. Dass er sich unter der Fuchtel zweier sehr wehrhafter Frauen wiederfindet, ist ebenfalls ein großer Spaß für uns Zuschauer. Außerdem wird hier bestätigt, dass Jack in den Doctor verschossen ist, was man als Doctor-Who-Fan sowieso schon immer geahnt hat. Der kurze Abriss zur Geschichte von Torchwood Cardiff war, wie so vieles in dieser Folge, längst überfällig. Zum damaligen Zeitpunkt war das sicher noch nicht angedacht, aber die Prophezeiung von Jacks Vorgänger lässt sich wunderbar auf die dritte Torchwood-Staffel ummünzen. Toshs Hintergrundgeschichte ist vor allem in Hinsicht auf UNIT interessant. Wie es sich schon in gewissem Maße in den Hörspielen von Big Finish und den neuen Doctor-Who-Folgen angedeutet hat, ist UNIT um einiges brutaler geworden, verglichen mit den Zeiten, in denen der Brigadier noch aktiv war. Iantos Handlungsstrang ist sicherlich zum Teil von der reichlich vorhandenen Fanfiction inspiriert, denn was sonst soll der Grund dafür sein, dass Iantos Kaffeekochkünste und der Ptero darin eingebaut wurden. An sich ist die Flugsaurier-Jagd eine der witzigsten Szenen von Torchwood, sie erscheint aber in einem ganz anderen Licht, wenn man sich die Ereignisse aus Cyberwoman in Erinnerung ruft. Wahrscheinlich ist Iantos Geschichte ein letzter verzweifelter Versuch, den Handlungsfaden um die Cyberwoman im Nachhinein in einem nicht ganz so schlechten Licht dastehen zu lassen. Owens Geschichte ist in meinen Augen die schönste Episode, da sie so wunderbar traurig ist. Ich finde ihn zwar auch als zynisches Arschloch herrlich, aber richtig toll ist Owen in den ruhigen, traurigeren Episoden wie Out of Time, A Day in the Death und eben Fragments. Einzig Suzies Geschichte hat gefehlt. Suzie hatte zwar nur zwei Auftritte, war aber trotzdem eine so interessante Figur, dass ich auch ihre Geschichte gerne gesehen hätte.

  1. Aus Last of the Time Lords wurde eine herrliche Szene rausgeschnitten: Als Jack in Cardiff abgeladen wird, erzählt er dem Doctor und Martha diesen ganzen Psalm mit 21st century … everything changes. Der Doctor fragt, was das bedeuten soll, worauf Jack nur (sinngemäß) mit Weiß ich auch nicht so recht, klingt aber gut antworten kann. []
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Sonntag, 6. September 2009

The War of the Worlds

The War of the Worlds ist wahrscheinlich eines der bekanntesten Hörspiele überhaupt. Ob die Erzählungen über eine Massenpanik in den USA nun stimmen oder nicht – das Hörspiel kann einen wirklich erschrecken, wenn man bereit ist, sich darin zu verlieren. Wie auch bei anderen unter Welles' Ägide entstandenen Hörspielen wurde einiges im Vergleich zum Buch gekürzt, da man nur 60 Minuten Zeit hatte. Berühmt wurde The War of the Worlds weniger durch seine Handlung, sondern dadurch, wie diese verpackt war: Als täuschend echte Radioreportage.

Das Hörspiel besteht aus zwei Teilen. Die erwähnte Radiosendung ist der erste Teil. Diese beginnt wie eine damals übliche Radioausstrahlung, sogar inkl. Wetterbericht. Ein Orchester spielt auf, wird jedoch von Meldungen unterbrochen, die über seltsame Vorkommnisse auf dem Mars berichten. Ein hinzugezogener Astronomie-Professor (dargestellt von Orson Welles) verneint die Möglichkeit von Leben auf dem Mars. Bald jedoch werden Raumkapseln der Marsianer im Örtchen Grover's Mill gesichtet. Anfangs können die ausgesandten Reporter noch relativ gefahrlos berichten, doch später werden die Menschen vor Ort aus der Kapsel heraus angegriffen. Da es sich also um eine Invasion handelt, wird nun Militär eingesetzt und die Bevölkerung in der Gegend evakuiert. Neben dem nun recht aufgelösten Professor wird auch der Innenminister interviewt. Die Reporter können nurmehr über die von den Marsianern angerichtete Zerstörung berichten. Am Ende des ersten Teils schildert der letzte verbliebene Reporter, wie ein zwischenzeitlich freigesetzter giftiger Nebel New York erreicht und dem Gebäude des Radiosenders immer näher kommt…
Der zweite Teil ist eine Zusammenfassung der Geschehnisse nach der Invasion. Danach kommt noch ein Hinweis von Orson Welles, dass es sich bei der Reportage lediglich um einen Halloween-Scherz gehandelt hat1.

Vergleicht man die Hörspiele von Orson Welles mit heutigen Hörspielen, fällt einem unweigerlich die schlechtere Klangqualität auf. The War of the Worlds ist aber auch heute noch gut hörbar, da hier die geringere Klagqualität zur "Echtheit" der Radioreportage beiträgt. Wie etliche andere Hörspiele von Welles ist auch The War of the Worlds public domain und somit frei zugänglich.

  1. Wie könnte es anders sein, natürlich hat man sich auch in Doctor Who des Themas angenommen, nämlich im Hörspiel Invaders from Mars. []

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Samstag, 11. Juli 2009

Torchwood: Children of Earth (provisorische Auswertung)

Children of Earth ist die dritte Staffel von Torchwood. Die fünf Folgen werden innerhalb von fünf Tagen gesendet – was auch sehr gut ist, die 24 Stunden bis zur nächsten Folge sind nämlich schon mehr als zu lang angesichts dieses Cliffhangers. Man verzeihe mir, wenn ich momentan etwas konfus schreibe, aber: Alter Falter. Hätte ich nicht gedacht, dass Russel T Davies (abgekürzt RTD) noch sowas geiles schreiben kann, wo die letzten Specials von Doctor Who ja doch eher nicht ganz so toll waren, verglichen mit dem, was man sonst gewohnt ist. Die erste Folge war urst witzig, viehisch spannend und voller Überraschungen. Und natürlich wesentlich komplexer, als eine normale Torchwood-Folge. Das ist der Vorteil einer kurzen Staffel, deren Story zusammenhängend erzählt werden kann. Meine Fresse, ich bin ganz platt. Hoffentlich wird das jetzt nicht schlechter. Eine genauere Auswertung kommt dann nach Genuss aller Folgen, ich glaub, alles andere wäre sonst zu Spoiler-haltig.

So, jetzt hat RTD es geschafft. Ich bin ein nervliches Wrack, angesichts dieses Cliffhangers und überhaupt angesichts dieser Folge. Sowas beklemmendes hab ich im Whoniverse noch nicht gesehen. OK, Midnight ist auch beklemmend, aber Day Four ist viel schlimmer, da tatsächlich realistisch. Jetzt ist Torchwood wirklich Doctor Who für Erwachsene, denn das könnte man in Doctor Who einfach nicht machen, das wär zu hart. Kein Blut oder dergleichen, einfach nur unglaublich kaltherzige, grausame Schreibtischtäter. Und dann hat RTD mal wieder sein liebstes Hobby ausgelebt: Charaktere umgebringen, die der Zuschauer liebgewonnen hat. Mit anderen Worten: Die Folge war genial. Ich hatte anfangs ernsthafte Befürchtungen, dass Children of Earth irgendwann abfällt, aber das tut es einfach nicht. Jetzt bin ich noch gespannt, ob ich mit meinem Tipp richtig liege, welche Aliens das sind (unsympathische Gasatmosphäre als Lebensraum, Extremitäten, die Krabbenscheren sein könnten... klingelt es bei den Kundigen?). Aufgrund widriger äußerer Umstände (Konzert von Farin Urlaub) kann ich Day Five dummerweise erst Sonnabend sehen, also erst in ca. 32 Stunden und nicht in 22. Ich geh krachen. Bisher lässt sich Children of Earth also mit einem brilliant fantastic zusammenfassen, um mal einen bekannten Zeitreisenden zu zitieren. Meine Angst vor der letzten Folge nimmt aber stetig zu. Ich hab keine Ahnung, wie die aus der Scheiße rauskommen wollen, bzw. wie es danach mit Torchwood überhaupt weitergehen soll. Womöglich packt RTD den Reset Button aus (sähe ihm ähnlich), Womöglich zieht er jetzt alles knallhart durch (sieht ihm auch ähnlich). Auf jeden Fall gibt es mehr als genug Möglichkeiten, Day Five in den Sand zu setzen, und sei es "nur" durch RTDs üblichen Hang zum Bombast in Staffelfinalen.

Kurz nach Genuss der letzten Folge muss ich sagen: Genial. Vor allem: Kein Resetbutton. Das seh ich zwar auch mit einem weinenden Auge – die britische Taschentuchindustrie dürfte diese Woche ein kräftiges Umsatzplus eingefahren haben – aber für die Story war das natürlich genau das richtige. Torchwood kann nach dieser Staffel ad acta gelegt werden, weil die letzte Szene richtig schön abschließend war und Children of Earth gleichzeitig so ein Meisterwerk ist, dass das hier einfach nicht zu toppen ist. Die Darreichungsform als Miniserie war Gold wert, in einer Staffel mit Einzelfolgen hätte sowas gar nicht funktioniert und auf mehr Folgen hätte man die Handlung auch nicht strecken können. Einfach nur genial. Irgendwann war auch nicht mehr das Alien das erschreckende, sondern die Menschen. Das war streckenweise extrem harter Tobak. Also einfach nur genial, und ich bin jetzt sogar mit RTD versöhnt, auch wenn ich nicht glaube, dass er bei Doctor Who auf den Staffel-/Ära-End-Bombast verzichten will. Auf jeden Fall hat der Mann bewiesen, dass er auch anders kann, als man es von ihm erwartet. Ich bin ja sonst große Verehrerin von Steven Moffat, aber sowas hätte der Großmeister nicht schreiben können. Erstmal gab es RTD-typisch sehr bewegende Todesszenen liebgewonnener Figuren (ja, ich habe sogar ein Tränchen wegen Frobisher verdrückt) und zum anderen ist Moffats Grusel zwar extrem effektvoll, aber letztenendes harmlos. Ich bin immer noch geplättet und muss zur Beruhigung erstmal ein Kochrezept posten.

Update: Die richtige Auswertung von Children of Earth (oder Kinder der Erde, wie es auf Deutsch heißt) findet sich hier.

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