Fernsehfolgen mit dem 5. Doctor
Die Ära des 5. Doctors ist gekennzeichnet vom Übergang der 70er, wo Doctor Who mit dem 4. Doctor immer populärer wurde, in die 80er, als mit dem 6. und 7. Doctor der langsame Niedergang der klassischen Serie einsetzte. Peter Davison war damals der jüngste Doctor-Darsteller, erst Matt Smith sollte diesen Rekord brechen.
Der 5. Doctor ist spürbar jugendlicher als seine Vorgänger. Er ist ausgesprochen pazifistisch, doch gerade ihm spielt das Schicksal oft übel mit1. Anfangs reist er mit Nyssa, einer Adligen vom Planeten Traken, der australischen Stewardess Tegan (Tegan über Tegan: a mouth on legs
) und Adric, der zwar eigentlich intelligent ist, sich aber gerne blöd anstellt. Später wird ihm vom Black Guardian Turlough untergeschoben und kurz vor seiner Regeneration gabelt er die amerikanische Botanikstudentin Peri auf, der später in den Hörspielen Erimem zur Seite gestellt wird.
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Hörspiele mit dem 6. Doctor und Evelyn
Der 6. Doctor ist, zumindest wenn man die Fernsehfolgen betrachtet, gemeinhin der unbeliebteste Doctor überhaupt. Bei den Hörspielen ist das aber genau andersrum, da ist der 6. Doctor (neben dem 8. Doctor) der wahrscheinlich beliebteste Doctor. Er ist eine der (vor)lauteren Inkarnationen des Doctors und ist, nett ausgedrückt, sehr von sich überzeugt. Man merkt aber trotzdem schnell, dass sich seine beiden Herzen an den jeweiligen rechten Flecken befinden.
Evelyn zählt zu den Companions, die extra für die Hörspiele erfunden wurden. Sie ist eine 55-jährige Historikerin aus unserer Zeit und sehr kontaktfreudig. Neben den Wundern des Universums allgemein sind Evelyn besonders die Personen wichtig, die sie auf ihren Reisen mit dem Doctor kennenlernt und deren Schicksale ihr oft sehr nahe gehen. Im Bedarfsfall gibt sie dem Doctor auch mal kontra, was der durchaus zu schätzen weiß. Außerdem hat sie eine ausgeprägte Vorliebe für Schokolade in allen Formen (was der Doctor ebenfalls zu schätzen weiß). Evelyn und der Doctor begegnen sich zuerst in The Marian Conspiracy, ihre Wege trennen sich (mehr oder weniger) Thicker Than Water. Ihr chronologisch allerletztes Hörspiel, A Death in the Family, bestreitet Evelyn an der Seite des 7. Doctors, außerdem gibt es mit Real Time ein Hörspiel mit dem 6. Doctor in einer abweichenden Zeitlinie.
Uneingeschränkt empfehlenswerte Hörspiele mit Evelyn und dem 6. Doctor sind The Marian Conspiracy, Jubilee und Doctor Who and the Pirates. Diese und einige weitere Hörspiele sind auch interessant für Leute, die keine regelmäßigen Hörspiel-Hörer sind. Die entsprechenden Titel habe ich aufgeführt in der Hörspiel-Übersicht für reine New-Who-Fans.
Da der Eintrag inzwischen sehr lang ist (und hoffentlich immer länger wird), habe ich die Liste grob nach Produktionsjahren unterteilt:
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Hörspiele mit dem 6. Doctor und Jamie
Der 6. Doctor ist, zumindest wenn man die Fernsehfolgen betrachtet, gemeinhin der unbeliebteste Doctor überhaupt. Bei den Hörspielen ist das aber genau andersrum, da ist der 6. Doctor (neben dem 8. Doctor) der wahrscheinlich beliebteste Doctor. Er ist eine der (vor)lauteren Inkarnationen des Doctors und ist, nett ausgedrückt, sehr von sich überzeugt. Man merkt aber trotzdem schnell, dass sich seine beiden Herzen an den jeweiligen rechten Flecken befinden.
Jamie ist ursprünglich ein Companion des 2. Doctors. Als dieser wegen seiner ständigen Einmischung in die Belange anderer Spezies von den Time Lords auf die Erde verbannt wurde, wurden die Erinnerungen seiner damaligen Companions gelöscht, so auch von Jamie. Er wurde zurückgeschickt in die Schlacht von Culloden, wo er den Doctor zum ersten Mal getroffen hatte.
Obwohl Jamie einer der sympathischsten Companions des Doctors ist, ist diese Mini-Staffel ein gewaltiger Schuss in den Ofen. Alle drei Hörspiele haben praktisch eine durchgängige Handlung, man muss sich also wohl oder übel alle Hörspiele zu Gemüte führen, um überhaupt zu verstehen, was da passiert. Mein Rat: Besser das Geld sparen und sich stattdessen eine Classic-Folge mit Jamie kaufen.
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Doctor Who Unbound: Sympathy for the Devil
Sympathy for the Devil gehört zu der Doctor-Who-Unbound-Reihe, die nach dem "Was wäre wenn…?"-Prinzip funktioniert: Was wäre passiert, wenn der 3. Doctor nicht schon in den 70ern oder 80ern im Exil auf der Erde gelandet wäre, sondern erst 1997?
Der frisch exilierte Doctor landet in Hong Kong kurz vor der Übergabe an die Chinesen. Dort wird er Zeuge eines mysteriösen Flugzeugabsturzes, der UNIT auf den Plan ruft.
Die Handlung von Sympathy of the Devil ist eigentlich nichts, was man nicht auch aus dem normalen Whoniversum kennen würde – der Master hat Mist gebaut und möchte sich möglichst unbeschadet aus der Affäre ziehen. Interessant wird das ganze erst dadurch, dass die Geschichte in einem Universum spielt, in dem der Doctor zu spät auf die Erde kommt und deshalb ganz viel schief gegangen ist: Der Brigadier ist bei UNIT in Ungnade gefallen und will einfach nur seine Ruhe haben, UNIT ist von der Existenz von Alieninvasionen nicht vollends überzeugt und selbst der Master ist ernsthaft an der Situation verzweifelt. Da hilft es natürlich auch nicht, dass dem Doctor noch einiges an zu gewinnender Lebenserfahrung fehlt. Man kann sich bei Sympathy for the Devil jedoch trotz der betrüblichen Lage köstlich amüsieren, was vor allem an den Hauptfiguren bzw. deren Darstellern liegt. Der Brigadier ist, auch wenn er dem Doctor anfangs skeptisch gegenüber steht, natürlich toll wie immer, David Warners alternativer 3. Doctor ist sehr angenehm, Mark Gatiss ist als ebenfalls alternativer Master schlichtweg hinreißend und als Zuckerchen obendrauf spielt David Tennant einen sehr schottischen UNIT-Offizier mit schlechten Manieren und einem äußerst, nunja, farbenfrohen Wortschatz – schade, dass Col. Brimmicombe Wood sonst nur noch in einer Folge der UNIT-Reihe vorkommt, wo er aber nicht mehr ganz so viel Spaß macht.
Sympathy for the Devil hat eine Fortsetzung namens Masters of War, in der der Brigadier mit dem Warner'schen Doctor mitreist. Das ist zwar nicht ganz so genial wie Sympathy for the Devil, dennoch ebenfalls sehr empfehlenswert.
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A Christmas Carol
Moffat kündigte A Christmas Carol als weihnachtlichstes aller Doctor-Who-Weihnachtsspecials an. Er hat sein Versprechen gehalten: Man hat zwar nach A Christmas Carol einen gewaltigen Zuckerschock, aber es macht einfach viehisch Spaß und ist dazu noch herrlich timey wimey, und was anderes will man ja gar nicht zu Weihnachten.
Amy und Rory befinden sich im Rahmen ihrer Flitterwochen auf einem Raumschiff, dass abzustürzen droht. Das könnte nur ein alter Griesgram namens Kazran Sardick verhindern. Der Doctor versucht ihn zu überzeugen, dass gute Taten nicht per se sinnlos sind.
Doctor Who ist schon immer eine Serie, die fremde Einflüsse nimmt und ins eigene Format ummodelt. Wie unschwer am Titel der Folge zu erkennen, hat es diesmal (wieder) Charles Dickens erwischt. Im englischen Sprachraum allgemein und in Großbritannien im Besonderen gehört dessen Christmas Carol zur weihnachtlichen Folklore – die Bandbreite der Adaptionen reicht von ganz ernsthaften Versuchen über die erstaunlich werkgetreue Muppet-Variante bis hin zu freieren Interpretationen wie Nan's Christmas Carol – und auch Doctor Who hat schon eine Folge mit Dickens und Geistern im weihnachtlichen Cardiff gehabt1. Deshalb kann man natürlich nicht mehr Dickens' Christmas Carol 1:1 im Weltall umsetzen; stattdessen ist allen Charakteren bewusst, dass sie diese Geschichte als Grundstruktur für ihre Handlungen nehmen.
Kazran Sardick wird dargestellt von Michael Gambon, bekannt als Dumbledore aus den Harry-Potter-Filmen. Die Beteiligten haben sich anscheinend einen Keks gefreut, dass sie tatsächlich Gambon für Doctor Who gewinnen konnten, und zwar völlig zu Recht. Er stellt Kazran als alten Griesgram dar, der jedoch trotz aller Garstigkeit nicht abgrundtief böse ist2. Abigail, die zweite wichtige Nebenfigur, wird von Katherine Jenkins gespielt, einer Sängerin im Bereich der populären Klassik. Normalerweise kann man immer etwas skeptisch sein, wenn eine Sängerin meint, plötzlich schauspielern zu müssen, hier hat man aber mit voller Berechtigung eine klassisch ausgebildete Sängerin engagiert. In dieser Folge merkt man außerdem mal wieder, wieviel Matt Smith über seine Stimme macht, wenn er den Doctor spielt.
Moffat setzt in A Christmas Carol erneut mehrere Zeitebenen ein und verbindet diese äußerst geschickt miteinander. Besonders den Darstellern ist es zu verdanken, dass A Christmas Carol emotionaler ist als weite Teile der 5. Staffel. Natürlich gibt es auch grundlosen Grusel mit der Face Spider (was hat der Mann bloß für eine kranke Phantasie?) und schweinsche Witze, die die Kleinen vermutlich nicht verstehen. In den Raumschiffszenen wird heftig aus Star Trek zitiert und Moffat konnte es sich nicht verkneifen, Doctor Who für eine Szene zu Sherlock werden zu lassen. Seit dieser Folge ist Doctor Who zudem die vermutlich erste Fernsehserie, in der ein Hai als Sympathieträger dargestellt wird.
- The Next Doctor hat ebenfalls nicht von der Hand zu weisende Dickens'sche Elemente, allerdings wird hier eher aus Oliver Twist zitiert. [⇑]
- Kazrans Wolkenmanipulationsmaschine erinnert mich ein wenig an Feinfingers Orgel im Käpt'n-Blaubär-Film. Ich bezweifle stark, dass Moffat überhaupt von diesem Film weiß, dennoch liegt hier eine interessante Form von konvergenter Evolution vor. [⇑]
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Cabin Pressure
Cabin Pressure ist eine brüllend komische Hörspiel-Serie von BBC Radio 4, geschrieben von John Finnemore. Diese Serie handelt von einer Charter-Airline einem Charter-Airdot namens MJN (My Jet Now) whom no job is too small but many, many jobs are too difficult
. Im Mittelpunkt stehen die Airlinechefin und Flugzeugbesitzerin in Personalunion Carolyn Knapp-Schappey (Stephanie Cole), der erste Offizier Douglas Richardson (Roger Allam), Capt. Martin Crieff (Benedict Cumberbatch) und Carolyns Sohn Arthur (John Finnemore), die sich die meiste Zeit willentlich oder nicht willentlich gegenseitig das Leben schwer machen. Was Cabin Pressure von vielen anderen Comedy-Serien abhebt, ist die durchdachte Charakterzeichnung. Die Figuren haben alle sorgfältig ausgestaltete Hintergrundgeschichten, die nicht nur (wie in vielen anderen Serien) erwähnt werden, weil sie gerade für einen Witz benötigt werden.
Die Crew von MJN Air ist eine einzige Ansammlung hoffnungslos schrulliger Charaktere: Carolyn hat das einzige Flugzeug von MJN Air im Rahmen ihrer Scheidung bekommen. Sie ist geizig – ihrer Crew gegenüber mehr als sich selbst gegenüber – was aber ihrer Aussage zufolge damit begründet ist, dass MJN Air dauerhaft kurz vor der Pleite steht. Sie kann sich daher keine ordentliche Crew leisten und muss mit Martin, Douglas und Arthur vorlieb nehmen. Arthur ist der Flugbegleiter, der mit jeder sich bietenden Situation überfordert ist, da er nicht die hellste Lampe im Leuchter ist. Es gibt nichts, wofür er keine kindliche Begeisterung entwickeln könnte, zum Leidwesen der restlichen Crewmitglieder. Der erfahrenere der beiden Piloten von MJN Air ist Douglas, der bei seinem früheren Arbeitgeber wegen Schmuggel herausgeflogen ist und sich wohl nie damit abfinden wird, dass er nun nur der 1. Offizier ist und nicht mehr der Kapitän. Er ist meist auf seinen eigenen Vorteil bedacht, was zu Carolyns Erleichterung relativ oft auch für MJN Air vorteilhaft ist. Der wesentlich jüngere Martin hat für den Pilotenschein ganze 7 Anläufe gebraucht und wird noch immer nicht als Kapitän ernst genommen. Er ist sehr darauf bedacht, alles genau nach Vorschrift zu machen, was Douglas schnell den letzten Nerv raubt. Weitere Interessen neben der Fliegerei hat er nicht. Martin ist gleichzeitig das Lieblingsopfer von Douglas und das große Vorbild von Arthur.
Jede Folge zeigt die Geschehnisse während eines Charterauftrags. Man wünscht dieser Crew zwar jedes Mal irgendwie ein Happy Ending (das es, wenn auch mit Abstrichen, häufig genug gibt), aber es macht eigentlich noch viel mehr Spaß zuzuhören, wie sie mal wieder scheitern. Cabin Pressure sollte man deshalb besser nicht mit Kopfhörer in der Öffentlichkeit hören, weil die dabei hervorgerufenen Lachanfälle extrem sein können.
Bisher gibt es 2 Staffeln von Cabin Pressure. Die Aufzeichnung findet live vor Publikum statt (wenn mal eine Folge an einem Sonnabend aufgezeichnet werden sollte, sitze ich sowas von im Flieger nach London!), die Lacher sind also echt und nicht eingespielt. Weihnachten gibt es ein Special – am 25. Dezember um 9:30 Uhr unserer Zeit, um genau zu sein – und die 3. Staffel ist bereits angekündigt. Die Ausstrahlungstermine werden auf der Website bei BBC Radio 4 bekannt gegeben.
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Dialekte im deutschen Fernsehen
Auf sueddeutsche.de gab es gestern einen Artikel zum Thema Dialekte im deutschen Film. Im Wesentlichen kann ich diesen Artikel unterschreiben. Ein Grund, warum ich britische Serien den deutschen Serien meistens vorziehe, ist die mangelnde Detailverliebtheit der deutschen Serien, die in den meisten Fällen dazu führt, dass sich eine Serie nicht echt genug anfühlt. Dialekte gehören zu diesen wichtigen Details und es hat mich schon manches Mal gestört, dass bspw. in Krimiserien, die in Leipzig spielen, praktisch nicht gesächselt wird. Natürlich gibt es Dialekte, die ich nicht so gerne höre, aber trotzdem würde ich es selbst bei den für mich nicht so angenehmen Dialekten um der Realität Willen vorziehen, wenn man im deutschen Film und Fernsehen Dialekte in einer natürlichen Weise einsetzen würde. Das ist eine der Sachen, die mir an Im Angesicht des Verbrechens so gefällt: Die Berliner berlinern und diejenigen, die nicht deutsch sprechen, werden untertitelt.
In vielen Synchronisationen, aber auch in von vornherein deutschen Produktionen, werden sprachliche Unterschiede ohne Rücksicht auf Verluste eingeebnet. Damit will man vermutlich dem deutschen Publikum entgegenkommen, das solche Sachen wie Untertitel und fremdsprachige Sequenzen nicht gewöhnt ist (das britische Publikum bekommt dagegen bei kurzen fremdsprachlichen Sequenzen oft gar keine Untertitel, sondern muss sich den Inhalt anhand anderer Anhaltspunkte selbst erschließen). Manchmal wird das Publikum jedoch auch einfach für blöd gehalten. Ich erinnere mich da an eine Zeile aus einer Torchwood-Folge, die sich auf Wales bezog – diese Bemerkung wurde in der Synchro rausgestrichen und durch einen "neutraleren" Kommentar ersetzt. Etlichen Zuschauern dürfte bewusst sein, dass Torchwood in Wales spielt und die, denen das nicht bewusst war, hätten es dadurch erfahren.
Ein weiterer Punkt sind Nichtmuttersprachler, die Deutsch lernen und/oder sich in die deutsche Kultur verliebt haben. Denen entgeht durch die Dialektfeindlichkeit des deutschen Fernsehens einiges, denn Film und Fernsehen sind eine wunderbare Möglichkeit, um seine passiven Sprachkenntnisse zu verbessern und (wenn auch nur in eingeschränktem Maße) Einblick in eine andere Kultur zu erhalten. Da im deutschen Fernsehen kaum Dialekte vorkommen, und wenn nur in abgeschwächten Varianten, können Nichtmuttersprachler weder das Verständnis von deutschen Dialekten üben, noch bekommen sie die Vielfalt an Mentalitäten und Dialekten mit, die es in Deutschland gibt. Zwar mögen Nichtmuttersprachler, die deutsche Filme und Serien im Original sehen, die Minderheit der Zuschauer sein, aber es würde deutschen Produktionen sicher so oder so gut bekommen, wenn tatsächlich mehr regionale Eigenheiten abgebildet würden.
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Human Nature / The Family of Blood
Human Nature / The Family of Blood ist eine Folge, in der David Tennant die Gelegenheit hat, eine seiner besten Leistungen in Doctor Who abzuliefern. Außerdem ist sie eine wichtige Charakterfolge für den Doctor, in der seine Handlungsmuster hinterfragt werden. Gaststar in dieser famosen Episode ist Jessica Hynes (manch einem hoffentlich aus Spaced bekannt), die Joan Redfern darstellt. Wie bereits Dalek und (in eingeschränkterem Maße) Rise of the Cybermen / The Age of Steel ist auch Human Nature / The Family of Blood die Neubearbeitung einer Story mit einem früheren Doctor. Diesmal ist jedoch kein Hörspiel die Grundlage, sondern ein 1995 erschienenes Buch mit dem 7. Doctor, das ebenfalls Human Nature heißt1. Vorlage wie Remake sind von Paul Cornell geschrieben, auf dessen Konto z.B. auch Father's Day geht.
Der Doctor wird von der Family of Blood verfolgt. Um der Alien-Familie aus dem Weg zu gehen, versteckt er sich als Mensch in einem englischen Dorf im Jahr 1913.
Ich habe es bereits mehr als einmal geschrieben: Ich finde den Doctor dann besonders interessant, wenn seine gefährliche Seite zum Vorschein kommt. Unter anderem deshalb ist Human Nature / The Family of Blood, wo der 10. Doctor auf sehr düstere Weise portraitiert wird, eine meiner absoluten Lieblingsfolgen. Seine Fähigkeit zur Grausamkeit hatte sich immer wieder angedeutet; nun kommt sie voll zum Ausbruch. Der 9. Doctor hatte in Dalek zwar die Grenze zum blinden Hass fast überschritten, jedoch aus sehr persönlichen Gründen und nur dieses eine Mal – gerade in diesem Zusammenhang kriegt die Coward
-Szene in The Family of Blood noch einen anderen Dreh. Der 10. Doctor schlägt dagegen über die Stränge, weil es ihm ums Prinzip geht, wohlwissend, dass er sich dabei extrem kaltherzig verhält. Gipfeln wird diese Selbstherrlichkeit in The Waters of Mars, wo er einen Aussetzer hat, der das Ende dieses Zweiteilers locker in den Schatten stellt. Die Wut des 11. Doctors nimmt sich dagegen fast schon harmlos aus, weil sie immer ein bisschen gegen ihn selbst gerichtet ist. Es wird jedoch nicht nur die Gnadenlosigkeit des 10. Doctors thematisiert, sondern auch seine Gedankenlosigkeit – er hat bei der Flucht nicht im Mindesten daran gedacht, dass Unbeteilgte zu Schaden kommen könnten, wenn die Family of Blood ihm doch auf die Schliche kommt. Das betrifft sowohl Joan und Martha, die auf persönlicher Ebene betroffen sind – Rassismus, Sexismus und Klassenunterschiede werden in diesem Zweiteiler mit einer für Doctor Who ungewohnten Deutlichkeit angesprochen – als auch die Menschen, die beim Angriff der Family of Blood ihr Heim verlieren, verletzt oder getötet werden.
Da der Doctor sich als John Smith versteckt, hat David Tennant in diesem Zweiteiler praktisch eine Doppelrolle. In diesem Zusammenhang am interessantesten ist sicherlich die Szene, in der John Smiths Persönlichkeit für einen kurzen Moment vom Doctor verdrängt wird, wo man am deutlichsten sieht, wie unterschiedlich Tennant den Doctor und John Smith darstellt. Er ist außerdem einer der Schauspieler, die sich trauen, richtig zu heulen, auch wenn das nicht mehr hübsch aussieht. Da der Doctor als Hauptfigur de facto wegfällt, bekommen die Nebenfiguren relativ viel Raum. Bei der Family of Blood sticht besonders der herrlich überzogen dargestellte Baines hervor, aber auch Jenny, um die es einem richtig leid tun kann, da sie eine ganz herzliche Person war. Tim Latimer, der bereits auf Baines Abschussliste stand, bevor der zu Son of Mine geworden ist, ist ein ganz goldiges, dennoch nicht zu unterschätzendes Kerlchen2. Unzweifelhaft die wichtigste Figur, um die sich für John Smith alles dreht, ist Joan, eine trotz widriger Umstände sehr starke Frauenfigur. Sie ist außerdem eine der wenigen Personen, die den Doctor in seine Schranken weisen. Angesichts der Tatsache, dass der Doctor Joans Enkelin in The End of Time besucht, kann man sogar davon ausgehen, dass ihre Worte nicht völlig ungehört verhallt sind.
- Das Buch gibt es bei der BBC als kostenlose pdf-Datei, mit einem kleinen Nachwort des Autors bezüglich der Adaption des Buches als Fernsehfolge. [⇑]
- Man mag es kaum glauben, aber Thomas Sangster, der Tim darstellt, war zum Zeitpunkt des Drehs bereits 16 (!) Jahre alt. [⇑]
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Doctor Who – Dritte Staffel
Die dritte Doctor-Who-Staffel ist meine liebste Staffel aus der Zeit des 10. Doctors. Im Gegensatz zur zweiten Staffel bekommmt David Tennant hier mehr als genug Szenen, in denen er brillieren kann, was allein schon Grund genug ist, diese Staffel zu einem einzigen Genuss zu machen. Wie schon das Jahr davor ist das Weihnachtsspecial die nullte Folge der Staffel. Mit The Infinite Quest gab es außerdem eine animierte Miniserie, die aber nicht sonderlich gut gelungen ist und die ich deshalb einfach ignoriere.
Die 3. Staffel ist von Ton her ein wenig düsterer als die anderen neuen Staffeln. Die Verzweiflung und Einsamkeit des Doctors (und sogar eine leicht suizidale Ader) schlagen voll durch, nachdem er von Rose getrennt wurde. Zudem wird er in dieser Staffel streckenweise richtig dolle gefährlich. Seine aktuelle Begleiterin ist Martha. Zwischen ihr und dem Doctor entwickelt sich eine enges Vertrauensverhältnis, das jedoch davon überschattet wird, dass der Doctor ihr mehr als einmal das Gefühl gibt, nach Rose nur zweite Geige zu spielen. Martha ist ihrerseits unglücklich in den Doctor verliebt (was meines Erachtens sehr erzwungen wirkt und ihre restliche Charakterisierung stört). Ein kleiner Wermutstropfen ist, dass Marthas Einführungsphase wegen der Zauderei des Doctors ziemlich lang geraten ist und es selbst danach noch mehrere Folgen gibt, in der sie nicht die klassische Companionrolle einnehmen kann1. Auch Marthas Familie wird vorgestellt. Francine, Marthas Mutter, steht mit dem Doctor ernsthaft auf Kriegsfuß und bringt Martha mit dieser Haltung unwissentlich in Gefahr. Am Ende der Staffel kehrt Jack zurück. Für ihn sind seit seinem letzten Erlebnis mit dem Doctor über hundert Jahre vergangen. Aus diesem Grund gibt es anfangs ein paar Meinungsverschiedenheiten zwischen ihm und dem Doctor, die jedoch beigelegt werden können2. Im Weihnachtsspecial lernen wir außerdem Donna kennen, die eine Staffel später Companion werden sollte.
Der personifizierte rote Faden dieser Staffel ist Harold Saxon, dessen Name bereits in der zweiten Staffel fiel. Anders als in den beiden vorherigen Staffeln, in denen der Story Arc vergleichsweise unauffällig platziert war, ist Harold Saxon über die ganze Staffel hinweg sehr präsent. Die Auftritte seiner Gefolgschaft laufen fast schon eher unter Neben- denn Hintergrundhandlung, weshalb die Rückbezüge im Finale diesmal ein bisschen konkreter sind.
Die dritte Staffel strotzt nur so vor Lieblingsfolgen. Ganz herausragend sind Blink und der Zweiteiler Human Nature / The Family of Blood, die zu den besten Doctor-Who-Folgen überhaupt zählen. Die schwächste Folge ist die Doppelfolge Daleks in Manhattan / Evolution of the Daleks, die nicht mal richtig schlecht ist, sie funktioniert nur nicht als Dalek-Folge. Beim Finale hat sich RTD etwas übernommen, im letzten Teil gibt es nämlich ein paar Szenen, bei denen man sich je nach Veranlagung im Sessel winden kann. Dafür finden sich auch unter den restlichen Episoden noch reichlich Lieblingsfolgen, wie etwa Gridlock, um nur ein Beispiel zu nennen. Wie immer kann man ausführliche Episodenbeschreibungen beim SF-Radio nachlesen.
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Sarah Jane Adventures: Death of the Doctor
Nach dem der 10. Doctor Sarah Jane bereits in der letzten Staffel der Sarah Jane Adventures besucht hat, hat nun auch der 11. Doctor einen Auftritt in den SJA. Geschrieben wurde diese Folge von RTD höchstpersönlich. Im Gegensatz zum nur mäßig gelungenen The Wedding of Sarah Jane Smith fühlt sich Death of the Doctor viel mehr wie eine in die SJA ausgelagerte Doctor-Who-Folge an, was einem natürlich entgegenkommt, wenn man aus dem Alter für die SJA längst raus ist.
Sarah Jane wird von UNIT informiert, dass der Doctor ums Leben gekommen wäre. Die Shansheeth, eine Spezies intergalaktischer Totengräber, hätten seine Leiche auf die Erde gebracht, wo nun eine Trauerfeier mit einigen seiner Companions stattfinden soll. Dabei trifft Sarah Jane auf Jo Jones, geb. Grant1, die ebenfalls nicht glaubt, dass der Doctor tot ist.
Bekanntermaßen schreibt RTD immer dann besonders gute Folgen, wenn er kein Finale abliefern muss. Dementsprechend macht Death of the Doctor richtig viel Spaß, auch wenn es an ganz vielen Stellen ein Nostalgietrip ist. Vor lauter Namedropping von Companions, Rückblenden auf frühere Abenteuer des Doctors und Rückbezügen auf den Abschied des 10. Doctors bleibt natürlich nicht viel Raum für die Handlung übrig, aber das ist eigentlich egal, da selbige nur dazu da ist, möglichst viele schöne Szenen aneinanderreihen zu können (und der 11. Doctor sagt Come along, Smith
– yeah!). Was der letzten Doctor-Who-Staffel etwas gefehlt hat, nämlich Emotionen, gibt es hier im Übermaß. Ein bisschen wird man auch den Eindruck nicht los, dass eher diese Folge statt The End of Time der eigentliche Schlusspunkt der RTD-Ära ist. Dabei wäre es sehr schade, wenn RTD nun gar nichts mehr für Doctor Who schreiben würde, denn er kriegt nicht nur die Monologe des 11. Doctors ebenso schön hin wie Moffat.
Veröffentlich wurde diese Folge in der DVD-Box von The Green Death, der letzten Folge mit Jo Grant. Überhaupt ist The Green Death eine der tollsten Folgen der klassischen Serie, der Kauf der Box lohnt also gleich doppelt.
- RTD hat als Waliser zwar einen ausgeprägten Hang dazu, seinen Charakteren den Nachnamen Jones zu verpassen, hier stammt der Name aber noch aus der klassischen Serie. [⇑]
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The First Men in the Moon
Mark Gatiss hat für BBC Four einen originellen kleinen Film gedreht, nämlich The First Men in the Moon, basierend auf dem gleichnamigen Roman von H. G. Wells.
Der bankrotte Geschäftsmann Bedford und der exzentrische Wissenschaftler Prof. Cavor tun sich zusammen, um mithilfe einer Erfindung von Cavor eine Reise zum Mond zu unternehmen. Dort kommen sie in Kontakt mit einheimischen Lebewesen.
Ich könnte lang und breit über The First Men in the Moon schwärmen; ich versuche, mich kurz zu fassen. Dieses Schätzchen hat kein großes Budget (das ohnehin erfreulich spärlich eingesetzte CGI befindet sich im Zweifelsfall eher auf dem Niveau der 1. Doctor-Who-Staffel als auf dem der 5. Staffel), dafür sieht man dem Film in jeder Szene an, mit wieviel Liebe er gemacht wurde. Neben den beiden Hauptfiguren gibt es kaum weitere Charaktere, weshalb The First Men in the Moon ein wenig kammerspielartig erscheint. Die Schauplätze sind auf dem Mond wie auf Erden super ausgewählt bzw. gebaut – die Mondlandschaft erinnert an Stummfilmkulissen und mit englischen Dörfern kann man sowieso nichts falsch machen. Dazu ist auch die Musik sehr schön geraten. Trotz der immer mitschwingenden Tragik gibt es oft etwas zu schmunzeln, außerdem wird es streckenweise angenehm gruselig. All das macht The First Men in the Moon zu einem geradezu klassischen Science-Fiction-Film, dem man deutlich anmerkt, dass er auf einem Buch basiert. Mehr möchte ich zu diesem Film gar nicht sagen, da ich sonst für jede Szene einzeln aufzählen müsste, was ich daran so toll fand. Ich bin verliebt in diesen Film. Die DVD dazu erscheint schon am 25. Oktober.
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