Donnerstag, 6. Oktober 2011

Doctor Who – Sechste Staffel

Die sechste Staffel nimmt den Handlungsbogen der fünften Staffel wieder auf. Der Ausstrahlungsmodus wird bei dieser Staffel dahingehend geändert, dass die Staffel in zwei Teilen mit sieben bzw. sechs Folgen gesendet wird. Ein bisschen nähert man sich damit dem kürzeren Staffelformat an, das von vielen anderen britischen Serien genutzt wird. Vor dieser Staffel fanden bereits Death of the Doctor (eine Folge der Sarah Jane Adventures), das Weihnachtsspecial A Christmas Carol und ein kurzes Charity-Special statt; am Ende der zweiten Halbstaffel wurde eine kurze von Schülern geschriebene Folge ausgestrahlt.

Companions sind weiterhin Amy und Rory, nun als Ehepaar. Sie begleiten den Doctor aber nicht mehr ständig auf seinen Reisen. Stattdessen verbringen sie nach ihrer Hochzeitsreise, die der Doctor eingefädelt hat, einige Zeit zu Hause in Leadworth, bevor sie wieder in die TARDIS einziehen. Auch während der Staffel setzt der Doctor sie ab und an zu Hause ab. River sehen wir in dieser Staffel ebenfalls wieder. Dabei wird ihre Herkunft erklärt, wodurch sie leider auch ein wenig entzaubert wird. Der Doctor wird in dieser Staffel in gefährlicheres Terrain geführt – ihm läuft einiges aus dem Ruder, was zwar weniger Auswirkungen auf großer Ebene hat, umso mehr aber ihn persönlich und die Personen um ihn herum trifft.

Nachdem in der letzten Staffel geklärt wurde, was es mit der Pandorica auf sich hat, werden nun die Fragen angegangen, die nach dem Finale noch offen blieben, wie etwa die Silence oder die TARDIS unbekannter Herkunft aus The Lodger. Diese Fragen werden aber immer nur teilweise beantwortet und es werden sofort neue Fragen aufgeworfen.

Wie nicht anders zu erwarten, ist die beste Folge der ersten Halbstaffel die Gaiman-Folge. In der zweiten Halbstaffel wird dieser Platz von Mark Gatiss' Folge eingenommen. Totalausfälle gibt es diesmal glücklicherweise nicht, denn bei der Kürze der Halbstaffeln würde das noch stärker ins Gewicht fallen als wenn die Folgen alle an einem Stück ausgestrahlt würden. Die Moffat'schen Folgen haben, vom Anfangs-Zweiteiler abgesehen, allerdings eine nicht zu leugnende Tendenz zu Nummernrevue – es reihen sich viele gute, witzige Szenen aneinander, dafür ist der Handlungsaufbau vor allem in der zweiten Halbstaffel zunehmend inkonsistent. Die Zukunft muss dementsprechend zeigen, wie der Langzeitwert dieser Folgen ist.1

Der folgende Eintrag ist in drei Teile geteilt, entsprechend der Ausstrahlung.

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Mittwoch, 14. September 2011

Sherlock Holmes (Granada-Serie)

Da mich das Sherlock-Holmes-Virus vollständig erfasst hat, habe ich die Uni-Bibo nach Verfilmungen abgegrast und hab mich prompt in die klassische Granada-Verfilmung verliebt. Leider hat die Bibo nicht alle Staffeln, aber ich spare schon auf die Komplettbox.

Die Sherlock-Holmes-Verfilmung von Granada gilt gemeinhin als die der Vorlage treueste, und zwar völlig zu Recht: Die Fälle, die sich unbearbeitet ins Fernsehen übernehmen lassen, kann man regelrecht mitlesen. Wir haben hier sogar einen der seltenen Fälle, wo die Verfilmung noch besser ist als das Original: Dadurch, dass die Fälle in der Buchvorlage von Watson erzählt werden, fehlt nämlich der Außenblick auf die Freundschaft von Holmes und Watson und genau das stellt diese Serie so wunderbar dar.

Ins kollektive Gedächtnis derer, die Sherlock Holmes nicht in der Buchvorlage kennen, hat sich ausgerechnet die Filmreihe mit Basil Rathbone und Nigel Bruce eingegraben, was leider dafür sorgt, das viele Leute völlig falsche Vorstellungen von Holmes (man könnte das sehr schön anhand der deutschen Sherlock-Rezensionen diskutiert, die viel zu oft Fehlinformationen runterbeteten) und Watson (der für die meisten Leute das verblödete Anhängsel von Holmes ist) haben. Die Granada-Serie wird nun endlich beiden Charakteren gerecht: Holmes ist hier eben nicht vermeintlich gediegener Gentleman, sondern jemand, dem die sozialen Konventionen so egal sind, wie die damalige Zeit es zulässt (was uns als heutige Leser/Zuschauer – abgesehen von seinem Drogenkonsum, der in dieser Serie sehr offen angesprochen wird – nicht groß schocken kann, für die extrem steifen viktorianischen Verhältnisse aber doch einigermaßen unverschämt war), und Watson darf in dieser Verfilmung endlich intelligent sein.

Darsteller von Holmes ist Jeremy Brett, und man könnte meinen, Conan Doyle hat die Geschichten nur für ihn geschrieben. Leider ist Brett im Laufe der Serie ernsthaft krank geworden und früh gestorben. Watson wird in der ersten Staffel - oder den ersten zwei Staffeln, je nachdem, wie man zählt - von David Burke dargestellt, danach von Edward Hardicke. Der Darstellerwechsel erfolgte, weil Burke sich mehr dem Theater und dem Privatleben widmen wollte, aber dadurch dass dazwischen Holmes' verlängertes Sabbatjahr liegt, passt das auch wieder. Beide füllen Watson mit einer ganz großen Lebendigkeit an und man versteht, wieso die Holmes und Watson so dicke Freunde sind. Überhaupt sind die Interaktionen zwischen den beiden das, was den meisten Spaß an der ganzen Serie macht.

Wiederkehrende Figuren sind - natürlich - Mrs Hudson und Inspector Lestrade (hier übrigens mit langem ä-Laut ausgesprochen). Beide bleiben in der Buchvorlage hinreichend blass, dass sich die Verfilmung ein paar Freiheiten bei der Charaktergestaltung nehmen kann. Mrs Hudson ist, wie bei diesen beiden Herren zu erwarten, eine sehr resolute Haushälterin, die zwar manchmal etwas zu leiden hat, weil Holmes etwas anderes unter Ordnung versteht als sie, andererseits Holmes und Watson gerne mal bei ihren Plänen hilft, wenn sie die Gelegenheit dazu hat. Lestrade ist in den Büchern, wie praktisch alle Polizisten, inkompetent, worauf hier glücklicherweise verzichtet wird. Er zieht zwar manchmal voreilige Schlüsse, ist aber trotzdem intelligent - andernfalls könnte man kaum verstehen, dass Holmes in der Serie so gerne mit ihm zusammenarbeitet. Umgekehrt hat Lestrade großen Respekt vor Holmes' Fähigkeiten.

Mycroft kommt in dieser Serie natürlich ebenfalls vor. Die beiden Brüder haben ein gutes Verhältnis miteinander, obwohl es klar ist, das Sherlock Holmes der kleinere Bruder ist, der alles versucht, um nicht im Schatten von Mycroft zu stehen. Moriarty hat am Ende der zweiten Staffel seinen Auftritt. Ihm wird logischerweise eine größere aktive Rolle als in den Büchern eingestanden, wo er ja erkennbar kurzfristig und nachträglich reingeschrieben wurde. Hier kann er schon einen Fall vorher beim Strippenziehen beobachtet werden. Die Reichenbachfolge wurde tatsächlich in der Schweiz gedreht und für das Finale von The Final Problem wurden sogar zwei Stuntmen die Reichenbachfälle runtergeschubst.

In Deutschland wurde die Serie sehr lückenhaft ausgestrahlt. Die ersten zwei Staffeln - die hierzulande als eine einzige Staffel gezählt werden, da sie einen gemeinsamen Titel haben - wurden im DDR-Fernsehen ausgestrahlt, wobei aber die Szenen mit Holmes' Drogenmissbrauch nicht eingeschlossen wurden. Spätere Staffeln wurden im Westen ausgestrahlt und manche Staffeln auch überhaupt nicht.1 Dementsprechend ist die Synchro ein Flickenteppich. Die Staffeln wurden hierzulande in Boxen entsprechend der staffelübergreifenden Titel zusammengefasst und bei Koch Media veröffentlicht. Die synchronisierten Staffeln sind in der deutschen und der englischen Sprachfassung enthalten (bei Staffeln mit mehreren Synchronfassungen hat man die Wahl, welche man hören möchte), die unsynchronierten gibt es nur auf Englisch. Alle Staffeln haben deutsche Untertitel. Zusätzlich liegt jeweils ein sehr lesenswertes Heftchen mit Produktionsnotizen bei, das sich nicht nur in den üblichen Lobpreisungen ergeht. Andere Extras gibt es nicht, aber das ist in diesem Fall wirklich nicht nötig. Daneben wurden auch Folgen in Filmlänge gedreht, die hierzulande gesondert bei Polyband veröffentlicht wurden (mit ganz ganz furchtbaren DVD-Covern, beiden Sprachfassungen und vollkommen ohne UT). Es gibt auch eine Komplettbox der Staffeln, die Filme muss man dann aber immer noch extra kaufen. In Großbritannien kann man die Serie dagegen in einer wirklich kompletten Komplettbox kaufen, wobei ich annehme, dass auch dort die Produktionsnotizen beiliegen.

  1. Die Ausstrahlungsreihenfolge in der 1986er Staffel ist für die deutsche und die britische Fassung unterschiedlich. Auf der deutschen DVD sind die Folgen in der deutschen Ausstrahlungsreihenfolge angeordnet. []

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Sonntag, 14. August 2011

Sherlock – Die Synchro

Gesamteindruck nach der ersten Folge: Sehr gut mit einem Abstrich. Die Stimmlagen sind bei den Männern in den meisten Fällen höher als im Original, aber wenn man das Original nicht kennt bzw. sich an die Synchro gewöhnt, störts erstmal nicht weiter (auch wenn ich den Jaguar im Cello aka Benedict Cumberbatch im Original lieber habe). Die Dialoge halten sich in Stil und Text bis auf ein paar ganz kleine Abweichungen ans Original und, was bei Sherlock sehr wichtig ist, die Texte im Bild wurden sehr sorgfältig übersetzt. Die Nebengeräusche waren allerdings etwas lauter als im Original; wenn man nicht wusste, wann der Schuss kommt, konnte man wahrscheinlich ganz schön zusammenzucken. Das einzige, was ich wirklich zu meckern habe, ist das Duzen und Siezen – ein altes Problem bei Synchros, weil man im Englischen mit dem Gebrauch von Vornamen eher anfängt, als man im Deutschen zum Du übergehen würde. Bei Lestrade und Mrs Hudson ist Siezen die angebrachtere Variante, aber Sherlock und John als WG-Genossen und später gute Freunde befinden sich eindeutig eher auf der Du-Ebene – zumal dieser moderne Sherlock eine bewusste Abkehr von der Steifheit ist, die Sherlock Holmes in vielen Inkarnationen anhaftet, was der Einsatz von Vorname+Sie unter Freunden wieder ein bisschen rückgängig macht.

Die zweite Folge war ebenfalls weitestgehend gelungen, allerdings war die Stimme von Soo Lin schlecht besetzt. Die Sprecherin war anscheinend noch unerfahren, Soo Lin hörte sich deshalb auf Dauer einschläfernd an.

Die dritte Folge ist bedeutend schwieriger zu übersetzen als die beiden ersten Episoden. In manchen Szenen war eine freiere Übersetzung also unvermeidlich, andere Szenen wurden jedoch frei übersetzt, obwohl das gar nicht nötig war. In diesem Zusammenhang gab es an ein oder zwei Stellen sogar kleinere Schnitzer. Moriartys Stimme klingt nervig genug, allerdings ist auch er als jemand, der eigentlich vor nichts und niemand Respekt hat, vor der Siezmanie nicht sicher.

Zwischen der ersten und der dritten Folge gab es eine interessante kleine Diskrepanz: Die erste Folge heißt auf deutsch Ein Fall von Pink. Der Originaltitel lautet A Study in Pink, in Anlehnung an A Study in Scarlet. In der dritten Folge wird der entsprechende Fall Eine Studie in Pink genannt, was nicht nur die wörtliche Übersetzung des englischen Titels der ersten Episode ist, sondern auch dem deutschen Titel der Vorlage Eine Studie in Scharlachrot entspricht.

Erstaunlicherweise gibt es sogar einen Teil der zur Serie gehörenden Webseiten auf deutsch, online gestellt von BBC Worldwide: http://www.sherlock-blog.de/, http://www.johnwatsonblog.de/ und http://www.mollyhooper.de/. In den Blogs duzen sich John und Sherlock übrigens.

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Donnerstag, 11. August 2011

Horrible Histories

Horrible Histories ist eine Kreuzung aus Sketchshow und Bildungsprogramm für Kinder. Diese BBC-Serie basiert auf einer Buchreihe, die sich den blutigeren und unappetitlicheren Geschehnissen widmet, um Geschichte für Kinder interessanter zu machen.1 Wie die Sendung mit der Maus ist Horrible Histories nicht nur etwas für Kinder, sondern auch ein großer Spaß für Erwachsene, denn die Sketche sind zwar manchmal etwas klamaukig, oft aber sehr gewitzt.

Die Bandbreite der Themen reicht von der Antike bis etwas zum Zweiten Weltkrieg. Es werden nicht nur historische Ereignisse dargestellt, sondern auch die Lebenswelt der jeweiligen Epochen. Natürlich liegt der Schwerpunkt auf Großbritannien, andere Länder kommen jedoch ebenfalls gebührend oft vor. Der Spaß steht dabei immer im Vordergrund, die Vermittlung von geschichtlichem Wissen erfolgt en passant – das dann aber erstaunlich gut hängen bleibt. Für Erwachsene hat der Humor noch eine weitere Ebene, denn in vielen Sketchen werden oft heutige (Reality-)Fernsehformate aufs Korn genommen, sozusagen Switch auf historisch gebürstet und lustiger.

Pro Folge gibt es eine Musiknummer. Manchmal steht mehr der Inhalt im Vordergrund und die musikalische Umsetzung erfüllt nur ihren Zweck2, manchmal werden aber richtige Musikvideos gedreht. Und so kommt es dann zu solchen Perlen wie Literally, wo ein Häuflein zotteliger Wikinger in bester Bon-Jovi-Manier über die Freuden des Plünderns schmachtet:

Aufgrund der kürze der Zeit werden historische Ereignisse teilweise etwas vereinfacht dargestellt, andererseits hört man so über Sachen, die sonst oft nicht in den Geschichtsbüchern erwähnt werden. In Horrible Histories steckt handwerklich ziemlich viel Aufwand, gleichzeitig ist die Serie in keiner Sekunde belehrend. Als Kind hätte ich mir eine solche Bildungssendung gewünscht, denn abgesehen von der Sendung mit der Maus kam ich mir von vielen Sendungen damals nicht richtig ernstgenommen vor. Horrible Histories macht diesen Fehler nicht.

Wahrscheinlich wird diese Serie nie in Deutschland gesendet werden, allein schon wegen des Großbritannien-Schwerpunkts. Der interessierte erwachsene Zuschauer kann sich aber die DVDs kaufen (gibts bei Amazon.co.uk zum Spottpreis) und mit Untertiteln ist Horrible Histories sicherlich auch etwas für englischlernende Kinder und Jugendliche.

  1. In englischsprachigen Ländern gibt es weniger Bedenken, Kindern Grusel vorzusetzen (man lese nur mal ein Kinderbuch von Neil Gaiman), aber Horrible Histories ist auch nach deutschen Maßstäben ziemlich harmlos. []
  2. Sowas hätte ich gerne für deutsche Bundespräsidenten. []

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Samstag, 6. August 2011

Fernsehfolgen mit dem 6. Doctor

In den späten 80ern war Doctor Who bei den BBC-Verantwortlichen nicht sonderlich beliebt. Das schlägt sich in einer absolut stiefmütterlichen Behandlung der Serie nieder: Am Format der Serie wurde unnötig rumgespielt und die Produktionsstandards sind sichtlich niedriger als bei den vorherigen Staffeln. Zwischen den beiden Staffeln des 6. Doctors lag außerdem eine längere Pause, die damals (im Rückblick berechtigte) Ängste um die Absetzung von Doctor Who schürte. Hauptsächlich Leidtragender der gesamten Entwicklung ist (neben dem Publikum) Colin Bakers 6. Doctor selbst.

Der 6. Doctor hat einen Charakter, den man am besten als laut beschreibt – seine Herzen sitzen zwar an ihren jeweiligen rechten Flecken, er kann aber sehr barsch sein. Außerdem ist sein Modegeschmack sehr zweifelhaft1. In seiner ersten Staffel reist er mit Peri, einer amerikanischen Botanikstudentin, danach mit Mel. Der Übergang von einem Companion zum anderen findet zwar in The Trial of a Time Lord, der 2. Staffel mit dem 6. Doctor, statt, wird aber nicht explizit dargestellt. In den Hörspielen hat der 6. Doctor mit Evelyn eine weitere Begleiterin.

Durch die äußeren Umstände hatte Colin Baker damals kaum eine Chance, den Doctor vernünftig darzustellen. In den Hörspielen von Big Finish kann man dagegen hören, was aus dem 6. Doctor hätte werden können, wenn die Umstände damals günstiger gewesen werden. Wo die Fernsehfolgen des 6. Doctors nämlich im Großen und Ganzen (berechtigterweise) als das Schlechteste gelten, das Doctor Who zu bieten hat, sind unter den Hörspielen mit dem 6. Doctor auffällig viele Big-Finish-Klassiker dabei.

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Sonntag, 31. Juli 2011

Silence in the Library / Forest of the Dead

Mit Silence in the Library / Forest of the Dead tut sich Moffat einmal mehr als Autor von Gruselgeschichten mit dem gewissen Etwas hervor. Außerdem lernen wir in dieser Folge River Song kennen, die später (oder früher, je nach Sichtweise) noch viel mit dem Doctor zu tun haben wird/gehabt hat.

Der Doctor wird von River Song (Alex Kingston) auf einen menschenleeren Bibliotheksplaneten gerufen, wo die Vashta Nerada ihr Unwesen treiben.

Mit diesem Zweiteiler perfektioniert Steven Moffat sein Spiel mit dem Medium Fernsehen. Wo der Zuschauer in Blink in die Handlung einbezogen wurde, schafft Moffat nun eine virtuelle Welt innerhalb der "realen" Welt der Episode, die den Regeln des Fernsehens folgt, was für die Figuren spürbare Auswirkungen hat. Beispielsweise gibt es dort wie im Fernsehen Schnitte, nur das es den Bewohnern der virtuellen Welt nun so ergeht, wie normalerweise uns Zuschauern – die Bewohner erfahren eventuell, was "während" des Schnittes passiert ist, wurden aber nicht persönlich Zeuge der Ereignisse. Das Erscheinungsbild dieser virtuellen Welt ist wiederum davon geprägt, wie man sich als Zuschauer so die generische britische Kleinstadt vorstellt, obwohl die Folge 3000 Jahre in der Zukunft spielt. Das hört sich auf dem Papier furchtbar kompliziert und theoretisch an, macht in der Folge aber sehr viel Spaß und ist ganz faszinierend.

Zusätzlich zu der tollen Handlung profitiert dieser Zweiteiler (mal wieder) von den Leistungen der Darsteller. Donna steht diesmal sehr im Mittelpunkt der Handlung, und allerspätestens nach dem Wechsel in die virtuelle Welt läuft Catherine Tate zu Höchstform auf. Dabei fällt einmal mehr auf, wie wunderbar Tate und Tennant harmonieren. Silence in the Library / Forest of the Dead ist eine der Folgen, in der die starke Bindung zwischen dem Doctor und Donna besonders deutlich wird.

River Song ist in dieser Folge noch ein komplettes Mysterium. Zwei Staffeln später ist man schon deutlich schlauer, aber eigentlich ist der große Reiz von River, dass sie jemand ist, die den Doctor sehr gut kennt und sehr tief mit ihm verbunden ist, über die der Doctor und wir jedoch nichts weiter wissen. Moffat hat sich entschieden, Rivers Beziehung zum Doctor in den folgenden Staffeln schrittweise abzuarbeiten. Da das aus Sicht des Doctors geschieht (aus Rivers Sicht also von hinten aufgerollt wird), wird River zwar so schnell nicht vollständig entmystifiziert werden, genauso gut hätte Silence in the Library / Forest of the Dead aber auch als einzige River-Folge stehen bleiben können und River wäre "lediglich" einer der interessantesten Kurzzeitcompanions der Seriengeschichte geworden.

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Doctor Who – Vierte Staffel

Die vierte (neue) Staffel ist die letzte volle Staffel unter RTDs Ägide, beginnend wie immer mit einem Weihnachtsspecial. Diese Staffel bietet eines der tollsten Doctor-Companion-Gespanne der gesamten Serie und Donna ist dann auch einer der wenigen Companions, deren Potential voll ausgenutzt wurde. Sie ist daher, zumindest unter den hauptamtlichen Mitreisenden des Doctors, eindeutig mein Lieblingscompanion.

Donna haben wir schon im Weihnachtsspecial vor der dritten Staffel kennengelernt. Damals wollte sie noch nicht mit dem Doctor mitreisen, zwischenzeitlich ist ihr aber klar geworden, dass sie bisher kaum rausgekommen ist und somit gar nicht wissen kann, was ihr entgeht. In der 4. Staffel ist sie weniger aufgekratzt als in The Runaway Bride, denn dort wurde sie ja in einer Extremsituation portraitiert. Sie ist natürlich immer noch nicht auf den Mund gefallen, doch es zeigt sich, dass sie sehr mitfühlend ist – aber auch, dass sie weniger Vertrauen in ihre eigenen Fähigkeiten hat, als angebracht wäre. Donna wirkt für den Doctor als Korrektiv, nachdem er in der 3. Staffel streckenweise in gefährliches Terrain abgedriftet ist – ein bisschen kennt man sowas aus den Hörspielen mit Evelyn und dem 6. Doctor. Dem Doctor bekommt Donnas Gesellschaft merklich gut. Die beiden werden schnell sehr dicke Freunde, so dick, dass sie oftmals für ein (altes) Ehepaar gehalten werden. Donnas Familie besteht aus ihrer Mutter Sylvia, die an Donnas Lebensstil kein gutes Haar lässt, und ihrem Opa Wilf, der extrem liebenswert ist und von Donna eingeweiht wird, was die wahre Natur ihrer Reisen angeht. Er versteht sich mit dem Doctor blendend, weshalb der Doctor ihm auch über diese Staffel hinaus verbunden bleibt. Analog zu ihrem Gastauftritt in der zweiten Torchwood-Staffel, kehrt Martha für einige Folgen zurück. Im Weihnachtsspecial gibt es mit Astrid erneut einen Kurzzeitcompanion, dargestellt von Kylie Minogue, und im Finale treten etliche Companions und wiederkehrende Nebenfiguren der neuen Serie auf.

Im Gegensatz zu den anderen Staffel zieht sich diesmal ein ganzer Packen an Hinweisen auf das Finale durch die Staffel, allen voran die verloren gegangenen Planeten. Das Finale der 4. Staffel ist ein Superfinale, da es zum damaligen Zeitpunkt als vorläufiger Endpunkt der neuen Serie diente, da sich Doctor Who danach für ein reichliches Jahr in eine Pause verabschiedet hat.

Turnusmäßig ist natürlich der Moffat-Zweiteiler die Lieblingsfolge der Staffel. Auch Midnight ist ganz exzellent, obwohl das die "Billig-Folge" der Staffel ist. Mindestens für Agatha-Christie-Fans ist zudem The Unicorn and the Wasp ein (bis zum Bersten mit Anspielungen vollgestopftes) Highlight. Durchschnittliche Folgen wie The Sontaran Stratagem / The Poison Sky – die im Vergleich zur 3. Staffel etwas häufiger auftreten – werden spielend durch die tolle Chemie zwischen David Tennant und Catherine Tate gerettet. Das Finale ist allerdings dem allgemeinen Trend folgend hoffnungslos mit RTD'schem Bombast überladen, worunter die Handlung leidet. Wie immer kann man die ausführlichen Episodenbeschreibungen beim SF-Radio nachlesen.

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Donnerstag, 21. Juli 2011

Torchwood – Zweite Staffel

Auch die zweite Torchwood-Staffel wertete ich ursprünglich in meiner Eigenschaft als Doctor-Who-Fan halbwegs parallel zur deutschen Ausstrahlung aus. Inzwischen kenne ich hiervon nun ebenfalls die Originalversion, die folgende Auswertung ist also ganz wie bei der ersten Staffel eine überarbeitete Fassung der ursprünglichen Auswertung. Die Beschreibung der Handlung lese man sich bitte bei sf-radio.net durch.

Nach der eher durchwachsenen und enttäuschenden ersten Torchwood-Staffel wurden meine Erwartungen an die zweite Staffel ge- und teilweise gar übertroffen. Die Hauptfiguren werden sympathischer und vor allem konsistenter als in der ersten Staffel charakterisiert – genaugenommen legt man mit der zweiten Staffel in der Beziehung einen kompletten Neustart hin. Ein großer Pluspunkt ist dabei, dass Jacks Charakterisierung ein ganzes Stück an seine Darstellung in Doctor Who heranrückt (was u.a. bedeutet, dass er endlich ein wenig flirtfreudiger ist). Auch sonst wird Torchwood durch das Erscheinen von Martha Jones stärker in das Whoniversum eingebunden. Im Gegensatz zur ersten Staffel gibt es keine unterirdisch schlechten Folgen mehr. Das Gesamtniveau der Folgen und die Anzahl der richtig schönen Episoden liegen also deutlich höher als in der ersten Staffel. Meine Lieblingsfolge der Staffel ist eindeutig A Day in the Death, aber es gibt auch viele andere Folgen, die ganz viel Spaß machen. Die Folgen Dead Man Walking und Meat wären dagegen verzichtbar, wenn sie nicht der Charakterentwicklung dienen würden. Adam finde ich zwar ganz furchtbar, aber das liegt zum größten Teil an meiner starken Abneigung gegen Gedächtnismanipulationsfolgen.

In dieser Staffel gibt es zwar kaum noch auffällige Übersetzungsfehler, dafür macht sich die Sprecherwahl nun öfter unangenehm bemerkbar: Martha wird von einer ganz warmherzigen, aufgeschlossenen Person zum vorlauten und naiven Gör, und auch viele Nebenfiguren sind in der Synchro uninteressanter oder gar unsympathischer als im Original. Das hätte einfach nicht sein müssen, denn in der folgenden Staffel wurde all das vorbildlich umgesetzt und der Ton des Originals scheinbar mit Leichtigkeit getroffen.

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Torchwood – Erste Staffel

Parallel zu der deutschen Ausstrahlung der ersten Staffel von Torchwood wertete ich selbige mit einer Freundin per ICQ aus, basierend darauf entstand eine Auswertung aller Folgen aus der Sicht eines Doctor-Who-Fans. Inzwischen habe ich die erste Staffel todesmutig nochmal angekuckt, diesmal in der englischen Variante. Die folgende Auswertung ist daher eine Überarbeitung meiner ersten, auf der deutschen Variante basierenden Auswertung. Eine detailliertere Beschreibung und Bewertung findet sich bei sf-radio.net.

Wenn ich Jack nicht von Doctor Who her so toll finden würde, hätte ich wohl kaum die ersten Folgen durchgehalten, denn man muss erstmal viel mittelmäßige und teilweise sogar richtig schlechte Kost durchstehen, bis man zu den besseren Folgen vordringt. Die Orgasmusalien-Folge ist von Grund auf doof, die meisten anderen miesen und besonders die mittelmäßigen Folgen sind dagegen einfach nur schlecht umgesetzt – mit der angebrachten Sorgfalt hätte aus vielen Folgen viel mehr werden können. Außerdem krankt die erste Staffel an einer äußerst inkonsistenten Charakterisierung der Hauptfiguren. Als Faustregel kann man festhalten, dass Folgen, in denen Torchwood hilflos ist, die besten Folgen sind.

Im Vergleich zwischen der englischen und der deutschen Variante fallen einige Übersetzungsfehler auf, manche sogar sinnentstellend. Bei den Gastcharakteren wurden die Sprecher manchmal nicht ganz passend ausgewählt und in vielen Folgen bleibt der Humor auf der Strecke. Einerseits kann ich es zwar irgendwie verstehen, dass die Synchronisation der ersten Staffel nicht mit dem nötigen Elan erstellt wurde, andererseits lässt die Synchro dadurch viele Folgen noch schlechter dastehen als sie es im Original sind.

  zur Auswertung der einzelnen Folgen 2. Staffel →

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Donnerstag, 14. Juli 2011

Torchwood – die Hörspiele

Von Torchwood gibt es nicht nur die Fernsehfolgen, sondern u.a. auch einige von BBC Radio 4 produzierte Hörspiele. Als erstes Hörspiel wurde Lost Souls im September 2008 veröffentlicht, das nach dem Ende der zweiten Staffel spielt. Weil dieses Hörspiel anscheinend recht erfolgreich war, hat man beschlossen, Sommer 2009 drei weitere Hörspiele nachzuschieben, die vor der dritten Staffel spielen. Eine weitere Ausstrahlung von Hörspielen findet vor Miracle Day statt, innerhalb der Serienchronologie spielen diese Hörspiele jedoch wie die anderen Hörspiele zwischen der 2. Staffel und Children of Earth. Für den deutschen Fan haben die Hörspiele den Vorteil, dass man ohne größeren Aufwand die Originalstimmen der Schauspieler hören kann – die Radiosendungen der BBC sind im Gegensatz zu den Fernsehsendungen auch von außerhalb des UK frei zugänglich.

Die Auswertungen der Hörspiele habe ich der Übersicht halber nach Ausstrahlungsjahren sortiert:

  • 2008: Lost Souls
  • 2009: Asylum, Golden Age und The Dead Line
  • 2011 (The Lost Files): The Devil and Miss Carew, Submission und The House of the Dead
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Dienstag, 5. Juli 2011

Four Lions

Four Lions ist eine exzellente Djihad-Satire voll unglaublich tiefschwarzem Humor. Der Film rutscht trotz des schwierigen Themas nie in die Klamaukigkeit ab und holt kein einziges Mal die Moralkeule raus, sondern spielt gekonnt mit den Klischees und Vorurteilen, die man als Zuschauer im Kopf sitzen hat. Angesichts des schonungslosen Humors ist Four Lions absolut kein Film für empfindsamere Gemüter.

In Sheffield gibt es eine kleine Terrorzelle, die bisher noch nichts zu Stande gebracht hat. Nach einem missglückten Aufenthalt in einem Terrorcamp zweier der Möchtergern-Djihadisten soll nun endlich zur Tat geschritten werden und nach einigen Diskussionen steht fest: Der London Marathon soll Ziel ihres Anschlags werden.

Das Lachen müsste einem eigentlich ständig im Halse stecken bleiben, doch Four Lions ist so brutal (und) witzig, dass einem das Lachen trotzdem rausgezwungen wird. Richtig gut kommt in diesem Film keiner weg: Die Terroristen sind strohdoof, Polizei und Geheimdienst sind himmelschreiend inkompetent und die Figuren im Umfeld der Terroristen, die mit dem Anschlag nicht direkt zu tun haben, sind zwar nicht gefährlich in ihrer Doofheit, aber eben trotzdem nicht die hellsten Lampen im Leuchter. Erstaunlicherweise muss man die Terroristen fast ein bisschen mögen, da sie eigentlich arme Schweine sind, die sich in etwas reingeritten haben, das sie völlig unterschätzt haben. Wenn sie nicht ganz so unterbelichtet und verblendet wären, hätten sie allerdings mindestens das Schlimmste verhindern können, was das Mitleid mit ihnen wieder ein bisschen verringert – manchmal möchte man die Hauptfiguren einfach nur packen, schütteln und ihnen ein "seid ihr denn völlig bekloppt" entgegenschreiben, aber das wäre vergebliche Liebesmüh, wie der Film klar macht. Gerade die Entscheidung, die Terroristen irgendwie liebenswürdig, aber dennoch hochgefährlich darzustellen, sorgt dafür, dass Four Lions kein Film für zwischendurch ist, sondern richtig hängen bleibt. Und mindestens was die Seite der Polizei angeht, beschleicht einen spätestens am Ende der unschöne Gedanke, dass dieser Film gar nicht so weit weg ist von der Realität, wie man es gern hätte.

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Donnerstag, 23. Juni 2011

dradio-Recorder

Normalerweise gebe ich keine Produktempfehlungen, aber der dradio-Recorder ist wirklich ein ganz feines und einfach zu bedienendes Programm, das auch für Leute, die kein Deutschlandradio hören, interessant ist. Kennengelernt habe ich den dradio-Recorder übrigens durch diesen Kommentar.

Der dradio-Recorder baut auf dem phonostar-Player auf (den ich nicht kenne), dem Vernehmen nach besteht der Unterschied vor allem darin, dass der dradio-Recorder werbefrei ist und automatisch die Programmvorschau für die Deutschlandradio-Sender darstellt. Wenn man viel Radio hört, sind vor allem zwei Sachen wichtig: Zum einen die Favoriten (zu finden beim Punkt Sender) und zum anderen die Wunschlisten (bei Sendungen). Wenn man einen Sender gesucht und gefunden hat, kann man diesen den Favoriten zufügen – man kann sich also eine Liste der Lieblingssender zusammenstellen, was den Senderwechsel bei mehreren Lieblingssendern stark vereinfacht. Um von einem Sender die Programmvorschau angezeigt zu bekommen, muss man unter "Sendungen" den Sendernamen als Wunschliste anlegen. Das erleichtert zudem den Prozess des Aufnehmens einer einzelnen Sendung, was dann nämlich per Knopfdruck geschieht. Selbstverständlich kann man auch einen Sendungsnamen angeben und automatisch aufnehmen lassen, z.B. für die Aufnahme ganzer Hörspielstaffeln. Die manuelle Programmierung einer Aufnahme ist ebenfalls möglich und man kann zusätzlich auch Podcasts abonnieren. Die Bitrate für Aufnahmen kann man in den Einstellungen vorgeben.

Die Bitrate der empfangenen Sendungen lag bei mir bisher 128 kbit/s – ich weiß nicht, ob das eine Limitierung des dradio-Recorders ist, oder an den von mir gehörten Sendern liegt. Für Sprechprogramme und zum einfachen Hören ist diese Qualität vollkommen ausreichend. Für gut produzierte Hörspiele könnte die Bitrate etwas höher sein, doch wenn man das mit dem vergleicht, was sich Audible so anzubieten traut, sind 128 kbit/s immer noch besser. Bei einer wackeligen Internetleitung kann es verständlicherweise zu Aussetzern kommen, in dem Fall sollte man also falls vorhanden lieber auf die Mediathek des Radiosenders der Wahl ausweichen, da man dort zur Not an der gleichen Stelle weiterhören kann.

Der dradio-Recorder befindet sich noch im beta-Stadium, ist aber schon jetzt ein sehr empfehlenswertes Programm mit einer angenehm schlanken Benutzeroberfläche. Ich hatte Internetradio vorher entweder über einen in die Internetseite eingebetteten Live-Stream gehört (was bedeutet, dass immer ein Browsertab zusätzlich offen ist) oder über andere Programme, die das Hören von Streams nur als Nebenfunktion anbieten. Demgegenüber ist so ein kleines gesondertes Programm ein ganz gewaltiger Fortschritt in Sachen Komfort.

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